Debatte zur neuen Switch
Pro- und Contra-Meinung zur Nintendo Switch 2: Kreative Bankrotterklärung oder perfekter Nachfolger?
15.03.2025, 06:05 Uhr
In diesem Artikel:
Nintendo hat am 16. Januar in einem Trailer bestätigt, was ohnehin die gesamte Branche und Spieleöffentlichkeit wusste. Eine neue Konsole der Mario-Firma steht ins Haus. Neuer, besser, schneller und hübscher soll sie sein. Damit ist das Unternehmen um den aktuellen Geschäftsführer Shuntarō Furukawa (53) nach vielen Leaks und Gerüchten eingeknickt und hat – wohl schnell zusammengebastelt – die Konsole in einem Video vorgestellt. Kurz und knapp, in rund zweieinhalb Minuten.
Freilich aus der Not geboren, weil zu diesem Zeitpunkt sowohl die Hardware als auch die Optik der neuen Konsole durch Insider und Menschen, die mit dem Produkt vertraut sind, bekannt geworden ist. Nintendo ist zwar bekannt dafür, mit Anwälten seine eigenen Interessen durchzuboxen, aber wenn eine Information erst mal im Netz die Runde macht, ist es beinahe unmöglich, sie wieder einzufangen. Und so bekamen Nintendo-Fans weltweit das neue Gerät quasi aus zweiter Hand, auf den Online-Plattformen von Nintendo selbst, zu sehen.
Und dort zu sehen war genau das, was im Vorfeld bekannt war. Bislang nicht wirklich viel, aber dennoch mit genügend Informationen, um über die Sinnhaftigkeit der neuen Videospielkonsole zu diskutieren. Hat Nintendo seine Kreativität verloren, oder ist der erste "echte" Nachfolger in einer Zeit der digitalen Spielbibliotheken und bestenfalls graduellen Grafikverbesserung der genau richtige Schritt?
Pro: Nintendo macht das einzig Richtige – einen echten Switch-Nachfolger
Die Switch 2 ist die Switch Pro, die Nintendo nie veröffentlicht hat. Lange Zeit hielten sich die Gerüchte hartnäckig, dass die Japaner es ihren Landsleuten von Sony gleichtun und statt einer ganz neuen Konsolengeneration nach ein paar Jahren eine verbesserte Switch nachschieben. Heute wissen wir, dass es nie dazu kam. Mit der Switch OLED hat Nintendo Ende 2021 lediglich eine Switch mit einem besseren Bildschirm, aber nicht mehr Leistung auf den Markt gebracht. Jetzt erwartet uns 2021 mit der Switch 2 im Grunde genau diese nie erschienene Switch Pro - und das ist auch gut so.
Die Switch hat sich bewährt und Nintendo-Fans wollen mehr
Denn das Konzept der Switch hat sich nicht nur bewährt, sondern Nintendo auch immensen, jahrelang andauernden Erfolg eingebracht, den zum Release der Switch wohl niemand für möglich gehalten hat. Die Chancen stehen gut, dass die Switch den Nintendo DS noch überholt und somit zur erfolgreichsten Nintendo-Konsole aller Zeiten wird. Möglicherweise kann die alte Switch sogar noch die PlayStation 2 übertrumpfen und damit den Thron der erfolgreichsten Videospiel-Konsole der Geschichte ergattern. Nintendo kann also gar nicht anders, als mit der Switch 2 das beliebte Konzept weiterzuführen. Oder?
Nintendo-Fans wollen einfach nur eine bessere Switch
In der Tat ist es so, dass sich Spielerinnen und Spieler keine wilden Experimente á la Wii U von Nintendo wünschen, die am Ende völlig nach hinten losgehen. Stattdessen sehnen sich Fans nach einer besseren Switch, die deutlich mehr Leistung hat, einen größeren Bildschirm und technisch weitestgehend auf dem Stand der Zeit ist. Und genau das liefert Nintendo mit der Switch 2 auch. Damit stillt das japanische Unternehmen nicht nur die Bedürfnisse der Fans, sondern legt auch den Grundstein für eine weitere sehr erfolgreiche Konsolengeneration. Auch wegen einer klugen Entscheidung.

Die Switch 2 hat gleich zum Release alles, was es braucht
Die Switch 2 wird nämlich voll abwärtskompatibel, das hat Nintendo bereits offiziell bestätigt. Richtig so, denn im Gegensatz zur alten wird die neue Switch somit nicht unter akuter Spieleflaute nach dem Launch leiden. Das liegt zudem daran, dass Nintendo Switch online nahtlos weitergeht und somit hunderte Retro-Klassiker von Super Nintendo, Nintendo 64, Game Boy und Co. sofort auf der Switch 2 zur Verfügung stehen. Nintendo muss also diesmal nicht gleich im Eiltempo große Spiele für die neue Konsole veröffentlichen, um den Leuten einen Grund zu geben, die Switch 2 zu kaufen. Allein die Möglichkeit, die von der alten Switch beliebten Games auf einer neuen, größeren, schnelleren, besseren Switch zocken zu können, wird den Geldbeutel vieler Spielerinnen und Spieler locker sitzen lassen. Nintendo hat mit der Switch 2 alles richtig gemacht. Zumindest bisher, denn jetzt muss die neue Switch erst mal auf den Markt kommen.
Contra: Die Switch 2 ist eine kreative Bankrotterklärung
Nintendo war lange für Innovationen bekannt. Da gab es das Nintendo 64 als Grafik-Power-Maschine, das alle anderen Konsolen übertraf. Der DS führte Mitte der 2000er die erste Touch-Steuerung ein, Ende der 2000er-Jahre brachte die Wii mit ihrer Bewegungssteuerung neue Zielgruppen zum Spielen und steht bis heute als Bewegungshilfe in Altenheimen.
2011 startete der 3DS und bot stereoskopisches 3D für unterwegs. Die Wii U kombinierte wiederum Couch-Gaming mit einem Handheld. Und mit der Switch schickte Nintendo nicht nur seine eigenen Handhelds in den Ruhestand, sondern begeisterte mit der Vielseitigkeit und Einfachheit der Konsole Millionen Spieler – bis heute.
Seit dem 16. Januar wissen wir auch, wie es mit der Switch weitergeht: Sie bekommt einen Nachfolger. Mit mehr Rechenleistung und ... ja, was eigentlich sonst?
Switch 2: Nintendo handelt risikoavers und Ideenlos
Nach aktuellem Kenntnisstand und einer ganzen Wagenladung an Leaks ist klar, dass die Switch 2 ein sehr konservativer Nachfolger der erfolgreichen Nintendo-Konsole wird. Keine Experimente, sondern Abwärtskompatibilität. Es gibt wieder abnehmbare Joy-Con-Controller, eine Dockingstation für den Wechsel zur stationären Konsole und einen besseren Bildschirm. Und darüber hinaus? Das Kreativste an der Konsole ist laut Leaks das wohl relativ sicher zu erwartende Maus-Feature. Das wird allerdings wohl mehr ein Gimmick bleiben, als den großen Durchbruch schaffen. Frühere Versuche anderer Hersteller, ein ähnliches System zu implementieren, scheiterten grandios.
Wenn man dann doch bedenkt, dass wegen der ähnlichen PC-Architektur Spiele von der Xbox und Playstation nur geportet werden, wird sich der Aufwand von Spieleherstellern für eine völlig neue Konsolensteuerung in Grenzen halten. Und das war es dann auch schon mit den neuen Ideen.
Und das von dem Unternehmen, das seit jeher neue Ansätze verfolgt und mit kreativen Ideen große Erfolge gefeiert hat. Ein konservativer "mehr Leistung"-Ansatz mag unternehmerisch sinnvoll sein, da die Switch kurz davor steht, den DS und die PS2 in Verkaufszahlen zu überholen und zur meistverkauften Konsole überhaupt zu werden. Für die Fans ist es aber eine kreative Bankrotterklärung.

Mit dem Tod von Satoru Iwata begann der kreative Zerfall bei Nintendo
Nach dem Tod des langjährigen Nintendo-Präsidenten Satoru Iwata im Alter von nur 55 Jahren hat sich das Unternehmen verändert. Mit dem Einstieg des aktuellen Geschäftsführers Shuntarō Furukawa verliert Nintendo zusehends seinen Ruf als innovativ und spielernah. Unter Geschäftsmann Furukawa erschienen Spieleklassiker, die mit minimalem Aufwand zum Vollpreis auf der Switch angeboten werden, teure Zusatz-Abos ohne nennenswerten Mehrwert (Nintendo Switch Online + Expansion Pack) und steigende Innovationsarmut mit einem extremen Fokus auf bereits erfolgreichen Spielereihen.
Furukawa ist ein Geschäftsmann, der in erster Linie den Aktionären verpflichtet ist. Satoru Iwata war das zwar auch, aber vor allem war er Programmierer und Spieleentwickler. Dadurch verstand er den Entwicklungsprozess und die Bedürfnisse der Spieler. Iwata betonte stets, dass er Spiele machen wollte, die Freude bereiten und die er selbst gerne spielen würde. So entstand die legendäre "Super Smash Bros."-Reihe und "Pokémon Snap". Ihm ist es zu verdanken, dass sich Nintendo vom Hardware-Wettlauf mit PlayStation und Xbox entfernte und mit neuen Konzepten Millionen Spieler begeisterte. Nintendo-Besitzern war immer klar: Das ist etwas Besonderes, Einzigartiges. Dieser Zauber ist mit der Ankündigung der Switch 2 endgültig vorbei. Nintendo ist nur noch ein weiterer Konsolenhersteller, der auf Leistung statt Innovationskraft setzt. Schade.