Streit um den Parkplatz
Strafe oder nur böse Blicke? Das droht Männern, die auf Frauenparkplätzen parken
10.10.2022, 12:06 UhrDer perfekte Parkplatz ist groß, gut beleuchtet und direkt vorm Eingang des Supermarkts oder am Ausgang des Parkhauses. Oft sind diese Premium-Plätze für Frauen reserviert. Was droht Männern, die sich die Vorzüge des Luxus-Platzes trotzdem nicht entgehen lassen wollen?
Frauenparkplätze gibt es in Deutschland seit den 80er Jahren. Bei dem Konzept geht es in erster Linie um die Sicherheit: Die Parkplätze liegen nahe am Ausgang in gut beleuchteten und videoüberwachten Bereichen. Das soll den Frauen ein sicheres Gefühl und mehr Freiheiten geben, denn laut einiger Studien würden Frauen dunkle Ecken hinten im Parkhaus, besonders in der Nacht, aus Angst vor Übergriffen und Gewalt meiden.
Für manche Männer sind die Frauenparkplätze allerdings ein Ärgernis. Wieso weit weg vom Ausgang parken, wenn ganz vorne gleich mehrere Frauenparkplätze frei sind? Fast jeder fünfte Mann in Deutschland parkt laut einer YouGov-Umfrage auch mal auf einem Frauenparkplatz. Müssen die mit Ärger rechnen?
Rechtliche Konsequenzen gibt es nicht, denn die Straßenverkehrsordnung sieht Frauenparkplätze nicht vor. Allerdings gilt auf privaten Parkplätzen das Hausrecht des Supermarkts oder Parkhausbetreibers. Und der könnte den Falschparker abschleppen lassen. Ob Privatparkplätze überhaupt Frauenparkplätze anbieten, steht den Betreibern frei. Zumindest in Bayern, in anderen Bundesländern sind Frauenparkplätze Vorschrift.
Diskriminieren Frauenparkplätze Männer?
Immer wieder kommt die Debatte darüber auf, ob die Parkplätze auf Kosten der Männer gehen. Laut YouGov sind 21 Prozent der befragten Männer der Meinung, Frauenparkplätze würden andere Autofahrer diskriminieren. Sechs Prozent der Frauen stimmten dem zu.
Ein Parkhaus im Schwarzwald richtete vor ein paar Jahren aus Protest sogar Männerparkplätze ein. Laut Bürgermeister extra eng und verziert mit dem Gemälde einer nackten Frau. 2019 verhandelte das Münchner Verwaltungsgericht einen Fall aus Eichstätt, bei dem sich ein Mann durch die Frauenparkplätze eingeschränkt fühlte. Im September gab es einen neuen vermeintlichen Diskriminierungsfall: Ein Mann hatte in Ulm auf einem Frauenparkplatz in einem Parkhaus geparkt und wurde von einem Mitarbeiter unter Androhung einer Radkralle des Platzes verwiesen. Dadurch habe er sich laut donau3fm "grundsätzlich als Mann diskriminiert" gefühlt.
Auch wenn die Parkplätze manche Männer nerven: "Das Unsicherheitsgefühl bei Frauen ist oft höher. Dass es Frauenparkplätze gibt und diese auch von den Männern nicht blockiert werden, ist richtig und wichtig", erklärte Anita Eckhardt von Frauen gegen Gewalt dem Spiegel. Laut Familienministerium wird in Deutschland jede dritte Frau mindestens einmal im Leben Opfer von Gewalt.
8 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen