Konzeptstudie Lambretta Elettra
Die Lambretta soll elektrisch rollern
9.11.2023, 16:15 UhrMotorroller waren groß in Mode in der Nachkriegszeit, und das nicht erst, seit eine Vespa neben Audrey Hepburn und Gregory Peck die dritte Hauptrolle in der Filmromanze „Ein Herz und eine Krone“ (1953) ergattert hatte. Neben der legendären „Wespe“ konnte sich aber noch ein anderer italienischer Roller bis heute Kultstatus und einen klangvollen Namen bewahren: Die Lambretta. Zwar musste der italienische Hersteller Innocenti, der die Lambretta-Lizenzen auch nach Deutschland und da an NSU verkauft hatte, die Zweiradproduktion schon im Jahr 1971 einstellen. Und auch bei Scooter India Ltd., das im Anschluss die Produktionsmaschinen erworben hatte, war es 1997 vorbei mit der Lambretta. Doch 2018 wurde der traditionsreiche Name – der sich übrigens auf den Mailänder Stadtteil Lambrate bezieht - von der österreichischen KSR Group wieder wachgeküsst.
Das neue Leben soll zukunftsfest gemacht werden. Und so ist auf der Mailänder Motorradmesse EICMA (bis 12. November) die vollelektrische Lambretta Elettra zu bewundern – vorerst allerdings nur als Konzept. Modern sieht die Studie aus, ohne dabei die klassische Ästhetik zu verraten; die Sitzbank klappt auf Knopfdruck hoch, dank der niedrigen Sitzhöhe von 78 Zentimetern dürfte der Auf- und Abstieg wohl mühelos gelingen. Mit ihren 11 kW/15 PS sortiert sich die Elettra in die 125er-Klasse ein, wäre also mit einem alten 1b-Führerschein, der neuen A1-Fahrerlaubnis oder aber einer um die Schlüsselzahl 196 erweiterten B-Autolizenz zu pilotieren.
Eine 4,6-kWh-Batterie erlaubt je nach Fahrmodus Reichweiten, die sich in etwa zwischen 60 und 130 Kilometern bewegen. Die Spitze liegt bei 110 km/h, aufgeladen wird entweder an der Haushaltssteckdose (fünfeinhalb Stunden) oder am Schnelllader (35 Minuten bis 80 Prozent). Preise sind noch nicht bekannt, denn mit dem Markstart des Serienmodells ist wohl erst 2025 zu rechnen. Unter 7000 Euro dürfte es aber kaum abgehen.
Vorsprung für die Vespa
Die „Wespe“ hat gegenüber der Lambretta Elettra übrigens die schicke Nase vorn: Lautlos und lokal emissionsfrei Vespa-Rollern lässt es sich längst, wahlweise mit der Elettrica 45 (ab 6999 Euro) oder der Elettrica 70 (ab 7199 Euro).
Blick zurück ins Jahr 1950: Damals rettete die Lambretta das Neckarsulmer NSU-Werk aus einer prekären Lage. Die Zeit, in der dort Reparaturarbeiten an US-Army-Fahrzeugen vorgenommen wurden, ging zu Ende, es drohten sich bedenkliche Lücken bei der Auslastung aufzutun. In ihrer Not beschloss die Geschäftsleitung, dem Trend zum Motorroller zu folgen, und das möglichst schnell, also ohne eine zeitraubende Eigenentwicklung in Angriff zu nehmen. Und so wurde man bei Innocenti in Mailand vorstellig, kaufte die Lambretta-Lizenz und begann noch 1950 mit der Produktion eines Rollers, der auf den Namen NSU Lambretta getauft wurde.
Den Antrieb übernahm ein Einzylinder-Zweitaktmotor. Auf die erste, 4,5 PS starke und maximal 70 km/h schnelle 123-ccm-Variante folgte 1954 ein stärkeres 150-ccm-Modell, das es auf 6,2 PS und 81 km/h Spitze brachte. Als der Lizenzvertrag mit Innocenti im Jahr 1956 auslief, war das zwar das Ende der NSU Lambretta, nicht aber das der Roller aus Neckarsulm. Die Nachfolge trat die NSU Prima an, von der bis 1964 rund 160.000 Einheiten die Fabrikhallen verließen.
Dass auch die Prima eine elektrische Wiedergeburt erlebt, darf freilich bezweifelt werden – obwohl Motorroller auch heute wieder groß in Mode sind.
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