SUV mit 300 PS und Sportabzeichen

Opel Grandland GSe: Der sportliche Power-Plug-in-Hybrid im Test

Ulla Ellmer

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1.1.2024, 20:03 Uhr
Die Motorhaube in Diamantschwarz hat der GSe exklusiv. Sie kostet 350 Euro Aufpreis.

© Hersteller Die Motorhaube in Diamantschwarz hat der GSe exklusiv. Sie kostet 350 Euro Aufpreis.

Wie er aussieht:

Der Grandland verkörpert ein klar und schnörkellos gezeichnetes Kompakt-SUV, das sich im Umfeld von VW Tiguan & Co. aufhält und das Stattlichste ist, was Opel derzeit zu bieten hat. Als Topmodell tritt der 4,48 Meter lange Grandland das Erbe früherer und echter Markengrößen wie Admiral, Diplomat oder Senator an, unmittelbarer Vorgänger in der Rolle des Flaggschiffs war der 2022 ausgemusterte Insignia.

Innerhalb der Grandland-Baureihe setzt sich der GSe an die Spitze. Wer sich in der Opel-Historie auskennt, mag sich an das Kürzel noch in etwas anderer Schreibweise erinnern: GS/E stand einst für „Grand Sport Einspritzung“. Mit kleinem e wird daraus „Grand Sport electric“ und gibt einen Hinweis auf die teilelektrische Identität des Fahrzeugs als Plug-in-Hybrid.

Die drei Buchstaben gehen einher mit speziellen Stilelementen: Von seinen braveren Brüdern unterscheidet sich der GSe beispielsweise durch 19-Zoll-Leichtmetallräder im „Monza“-Design, ferner durch Unterfahrschutz-Optik an Front und Heck sowie, falls das Geschmacksempfinden danach verlangt, einer schwarzen Motorhaube.

Zur familiären Situation innerhalb des Stellantis-Konzerns: Der Grandland ist eng mit dem Peugeot 3008 verwandt.

Display-Doppel: "Pure Panel"-Cockpit im Grandland GSe.

Display-Doppel: "Pure Panel"-Cockpit im Grandland GSe. © Hersteller

Wie er eingerichtet ist:

Nicht sehr viel anders als die übrigen Grandland-Varianten. Exklusiv hat das Topmodell die straff gepolsterten und mit Alcantara bezogenen GSe-Performance-Sitze, die sportlichen Seitenhalt bieten, vielfach elektrisch verstellbar sind und eine manuell ausziehbare Oberschenkelauflage besitzen. Die AGR-Zertifizierung der Aktion Gesunder Rücken weist die Fauteuils als besonders verträglich fürs Kreuz aus, was wir unterschreiben würden.

Typisch Opel ist das volldigitale Pure-Panel-Cockpit, das aus zwei Displays besteht, dem Fahrerinstrumentarium einerseits und dem zentralen Touchscreen andererseits. Durch verschachtelte Menüs muss der Nutzer nicht irrlichtern, die Wege zu den gesuchten Informationen sind einfach zu finden. Und doch merkt man dem Grandland gerade hier an, dass er nicht mehr der Allerjüngste ist, die Grafik der Anzeigen wirkt etwas schlicht und das Cockpit-Layout weniger cool als bei moderneren Mitbewerbern.

Ausdrücklich loben wollen wir aber die Anwesenheit diverser physischer Bedienelemente, zu denen etwa Drehknöpfe für Lautstärke und Klimatisierung gehören sowie Direkttaster, die direkt zu den wichtigsten Funktionen wie Navigation, Audio oder Telefon führen. Weder gegen Geld noch gegen gute Worte ist ein Head-up-Display zu haben.

Wie viel Platz er hat:

Angemessen. Auch seine Passagiere in zweiter Reihe beherbergt der Grandland bequem und unbedrängt. Hinter die (serienmäßig elektrische) Heckklappe und in das funktional ausgeformte Gepäckabteil packt der Plug-in-Hybrid 390 bis 1528 Liter. Damit lässt es sich gut leben, bedeutet gegenüber dem konventionell angetriebenen Modell aber dennoch ein Defizit von 124 Litern, was wiederum dem Platzbedarf von Heckmotor und Antriebsbatterie zuzuschreiben ist. Die Rücksitzlehne lässt sich praktischerweise vom Kofferraum aus umklappen, einen Verschiebemechanismus besitzt das Fondmöbel indes nicht. Das Ladekabel passt ins Fach unter dem hochklappbaren Ladeboden.

Was ihn antreibt:

Ein Trio aus einem 147 kW/200 PS starken 1,6-l-Vierzylinder-Turbobenziner und zwei Elektromotoren. Die eine dieser E-Maschinen sitzt an der Vorderachse und leistet 81 kW/110 PS, die andere befindet sich an der Hinterachse und mobilisiert 83 kW/113 PS. Gemeinsam bringt die Antriebscombo eine beträchtliche Systemleistung von 221 kW/300 PS zusammen und sorgt für permanenten elektrischen Allradantrieb. Eine Achtgang-Wandlerautomatik managt die Kraftübertragung.

Schon mal gehört in Zusammenhang mit dem Opel-SUV? Kann gut sein. Denn wirklich neu ist dieser Plug-in-Hybridantrieb nicht. Bevor der 300-PS-Grandland zum GSe wurde, hieß er einfach Hybrid4, hatte aber weniger Sport-Komponenten zu bieten. Dazu später mehr.

Alternativ gibt es den Grandland auch als „einfachen“ Plug-in-Hybrid mit Frontantrieb und 165 kW/224 PS Systemleistung. Auch als purer Benziner oder Diesel mit jeweils 96 kW/130 PS steht er zur Verfügung.

Made in Germany: Der Grandland GSe wird in Eisenach produziert.

Made in Germany: Der Grandland GSe wird in Eisenach produziert. © Hersteller

Wie er sich fährt:

Die stattliche Leistung bleibt beim Fahren nicht unbemerkt. Solange die Traktionsbatterie ausreichend gefüllt ist, um die beiden E-Motoren zu füttern, geht der im Hybrid- und Sportmodus elektro-geboostete Grandland GSe sehr entschlossen zur Sache. Drangvoll beschleunigt er und eilt in 6,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h, erst bei 235 km/h ist Schluss.

Spürbar weniger Ehre macht der GSe seinem Sportabzeichen allerdings, wenn der 1,6-l-Benziner mit seinen 200 PS auf sich allein gestellt ist und die fast 1,9 Tonnen schwere Fuhre ohne elektrischen Beistand antreiben muss.

Immerhin: Das hybridische Miteinander des Antriebstrios und das Zusammenspiel mit der feinen Achtgangautomatik erfolgt unauffällig und dezent im Hintergrund. Ein akustischer Krawallbruder ist der Grandland GSE auch nicht, der Verbrenner befleißigt sich bei höherem Leistungsanspruch einer zwar kernigen, aber nicht unangenehmen Tonart.

Kommt auch mit etwas rauerem Geläuf klar: Der GSe arbeitet mit elektrischem Allradantrieb. Das unterscheidet ihn übrigens vom Astra GSe.

Kommt auch mit etwas rauerem Geläuf klar: Der GSe arbeitet mit elektrischem Allradantrieb. Das unterscheidet ihn übrigens vom Astra GSe. © Hersteller

Im Unterschied zum vormaligen Hybrid4-Modell – wir erinnern uns – hat der GSe frequenzselektive Koni-Dämpfer bekommen, die ihre Dämpfungscharakteristik situationsabhängig variieren, auf mechanischem Wege übrigens. Eine sportlichere Gangart wird mit Härte quittiert, entspanntes Cruisen hingegen mit Sanftmut. Hinzu kommt eine speziell kalibrierte und rückmeldungsintensivere Lenkung.

Trotzdem ist der Grandland GSe weder ein kurvengieriges Handlingtalent noch ein Wunder an Fahrkomfort. Ersterem stehen das hohe Gewicht und der hohe SUV-Aufbau entgegen, letzterem das unterm Strich doch recht straffe Fahrwerks-Setup.

Noch ein Wort zu den Fahrmodi: Neben Hybrid, Sport und 4WD gibt es, natürlich, auch das rein elektrische EV-Programm, das der GSe standardmäßig beim Losfahren nutzt und in dem eine Spitze von 135 km/h möglich ist. Mithilfe des e-Save-Modus lassen sich die elektrischen Reserven aufsparen, das macht beispielsweise dann Sinn, wenn am Ende der Tour eine Umweltzone wartet. Notfalls kann der Akku auch während der Fahrt geladen werden, was ökologisch und ökonomisch freilich wenig Sinn macht. Für eine intensivierte Rekuperation ist die Fahrstufe „B“ zuständig.

Wie weit er elektrisch kommt:

Nach WLTP-Norm 55 Kilometer. Das ist nicht wirklich sensationell (es gibt inzwischen Plug-in-Hybride, die eine elektrische Reichweite von 80 bis 100 Kilometern schaffen), kommt aber in der Praxis ungefähr hin und sollte für den Kurzstrecken-Alltag reichen, sofern diszipliniert geladen wird und auch entsprechende Lademöglichkeiten vorhanden sind.

Was er verbraucht:

Geht man mit voll geladenem Akku an den Start, kann man den Grandland GSe auf den ersten hundert Kilometern mit 2,4 Litern Sprit und 19,2 kWh Strom bewegen. Im Hybridmodus haben wir durchschnittlich 7,2 l Sprit pro 100 Kilometer verbraucht. Bei zügiger Autobahnfahrt und bar der elektrischen Unterstützung driftet der Kraftstoffkonsum schon mal in die Zweistelligkeit ab. Weil der Tank nur 43 Liter fasst, muss auf der Langstrecke relativ häufig eine Tankstelle angesteuert werden.

Wie er lädt:

Einphasig. Die Komplettladung an der Haushaltssteckdose (1,8 kW) nimmt acht Stunden und vierzig Minuten in Anspruch. Eine Wallbox oder öffentliche AC-Ladesäule wird serienmäßig mit 3,7 kW angezapft, Vollladen dauert hier rund vier Stunden. Der 7,4-kW-Onboard-Charger, mit dem sich die Ladezeit zumindest an einer 22-kW-Station auf gut zwei Stunden verkürzt, kostet 500 Euro Aufpreis.

Sportabzeichen: "GSe"-Schriftzug am Heck.

Sportabzeichen: "GSe"-Schriftzug am Heck. © Hersteller

Leider liegt dem Fahrzeug nur ein Ladekabel für die Haushaltssteckdose bei, das ansonsten erforderliche Mode-3-Kabel muss ebenfalls extra bezahlt werden und kommt auf 249 Euro.

Schnellladen an der Turbo-Ladesäule kann der Grandland GSe so wie die meisten anderen Plug-in-Hybride nicht.

Was er bietet:

Neben den bereits erwähnten GSe-Leichtmetallrädern im Monza-Design und den beheizbaren, alcantarabezogenen GSe-Performance-Sitzen mit AGR-Gütesiegel gehören unter anderem Navi, 360-Grad-Rückfahrkamera mit Parkassistent, Lenkradheizung, Zweizonen-Klimaautomatik, elektrische Heckklappe, Keyless-Go und das Matrix-LED-Licht „IntelliLux“ zur Serienausstattung.

Lockt mit Leistung: Subventioniert werden Plug-in-Hybride schon lange nicht mehr. Der Top-Grandland führt stattdessen seine PS-Power als Kaufargument an.

Lockt mit Leistung: Subventioniert werden Plug-in-Hybride schon lange nicht mehr. Der Top-Grandland führt stattdessen seine PS-Power als Kaufargument an. © Hersteller

Was er kostet:

Ab 59.000 Euro. Damit ist der Grandland GSe nicht nur das stärkste, sondern auch das teuerste Modell im Opel-Programm.

Was wir meinen:

Das buchstäblich stärkste Argument für den Grandland GSe ist seine Leistung. In erster Linie wird er daher bei sportlich gesinnten Käufern Interesse finden, denen außerdem ein gewisses Maß an Platz und Funktionalität wichtig ist und die möglicherweise von der vergünstigten 0,5-Prozent-Dienstwagenbesteuerung profitieren können. Von der nicht allzu üppigen elektrischen Reichweite hat nur der etwas, der hauptsächlich Kurzstrecke fährt, bequem laden kann und dies auch tut.

Tipp: Wenn es nicht gerade 300 PS, Allradantrieb und GSe-Sportabzeichen sein sollen, aber trotzdem ein Plug-in-Hybrid gewünscht ist, dann kann der Fronttriebler mit 224 PS eine gute Alternative sein. In einfacherer, aber keineswegs frugaler Ausstattung ist er schon ab 47.800 Euro zu haben.


Datenblatt: Opel Grandland Hybrid4 GSe

Antrieb Plug-in-Hybrid, elektrischer Allradantrieb, Achtstufen-Wandlerautomatik

VERBRENNUNGSMOTOR:

Motorart Otto

Hubraum 1598 ccm

Zylinder 4

Leistung 147 kW/200 PS bei 6000/min

max. Drehmoment 300 Nm bei 3000/min

ELEKTROMOTOR vorn:

Leistung 81,2 kW/110 PS bei 2500/min

Max. Drehmoment 320 Nm bei 500 – 2500/min

ELEKTROMOTOR hinten:

Leistung 83 kW/113 PS bei 14.000/min

Max. Drehmoment 166 Nm bei 0 – 4760/min

HYBRIDANTRIEB

Systemleistung 221 kW/300 PS

Systemdrehmoment 520 Nm

Batterie Lithium-Ionen 14,2 kWh

Laden AC einphasig bis 7,4 kW

Höchstgeschwindigkeit 235 km/h, elektrisch 135 km/h

Beschleunigung 0 auf 100 km/h 6,1 sec

Normverbrauch WLTP 1,6 – 1,4 l S/100 und 18,6 – 18,5 kWh Strom/100 km

Testverbrauch 7,2 l S pro 100 km

CO2-Emission 36 - 32 g/km

Schadstoffnorm Euro 6e

Energie-Effizienzklasse A+

Länge 4,48 m

Breite 1,91 m ohne, 2,01 m mit Außenspiegeln

Höhe 1,61 m

Sitzplätze 5

Kofferraum 390 bis 1528 l

Kraftstoff-Tank 43 l

Leergewicht 1867 kg

zulässiges Gesamtgewicht 2370 kg

Zuladung 494 kg

Anhängelast 1250 kg (gebremst), 750 kg (ungebremst)

Versicherungs-Typklassen 18 (KH), 22 (TK), 21 (VK)

Preis ab 59.000 Euro

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