Corona und Reisen

Urlaub zu Pfingsten? Die Inseln öffnen, die Berge bleiben dicht

1.5.2021, 13:16 Uhr
Traumstrand auf der griechischen Inseln Lefkada.

© Matthias Niese Traumstrand auf der griechischen Inseln Lefkada.

Ferien um Ferien fielen in diesen Coronazeiten wie die abgesägten Bäume, Buchung um Buchung mussten wir stornieren. Nach dem Impfgipfel am Montag wollte auch die Bundeskanzlerin keine konkrete Aussage auf die Frage machen, ob und wie in diesem Sommer Urlaub möglich sein wird. Hand aufs Herz: Wer glaubt noch, dass wir ab 22. Mai geimpft oder ungeimpft etwa durch Tirol fahren, um nach einer weiteren Grenze hinterm Brenner eine Woche Urlaub auf dem Bauernhof in Südtirol zu machen?

Denn noch gilt: Wer sich in den 14 Tagen vor Einreise nach Italien in Tirol aufgehalten hat oder durchgereist ist, muss für 14 Tage in Quarantäne. Und wer setzt noch darauf, dass wir - ohne danach in Quarantäne zu müssen - Anfang Juni am Ufer des Gardasees spazieren oder auf Schweizer Berge steigen? Wer glaubt, dass bald in Deutschland Hotels oder Campingplätze öffnen?

Reiseprofis zweifeln am eigenen Pfingsturlaub

Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, zeigt sich auf unsere Anfrage skeptisch. Und auch andere Vertreter der Reisebranche glauben das nicht. Hinter hervorgehaltener Hand haben einige, mit denen wir regelmäßig im redaktionellen Austausch stehen, ihren eigenen bereits gebuchten Urlaub abgeschrieben - etwa auf einem Weingut in Mainfranken oder an der niederländischen Küste. Wir haben das ja auch nur bedingt in der Hand, denn die Staaten entscheiden selbst, wen sie unter welchen Bedingungen hereinlassen und wen nicht.

Und da gibt es weiter große Unterschiede, wie die ständig aktualisierte Liste des Fachmagazins FVW zeigt. Sie führt unter anderem Mittel- und Fernziele auf, die von der Liste der Risikogebiete gestrichen wurden wie die Dominikanische Republik (ab 2. Mai) oder die uns schon ohne Konsequenzen ins Land lassen - Geimpfte, frisch Getestete oder die, die nachweislich eine Corona-Erkrankung überstanden haben, finden noch mehr mögliche Ziele. Unsere Beispiele aus wichtigen Pfingsturlaubs-Destinationen skizzieren die aktuelle Situation:

Mittelmeerinseln reißen sich um Urlauber an Pfingsten

Derzeit liefern sich vor allem einige mediterrane Inseln wie Kreta, Mallorca, Capri oder Kos einen Wettlauf um Gäste. Sie sind nur über wenige, gut kontrollierbare Korridore erreichbar und haben teils autonomen Status - dann gelten dort andere Regeln als fürs Festland. Für Rückkehrer wurde - wie bei Mallorca - die Quarantänepflicht aufgehoben. Übrigens: Die Sieben-Tage-Inzidenz auf Mallorca stieg nach dem Osteransturm der Deutschen nicht an, sie liegt immer noch unter 30.


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Entscheidend ist, welche Insel ihre Bewohner am schnellsten durchgeimpft hat - der Griechische Staat fördert das massiv, das griechische Samos und Naxos sind schon fast durch und werben bereits massiv um Urlauber.

Nach Mallorca und auf andere Mittelmeerinseln darf man sogar schon fliegen, hier eine Bucht an der Ostküste. Doch auch vor Ort gelten strenge Regeln, und es haben weniger Hotels geöffnet als üblich.

Nach Mallorca und auf andere Mittelmeerinseln darf man sogar schon fliegen, hier eine Bucht an der Ostküste. Doch auch vor Ort gelten strenge Regeln, und es haben weniger Hotels geöffnet als üblich. © Matthias Niese, NNZ

Auch Rhodos und Korfu sollen bis Mitte Mai coronafrei sein. Das besorgt etwa die Mallorquinische Tourismuswirtschaft, die ihre linke Inselregierung drängt, im Tourismus Beschäftigte bei der Impfung zu priorisieren - was diese bislang aber ablehnt.

Griechenland entscheidet von Woche zu Woche

Das Land will seine Sommersaison offiziell am 15. Mai starten. "Die Einreisebestimmungen werden Woche für Woche nach den Inzidenzwerten angepasst", sagt Maria Zarnakoupi von Visit Greece in Frankfurt. Sie gelten immer bis Montag, 6 Uhr. Dann treten neue Regelungen in Kraft, gelegentlich gibt es dezente Erleichterungen.

Schon in der vergangenen Woche galt: Wer nachweist, dass er vor mindestens 14 Tagen vollständig geimpft wurde oder einen aktuellen negativen Test zur Einreise mitbringt, darf ohne siebentägige Quarantäne ins Land. Die Regel wurde nun nochmal um eine Woche verlängert bis mindestens 10. Mai. "Wir nähern uns dem Ziel, die Regierung macht sich ständig ein Bild von der Lage. Aber genau lässt sich nichts vorhersagen", sagt Zarnakoupi.

Spanien: Einige Provinzen sind quarantänefrei

"Spanien hat sehr strenge Kontrollen zur Bekämpfung der Pandemie durchgeführt und befindet sich derzeit in einer viel besseren epidemiologischen Situation als Deutschland", sagt uns Arturo Ortiz, Chef von Tourespana in Deutschland. Seit mehr als einem Monat gibt es mehrere spanische Ziele - darunter die Balearen - bei denen bei der Rückkehr nach Deutschland wegen sehr geringer Inzidenz keine Quarantäne erforderlich ist - die Insel Menorca etwa hat eine Inzidenz von 10. "Natürlich können Sie zu Pfingsten bzw. ab Juni 2021 Urlaub in Spanien machen", so Ortiz. Ob je nach Region Quarantäne nötig ist, entscheiden die deutschen Behörden. Ohne Quarantäne kann man derzeit auf die Balearen, nach Galizien, in die Provinz Valencia und nach Murcia fliegen. Ortiz: "In ca. einem Monat auch auf die Kanaren."


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Solange die Inzidenz in Deutschland hoch ist, wird Spanien weiterhin negative PCR-Tests bei der Einreise von Touristen verlangen. Geimpfte und nicht geimpfte Menschen können jetzt und aller Voraussicht nach zu zu Pfingsten ohne Einschränkungen nach Spanien einreisen. Gibt es einen "Grünen" EU-Impfpass, brauchen geimpfte Personen für die Einreise nach Spanien keinen negativen PCR-Test. Ab dem 9. Mai gibt es keine Einschränkung der Mobilität oder Ausgangssperren mehr. Die Plicht zum Tragen eines Nasen-Mund-Schutzes wird aber bestehen bleiben. "Ich bin absolut sicher, dass touristische Reisen von Deutschland nach Spanien auch in den Sommerferien möglich sein werden", sagt Arturo Ortiz.

Österreich stellt Öffnungs-Fahrplan vor

Obwohl der Corona-Inzidenzwert etwas schlechter war als der der deutsche, stellte das Urlaubsland kürzlich seinen Öffnungs-Fahrplan ab 19. April vor. Die Bereiche Erholung, Natur, Freizeitaktivitäten, Shopping, Sport und Kultur dürfen in Österreich unter strengen Rahmenbedingungen öffnen, ebenso Gastronomie und Hotels. Voraussetzung, dass Deutsche das noch zu Pfingsten nutzen dürften, wäre allerdings - wie bei allen anderen Zielen auch - die Wiederherstellung der Reisefreiheit, also auch der Rückkehr. Die ist noch nicht gegeben.

Claudia Riebler von der Österreich Werbung: "Wer geimpft, getestet oder genesen ist, wird Erleichterungen bei der Reisefreiheit in Anspruch nehmen dürfen. (...) Mit 19. Mai 2021 werden daher neue Quarantänebestimmungen gemäß der ECDC-Karte für Risikogebiete gelten: Grün/Gelb/Orange: freie Einreise. Rot: keine Quarantäne, wenn die Personen getestet, geimpft oder genesen sind. Dunkelrot: Einreise nur für Getestete, Genesene oder Geimpfte und Quarantäne (mit Freitesten nach 5 Tagen)." Das betrifft aber nur die Einreise nach Österreich, bei der Rückkehr nach Deutschland ist Quarantäne weiterhin verpflichtend. Claudia Riebler hofft mit Blick auf "zahlreiche deutsche Gäste" - allerdings mit Blick auf die Sommerferien.

Italien hat ebenfalls Öffnungsschritte angekündigt

Strandurlaub an der italienischen Adria. Vor 2. Juni klappt das ziemlich sicher nicht, denn erst dann sollen touristische Einreisen erlaubt werden.

Strandurlaub an der italienischen Adria. Vor 2. Juni klappt das ziemlich sicher nicht, denn erst dann sollen touristische Einreisen erlaubt werden. © Matthias Niese, NNZ

Die Regierung in Rom will am 26. April mit ersten Lockerungen beginnen, allerdings profitieren davon zunächst nur Italiener, die zwischen gelb eingestuften Regionen wieder reisen und sich auf Außenterrassen bewirten lassen dürfen. Mitte Mai sollen Strände - ebenfalls nur für Italiener - öffnen. Für touristische Einreisen hat Italiens Tourismusminister den 2. Juni als mögliches Datum genannt - da sind die Pfingstferien allerdings schon fast vorbei.

Die Schweiz rechnet zu Pfingsten mit wenig ausländischen Gästen

"Prognosen sind nach wie vor schwierig zu treffen. Wir können nicht beurteilen, wie die coronabedingte Infektionslage zu Pfingsten sein wird. Abgeleitet davon ist es auch nicht möglich, vorherzusehen, welche Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie an Pfingsten in Deutschland und in der Schweiz gelten werden", schreibt Evelyn Lafone auf unsere Anfrage.

Die für Bayern zuständige Leiterin von Schweiz Tourismus rechnet basierend auf den Erfahrungen vom letzten Jahr im Sommer primär mit einheimischen Gästen und nur partiell mit Gästen aus dem europäischen Ausland: "Wir gehen davon aus, dass die europäischen Gäste zurück sind, sobald die reisehemmenden Einschränkungen aufgehoben wurden. Wann dies der Fall sein wird, können wir nicht seriös einschätzen." Nach Optimismus für die Pfingstferien klingt das nicht.

Ist Pfingst-Urlaub in Deutschland denkbar?

Auch in Deutschland schauen wir wie gebannt auf die Inzidenzwerte, die meist einfach nicht unter kritische Grenzen sinken wollen - davon hängt aber die Aufhebung des Beherbergungsverbots ab. Es spricht Bände, dass die Oberbürgermeister der Städteachse Erlangen, Nürnberg, Fürth und Schwabach zum vergangenen Wochenende ans Verantwortungsbewusstsein der Bürger appellierten - und schrittweise Öffnungen nach Pfingsten in Aussicht stellten, nicht davor.


Aktuelle Zahlen: So weit ist Bayern mit den Impfungen


Dennoch dürfte der Mai ein entscheidender Monat sein, denn die Impfkampagne nimmt auch bei uns endlich Fahrt auf. Daher lohnt sich ein Blick auf eine offizielle Grafik aus Israel: Sie "zeigt, was vor uns liegt", schrieb Karl Lauterbach kürzlich dazu auf Twitter. Laut ihm werde der Inzidenzwert stark sinken, wenn mehr als die Hälfte der Deutschen geimpft ist.

Die Israelis sind inzwischen nicht nur daheim, sondern auch in vielen Urlaubsländern wieder willkommene Gäste. Allerdings sind sie uns mit ihrer Impfkampagne um Wochen voraus. Daher ist es unwahrscheinlich, dass vermehrtes Impfen bei uns rechtzeitig so durchschlägt, dass das Beherbergungsverbot noch Ende Mai kippt.

Zumal die Entscheidung darüber spätestens Mitte Mai fallen sollte, damit die Gastronomen noch rechtzeitig Vorbereitungen auf einen Urlauberansturm treffen können. Auf einen reinen Verdacht hin wollen sie nicht genug Personal bereithalten und bezahlen oder Lebensmittel bevorraten.

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