Pestizide und Co.

Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grün ist deine Ökobilanz? Tipps für einen nachhaltigen Weihnachtsbaum

Saskia Muhs

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6.12.2023, 06:00 Uhr
Schön anzusehen und herrlich duftend - Heiligabend ohne Weihnachtsbaum ist für die meisten bei denen Weihnachten gefeiert wird, undenkbar: In mehr als jedem zweiten deutschen Haushalt wird zum Fest ein Baum aufgestellt (Symbolbild). 

© Malte Christians, NNZ Schön anzusehen und herrlich duftend - Heiligabend ohne Weihnachtsbaum ist für die meisten bei denen Weihnachten gefeiert wird, undenkbar: In mehr als jedem zweiten deutschen Haushalt wird zum Fest ein Baum aufgestellt (Symbolbild). 

Was wäre Weihnachten ohne Weihnachtsbaum? Für die meisten von uns sicherlich nur halb so schön. Deshalb gleich vorweg: In diesem Artikel geht es nicht darum, die beliebte Weihnachtsbaum-Tradition schlecht zu reden oder gar abschaffen zu wollen. Dennoch hat der Anbau der, laut Hauptverband der Deutschen Holzindustrie, circa 30 Millionen Christbäume im Jahr auch seine Schattenseiten. Doch warum ist der Weihnachtsbaum oft nicht umweltfreundlich? Worauf kann ich als Verbraucher achten und ist der Kunstbaum aus Plastik wirklich nachhaltiger? Wir klären auf.

Sieben der schädlichsten zugelassenen Pestizide nachgewiesen

Das Umweltbundesamt schreibt zum Thema Weihnachtsbaum im November 2023:

"Weihnachtsbäume werden in der Regel in Plantagen angebaut. Umweltbelastungen entstehen insbesondere durch den Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden sowie durch den Transport zu den Kund*innen. Im Vergleich zu anderen Konsumgütern sind die Umweltbelastungen von Weihnachtsbäumen allerdings als gering einzustufen."

Mit anderen Worten: es gibt zweifelsfrei größere Umweltsünder als unseren Weihnachtsbaum. Besonders aber wer Kinder und Tiere im Haushalt hat, möchte sicherlich auf gesundheitsschädliche Pestizide auf den Nadeln verzichten. Und davon finden sich leider einige auf einem Großteil der Nadelbäume.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat im Jahr 2020 Weihnachtsbäume von einem unabhängigen Labor auf Rückstände von knapp 140 Pestiziden untersuchen lassen. Bei 14 von insgesamt 23 getesteten Bäumen wurde das Labor fündig. Insgesamt wurden neun verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen, von denen sieben zu den gefährlichsten zählen, die in der EU überhaupt eingesetzt werden dürfen.

"Besonders kritisch ist die hohe Mehrfachbelastung, viele Weihnachtsbäume sind einem regelrechten Pestizidcocktail ausgesetzt. Die Wechselwirkung der Einzelstoffe auf die menschliche Gesundheit ist nahezu unbekannt." heißt, so BUND-Pestizidexpertin Corinna Hölzel in der Pressemitteilung.

Besonders häufig wurde das Insektenbekämpfungsmittel lambda-Cyhalothrin nachgewiesen, es gilt als das schädlichste zurzeit in der EU zugelassene Pestizid. Es schädigt unter anderem Nervenzellen und das Hormonsystem, ist hochgiftig für Bienen und Wasserlebewesen und reichert sich auch in anderen Lebewesen an. In zwei Weihnachtsbäumen wurde das umstrittene Totalherbizid Glyphosat nachgewiesen, dessen Einsatz vor kurzem erst unter großem Protest von Umweltschützern von der EU um weitere zehn Jahre verlängert wurde – wenn auch unter angeblich strengeren Vorgaben.

Schon in geringen Mengen schädigen Glyphosat und "Roundup" die menschlichen Embryonal- und Plazentazellen sowie die DNA von Menschen und Tieren, heißt es in einem Bericht der Albert-Schweitzer-Stiftung. Zudem tötet es jede Pflanze, die nicht entsprechend gentechnisch verändert ist. Wildpflanzen haben dementsprechend keine Chance und wo weniger Wildpflanzen wachsen, gibt es auch weniger Nahrung und Lebensraum für Insekten, auf die neben Vögeln auch wir Menschen angewiesen sind, da sie unsere Nutzpflanzen bestäuben können, aus denen unsere Nahrung gewonnen wird.

Umwelt-Bilanz

Das Schaffhauser Büro für Umweltberatung ESU-Services hat berechnet, wie sich die Weihnachtsbaum-Industrie auf die Umwelt auswirkt. Dazu wurden Umweltbelastungspunkte für diverse Aspekte, darunter die Art des Weihnachtsbaumes, die Zucht- oder Herstellungsbedingungen, der Transport und die Entsorgung vergeben. Die Ökobilanz variiert also je nach Sorte, Art der Zucht und Transport des Weihnachtsbaums. Ist ein Baum in allen Punkten also möglichst nachhaltig, kann er angesichts der Menge an CO2, die er während seines Wachstums speichert, klimaneutral sein. Die Betonung liegt auf kann,

Am schlechtesten schneidet bei der Berechnung die Zuchttanne ab, die auf einer Plantage großgezogen wurde. Besser ist ein Biobaum aus der eigenen Region und am besten einer direkt aus einem gemischten Waldgebiet, auf dem der Baum legal geschlagen werden darf. Wer mehr Details erfahren und herausfinden will, wie nachhaltig das eigene Bäumchen ist, kann den Weihnachtsbaumrechner des Schaffhauser Büros für Umweltbelastung nutzen.

Ein zwei Meter hoher Tannenbaum bindet am Ende der Wachstumszeit etwa 15 Kilogramm CO2. Dies ist aber nur ein kurzfristiger Effekt: Zu Beginn seiner der acht- bis zehnjährigen Wachstumszeit wiegt der Baum nur wenige hundert Gram. Baby-Bäume tragen also noch nicht zu einer dauerhaften Entlastung in Sachen CO2 bei. Sobald die Bäume nach dem Fest verbrannt werden, wird das CO2 wieder freigesetzt. Für die Ökobilanz wurde diese Klimaneutralität der Biomasse berücksichtigt (nicht aber die kurzfristige Speicherung). Ein alter Buchenwald als natürliche Referenz in der Schweiz wäre deutlich effektiver und nachhaltiger bezüglich langfristiger CO2 Bindung.

Abgesehen davon sind große Weihnachtsbaum-Plantagen auch immer Monokulturen, die wenig Vielfalt für Tiere und Insekten bieten, anfällig für Schädlinge sind und außerdem viel Wasser verbrauchen, das auch in Deutschland immer knapper wird.

Warum der Plastikbaum nicht nachhaltiger ist

Ein Plastikbaum hat wegen des Energieeinsatzes bei der Produktion, des Transportes und der Entsorgung eine wesentlich schlechtere Ökobilanz und endet irgendwann als Plastikmüll. Vier von fünf Plastiktannen werden aus dem Fernen Osten importiert. Ein Weihnachtsbaum aus Plastik müsste ungefähr 17 Mal aufgestellt werden, um eine bessere Ökobilanz aufzuweisen, heißt es auf der Website der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Bundesverband e. V.. Dem WDR-Wissensmagazin "Quarks" zufolge entstehen laut Studien durch einen natürlichen Baum etwa 3,1 Kilogramm Kohlendioxid, während bei einer Plastiktanne 48,3 Kilogramm CO₂ zusammenkommen.

Wo finde ich Öko-Bäume in der Region?

Mit Zertifikaten wie FSC, PEFC, Naturland oder Bioland ausgezeichnet ist, ein umweltfreundlicher Anbau garantiert. Hier kommen keine Pestizide und künstliche Düngemittel zum Einsatz. Die Zahl der zertifizierten Plantagen nimmt zu. Eine natürliche Unkrautbekämpfung erfolgt mit Wildkraut-Bürsten, Mulcher mit sogenannter Feinaustastung oder durch Schafe, so die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Der BUND Bayern stellt jedes Jahr eine Liste mit Anbietern von umweltfreundlichen Christbäumen zusammen. Hier geht's zur Christbaumhändler-Liste für Mittelfranken. Auch für die Oberpfalz gibt es eine Liste, Sie finden diese hier.

Der Weihnachtsbaum im Topf – das ist wichtig

Hier sollte man gut aufpassen, unter welchen Bedingungen der Baum gewachsen ist. Denn wenn der Weihnachtsbaum aus der Erde in einen Topf umgesetzt wurde, werden dabei die Wurzeln abgehackt und der Baum kann später, wenn er eingepflanzt wird, nicht richtig wachsen, heißt es auf dem Verbraucherportal "Nachhaltig-Sein.info". Besser seien demnach Bäume, die im Topf gezüchtet wurden. Aber: Sie dürfen nicht zu alt sein, damit die Erde nicht zu verwurzelt ist. Am besten geht man zum Kauf im Topf deshalb in eine gute Baumschule.

Ein Hin und Her zwischen kalter Luft und Wohnzimmerwärme überleben die Bäume nicht, erklärt die Biologin Jasmin Schreiber gegenüber "Deutschlandfunk Nova": "Vor allem, wenn es draußen friert: Dann hat sich die Pflanze schon angepasst und ihren Wasserverbrauch extrem heruntergefahren." Daher gilt: Ein Draußen-Baum bleibt draußen, ein Drinnen-Baum (zum Beispiel aus dem Gewächshaus) bleibt drinnen. Das gilt auch für Mietweihnachtsbäume.

Rent-A-Weihnachtsbaum

Auch Weihnachtsbäume zu mieten wird immer beliebter: Online gibt es mittlerweile schon zahlreiche Weihnachtsbaum-Verleihe, wie "Weihnachtsbaumfreunde", "Paderbäumchen" oder "Baumeria".de, welche den Weihnachtsbaum pünktlich zum Fest nach Hause liefern und im Anschluss wieder abholen und anschließend weiterwachsen lassen bzw. "auswildern". Leider beliefern viele dieser Unternehmen unsere Region (noch) nicht. Ein Anruf in der nahegelegenen Baumschule oder der Försterei ist jedoch einen Versuch wert.

Nachhaltige Entsorgung

Komplett unbehandelte Bäume kann man kompostieren oder wiederverwerten: Zum Beispiel können die Zweige als Frostschutz für Pflanzen im Garten oder auf dem Balkon verwendet werden. Laut der Umweltschutzstiftung "World Wildlife Fund" (WWF), die Stämme und Äste nicht zur Vergärung in der Biogasanlage geeignet, weshalb man sie nicht im Biomüll entsorgen sollte. Wer einen Kamin oder Ofen besitzt, kann den Weihnachtsbaum verfeuern, nachdem er durchgetrocknet ist.

Ansonsten sollte man ihn über die städtischen Sammelstellen oder den Recyclinghof entsorgen. Von dort aus werden sie meist abgeholt, gehäckselt und zu Mulch oder Kompost verarbeitet. Daher sollten die alten Weihnachtsbäume auch stets gründlich abgeschmückt werden. Nicht verkaufte Weihnachtsbäume vom Händler landen übrigens oft als weihnachtliches Tierfutter im Zoo.

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