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Woll-Alternative: Was sind die Vor- und Nachteile von Polyacryl?
7.12.2024, 11:49 UhrIn diesem Artikel:
Baumwolle, Viskose, Kaschmir oder eben Polyacryl – die Liste an Stoffen, aus denen unsere Kleidung besteht, ist endlos lang - da kann man schnell mal durcheinanderkommen.
Polyacryl ist ein synthetischer Stoff. Er gilt als wärmespeichernd, knitterarm, elastisch, schnell trocknend und weich auf der Haut. Gleichzeitig gerät Polyacryl aber aufgrund umweltschädlicher Auswirkungen auch immer wieder in Kritik. Aber welche Folgen hat die Kunststofffaser wirklich auf die Umwelt? Ist Polyacryl giftig?
In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte rund um das Thema Polyacryl, einschließlich der Vor- und Nachteile sowie Tipps zum Waschen Ihrer Polyacryl-Textilien.
Was ist Polyacryl?
Polyacryl ist auch bekannt als Polyacrylnitril oder einfach Acryl und ist ein synthetischer Polymerkunststoff. Die Basis dafür ist Erdöl. Die Kunstfasern fühlen sich ähnlich an wie Wolle. Sie sind bauschig, knitterarm, elastisch und weich auf der Haut. Zudem behalten Kleidungsstücke aus Polyacryl gut ihre Form und lassen sich im Herstellungsprozess leicht färben. Deshalb ist Polyacryl ein beliebtes Material für Pullover, Schals, Mützen und andere Strickwaren. Aber auch in Kuscheldecken und Teppichen findet man das Material. Zudem wird Polyacryl für Pelzimitate genutzt.
Oftmals wird Polyacryl mit Naturfasern wie Wolle oder Baumwolle gemischt. Dadurch verfilzen die Naturfasern weniger und das Kleidungsstück wird strapazierfähiger. Gleichzeitig ist der Stoff dann atmungsaktiver.
Von Polyester unterscheidet Polyacryl sich durch seine Oberfläche: Polyester ist glatt und kann so verarbeitet werden, dass es wie Baumwolle, Leinen oder Seide aussieht. Polyacryl hingegen imitiert Wolle und Pelz.
Wo kommt Polyacryl her und wie wird es hergestellt?
Die Chemiefasern werden aus Polyacrylnitril hergestellt, welches in Erdöl enthalten ist. Polyacrylfasern können auf zwei verschiedene Arten hergestellt werden: im Nass- und im Trockenspinnverfahren. Beide Verfahren nutzen spezifische Techniken, um aus der Spinnmasse Fasern zu formen.
Im Trockenspinnverfahren wird die Spinnmasse durch eine Düse in einen Schacht mit Warmluft gedrückt. Dort erfolgt die Verfestigung des Fadens durch die trocknende Wirkung der Warmluft. Dieses Verfahren erfordert keine chemische Behandlung, um die Fasern zu stabilisieren.
Im Nassspinnverfahren hingegen wird die Spinnmasse in ein sogenanntes Fällbad geschossen. Dieses Bad enthält Chemikalien, welche die Spinnmasse dazu bringen, sich zu verfestigen und in Fasern umzuwandeln. Die chemische Behandlung ist hier ein entscheidender Schritt, um die Fasern stabil zu machen.
Was sind die Vor- und Nachteile von Polyacryl?
Polyacryl hat sowohl zahlreiche Vor- als auch Nachteile, die im Folgenden kurz aufgelistet werden
Vorteile von Polyacryl:
- weich (auch in feuchtem Zustand)
- Polyacryl und Wolle haben eine ähnliche Haptik, Polyacryl ist dabei günstiger
- gute Wärmedämmung
- leicht einfärbbar
- knitterarm
- formstabil
- feiner, leichter und angenehmer Stoff
- trocknet schnell
- licht- und wetterbeständig
- pflegeleicht
- hypoallergen (verursacht seltener Allergien oder Hautirritationen)
- Fasern haben keinen tierischen Ursprung und sind damit vegan
Polyacryl: Nachteile
- Herstellung von Polyacryl erfordert viel Energie
- Fasern basieren auf Erdöl und sind nicht biologisch abbaubar
- Material verliert bei der Wäsche Mikroplastik, das ins Abwasser gelangt und von Kläranlagen oft nicht herausgefiltert werden kann
- man schwitzt leicht und der Schweiß wird nicht so gut nach außen transportiert wie bei Wolle, dadurch stinken Kleidungsstücke schneller
- Entwicklung von Pilling (kleine Fasern bilden sich an der Oberfläche des Gewebes und führen zu kleinen Knoten)
- Material nicht hitzebeständig (nicht zu heiß waschen und nicht in den Trockner stecken)
Polyacryl und die Umwelt
Polyacryl ist ein synthetischer Kunststoff, der aus Erdöl hergestellt wird. Bei der Herstellung der Faser wird jede Menge Energie benötigt. Zudem ist Polyacryl nicht biologisch abbaubar und verschärft somit die Müllproblematik, wenn es nicht ordnungsgemäß entsorgt wird.
Beim Waschen produziert Polyacryl zudem Mikroplastik, das ins Abwasser gelangt. Da Kläranlagen die kleinen Teile oftmals nicht herausfiltern können, landen sie häufig in den Meeren oder Gewässern.
Häufig gestellte Fragen zum Thema "Polyacryl":
Aus ökologischer Sichtweise ist Polyacryl nicht empfehlenswert. Dennoch bietet es für viele Menschen aufgrund der spezifischen Eigenschaften (weich, formstabil, trocknet schnell) einige Vorteile.
Baumwolle ist natürlicher, umweltfreundlicher, atmungsaktiver und hitzestabiler als Polyacryl. Dagegen ist Polyacryl knitterarm, formstabil, licht- und wetterbeständig und trocknet schnell.
Ein Kleidungsstück, das mit 100 % Polyacryl gekennzeichnet ist, besteht komplett aus Kunstfasern - mit allen Vor- und Nachteilen. Beispielsweise ist es warm, weich und knitterarm. Andererseits schwitzt man leicht darin und der Stoff verliert bei jeder Wäsche Mikroplastik.
Polyacryl ist eine Kunstfaser, die aus polymerisierten Acrylfasern besteht.
Ist Polyacryl giftig?
Polyacryl selbst wird im Allgemeinen als nicht giftig angesehen, wenn man den Pflegeanweisungen folgt. Allerdings können gesundheitliche Bedenken im Zusammenhang mit den Chemikalien und Prozessen auftreten, die bei den weiteren Arbeitsschritten wie dem Färben verwendet werden. Bei Kleidungsstücken aus dem Material gilt wie sonst auch: vor dem ersten Tragen waschen!
Zudem ist wichtig zu wissen: Wenn die Fasern zu stark erhitzt werden oder verbrennen, entsteht Blausäure. Diese kann sehr giftig sein und über die Atemwege oder Haut in den Körper gelangen. Damit dies nicht passiert, sollte man Textilien mit Polyacryl nicht heißer als 40 Grad Celsius waschen. Gleichzeitig sollte man den Stoff nicht im Trockner trocknen oder zu heiß bügeln. Auch im Umgang mit offenem Feuer und Kerzen sollte man sehr vorsichtig sein, wenn man Kleidung aus Polyacryl trägt.
Polyacryl waschen: Darauf sollte man achten
Beim Waschen von Polyacryl-Textilien sollten einige Dinge unbedingt berücksichtigt werden:
- Niedrige Temperatur unter 40 Grad Celsius
- Schonwaschgang einstellen (viel Wasser, niedrige Temperatur)
- gegebenenfalls spezielles Wäschenetz oder -beutel benutzen, damit weniger Mikroplastik nicht ins Wasser übergeht
- An der Luft trocknen - keinen Trockner verwenden
- Kein Bügeln notwendig (wenn doch: niedrige Temperaturen und Verwendung eines Tuchs oder eines Bügelbrettbezugs, um direkten Kontakt mit dem heißen Bügeleisen zu vermeiden)
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