Können wir in den Pfingstferien verreisen?

Tourismusbeauftragter: Reicht nur eine Corona-Impfung für den Sommerurlaub?

3.5.2021, 11:12 Uhr
Am Königsstand oberhalb des Walchensees und somit noch in Deutschland - das könnte eine der hochalpinen Wanderungen sein, die noch im Juni und somit am Ende der Pfingstferien möglich sind.

© Matthias Niese, NNZ Am Königsstand oberhalb des Walchensees und somit noch in Deutschland - das könnte eine der hochalpinen Wanderungen sein, die noch im Juni und somit am Ende der Pfingstferien möglich sind.

Schon vor einer Woche verriet Bareiß uns im Interview, ob wir zu Pfingsten über Grenzen fahren dürfen und deutete an, dass wir ab 1. Juni wenigstens in Deutschland Urlaub machen können (siehe unten). Nun sprach er mit der Bild-Zeitung über dieses Thema.

Obwohl er dem Bundeswirtschaftsministerium zugeordnet ist, sind seine Aussagen vor allem ein Appell an die Regierung. Man dürfe "die Menschen nicht ständig verwirren", sagte er am vergangenen Sonntag der Bild. Er spielte damit auf eine Aussage von Kanzleramtschef Helge Braun an, der davon ausgehe, dass Reisen erst ab August wieder möglich sein dürften.

Darauf sagte Bareiß: "Bis Ende Juni sollen in Deutschland 77 Millionen Impfdosen ausgeliefert sein. Es könnte also jeder Erwachsene mindestens einmal geimpft sein. Damit werden Urlaub und Restaurantbesuche für jeden sicher machbar." Er brachte damit unterschwellig sogar die Möglichkeit ins Spiel, dass eine erste Impfung bereits reicht.

Lange schloss die Politik sogar aus, dass selbst vollständig Geimpfte vorzeitig ihre Grundrechte zurückbekommen - zumindest darauf scheint es aber hinauszulaufen. Und womöglich sogar etwas mehr. So deutete der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder an, in den Pfingstferien könnten sogar Ferienwohnungen und Hotels öffnen, mit Tests und Hygienekonzepten.

Der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV) und somit Lobbyist der Reisebranche, Norbert Fiebig, fordert solche Schritte schon lange. Er sah Brauns Aussage naturgemäß noch kritischer. "Die Bundesregierung lässt keine Möglichkeit aus, Reisen als moralisch verwerflich darzustellen und durch unzählige Auflagen zu verhindern." Jetzt wolle der Chef des Kanzleramts den Urlaubern auch noch vorschnell den Sommer kaputt reden. Die Bundesregierung solle stattdessen das Impfen und Testen zur Chefsache machen, damit wir unsere Freiheiten nicht länger einschränken müssen.

Noch steht eine konkrete Entscheidung aus

Entschieden ist noch nichts - schließlich gibt es auch viel Verständnis für die zögerliche Haltung des Kanzleramts, schon jetzt über konkrete Öffnungstermine und klare Aussagen für die Ferien zu reden. So sprach etwa der Fraktionsvorsitzende der Berliner CDU, Burkard Dregger (56), angesichts der schnell steigenden Infektionszahlen ebenfalls zu Bild: "Ich halte es für verfrüht, bereits jetzt die Hoffnung auf pandemiesichere Sommerferien etwa in Ferienwohnungen zu nehmen und schlage vor, die Zeit bis dahin zu nutzen, um die Voraussetzungen für pandemiesichere Ferien modellhaft zu erproben."

Genau das wird derzeit unter besonders strengen Hygieneregeln und von Virologen überwacht in ausgesuchten Feriengebieten in Schleswig-Holstein durchgeführt - mit Ergebnissen, die Hoffnung auf mehr Urlaub auch andernorts machen: "Beherbergungsbetriebe (...) sind kein Treiber der Pandemie", sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther Tagesspiegel." Je schneller diese Öffnungsschritte kämen, desto besser, daher poche er auf eine rasche Regelung für Hotelöffnungen in ganz Deutschland. Konkret könnten Familien mit Impfnachweis der Eltern und negativen Testergebnissen älterer Kinder etwa Urlaub in Hotels machen können, wer noch nicht geimpft sei, könne einen Test machen.

Indirekt ist auch Mallorca eine Modellregion, wo seit den Osterferien wieder Deutsche unter strengen Auflagen Urlaub machen dürfen. Die Sieben-Tage-Inzidenz hat sich trotz tausender Touristen kaum erhöht - am 3. Mai wurde von der Baleareninsel die Zahl 39 gemeldet.

Konkret zu den Pfingstferien befragt, glaubt Thomas Bareiß aber, dass der Urlaub in vielen Regionen wegen Corona erneut ins Wasser fallen werde. Der bundesweite Lockdown dürfe jedoch nicht über den 30. Juni verlängert werden - wenn das so kommt, wären zumindest die Sommerferien auch wegen des Impffortschritts und des EU-weit einheitlichen Impfpasses gesichert.

Im Interview verrät uns Thomas Bareiß ein Datum für Reisewillige

Bereits am 27. April deutete der Tourismusbeauftragte in einem Interview mit nordbayern.de und Nürnberger Nachrichten diese Tendenz an:

Thomas Bareiß ist Tourismusbeauftragter der Bundesregierung - seine Einschätzungen zu unseren Reisemöglichkeiten haben entsprechendes Gewicht.

Thomas Bareiß ist Tourismusbeauftragter der Bundesregierung - seine Einschätzungen zu unseren Reisemöglichkeiten haben entsprechendes Gewicht. © Patrick Seeger/dpa, NNZ

Denken Sie, dass ein eigentlich banales Vorhaben wie Bauernhofurlaub in Südtirol, Baden im Gardasee oder Bergwandern in der Schweiz in den Pfingstferien ohne Konsequenzen nach der Rückkehr wie Quarantäne möglich sein wird?

Bareiß: Wir befinden uns aktuell in der dritten Infektionswelle mit weiterhin hohen Infektions- und leider auch hohen Todeszahlen. Es ist deshalb unumgänglich, bestimmte Sicherheitsmaßnahmen weiter aufrechtzuerhalten. Dazu gehört die Quarantänepflicht nach der Rückkehr aus Risiko- oder Hochinzidenzgebieten. Sicherheit geht vor, damit Reisen wieder möglich wird.

Was müsste passieren, damit auch Ungeimpfte über Grenzen fahren und ohne Konsequenzen heimkommen dürfen?

Bareiß: Ich sehe im Testen eine große Chance, sicher in den Urlaub und auch wieder zurückreisen zu können. Die Menschen haben – als Gäste und Gastgeber vor Ort - eine große Verantwortung und wissen damit umzugehen. Zudem geben sich unsere Spezialisten in den Tourismusgebieten zurzeit enorm viel Mühe, um Modelle und Systeme aufzubauen, mit denen Reisen sicher möglich ist. Die Kunden wollen ja auch sicher Reisen und sind da wesentlich sensibler geworden.


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Es gibt ja auch Reiseformen, wo man gut Sicherheitskonzepte einhalten könnte.

Bareiß: Ich finde, dort, wo eine niedrige Ansteckungsgefahr besteht, kann man auch Maßnahmen zurücknehmen. Oder denken Sie an Ferienwohnungen oder Camping, ich finde da kann man Sicherheit schnell garantieren. Da muss es schnellstmöglich flexible Lösungen geben. Wenn dies ausbleibt, werden das die Menschen nicht mehr nachvollziehen können.

Darauf haben viele spätestens zu den Pfingstferien gehofft: Endlich wieder in den Bergen wandern, raus, über Grenzen. Hier am Rande der Seiser Alm in Südtirol - doch mit Ferien jenseits der Grenzen wird es vorerst wohl nichts.

Darauf haben viele spätestens zu den Pfingstferien gehofft: Endlich wieder in den Bergen wandern, raus, über Grenzen. Hier am Rande der Seiser Alm in Südtirol - doch mit Ferien jenseits der Grenzen wird es vorerst wohl nichts. © Matthias Niese

Denken Sie inzwischen, dass Geimpfte doch eher ihr Grundrecht auf Reisen zurückbekommen sollten?

Bareiß: Ich sehe keine Einwände, warum Geimpfte nicht reisen dürften. Das sollte Dank des europaweiten Grünen Impfpasses auch bald einfacher möglich sein.


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Und wann können wir damit rechnen?

Bareiß: Das Ziel ist, ab 1. Juni (also gegen Ende der Pfingsferien, d. Red.) jedem Bürger die Möglichkeit zu geben, per digitalem Barcode nachzuweisen, ob jemand geimpft bzw. resistent ist oder innerhalb der letzten 48 Stunden negativ getestet wurde. Sobald das System funktioniert, wird vieles wieder einfacher möglich sein, auch das Reisen in Deutschland und der EU. Schön wäre es, wenn der Corona-Impfpass bereits zu Pfingsten eingesetzt werden könnte, allerdings müssen bis dahin noch einige Voraussetzungen erfüllt sein. Wir erwarten für Deutschland bis Ende Juni die Lieferung von knapp 80 Millionen Impfdosen und verbessern kontinuierlich unsere Teststrategien. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass Reisen auf alle Fälle in Deutschland und Europa wieder einfacher und sicherer möglich sein werden.


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