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1000 Mitarbeiter in Sorge: Wer investiert in insolvente Bolta-Werke?
31.10.2021, 14:48 Uhr„Der Geschäftsbetrieb in Diepersdorf läuft stabil. Die Bolta-Werke haben ihre Daseinsberechtigung, aber es ist klar, dass es einen externen Investor braucht“, sagte Böhm gestern. Er war im Rahmen eines Aktionstags der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) in Diepersdorf, um Mitarbeiter und Gewerkschaftsmitglieder über den Stand der Dinge zu informieren.
Durch einen „strukturierten Investorenprozesses“ soll eine Lösung für die Bolta-Werke gefunden werden. Hierfür, so Böhm, spreche man sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene potenzielle Interessenten an. Es gebe auch mögliche Investoren, die sich auf eigene Initiative hin gemeldet hätten. Sie alle, erklärte Böhm, erhalten ein Exposée mit mehr Informationen über das Unternehmen.
Namen werden nicht genannt
Namen will der vorläufige Insolvenzverwalter zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht nennen. In einer Pressemitteilung seiner Kanzlei Schultze & Braun wird darauf hingewiesen, dass alle Seiten „umfassende Verschwiegenheit“ vereinbart hätten. Deshalb gebe es keine Auskunft zu den teilnehmenden Bietern oder zu anderen Details des Investorenprozesses.
Fest steht aber: „Nach den Herbstferien wird es eine Betriebsversammlung geben, in der die Mitarbeiter informiert werden“, so Böhm.
Die Mitarbeiter seien nicht schuld, dass die Bolta-Werke zahlungsunfähig sind – das betonten sowohl der vorläufige Insolvenzverwalter als auch Roland Nosko, der Bezirksvorsitzende der IG BCE, und Landrat Armin Kroder in ihren Reden.
Denn: Bolta fertigt als Zulieferer Komponenten wie Typenschilder oder Zierleisten für viele Automobilhersteller. Doch diesen Herstellern fehlen aufgrund der anhaltenden „Halbleiterkrise“ – also dem Mangel an IT-Chips auf dem Markt – wichtige Bauteile für ihre Fahrzeuge. Dies wiederum hat zur Folge, dass die Hersteller ihre Bestellungen von Typenschildern und Leisten bei Bolta aktuell nicht abrufen.
Fehlende Rohstoffe
Ein weiterer Grund für die Insolvenz sind laut IG-BCE-Bezirksleiter Nosko auch die nicht passenden Rahmenbedingungen. Sprich: hohe Energiekosten und fehlende Rohstoffe auf dem Markt. „Bolta hat auch energieintensiv betriebene Galvanik-Anlagen. Die kann man nicht einfach wie ein Fließband abschalten. Das kostet auch Geld“, sagte er gestern in Diepersdorf.
„Als Zulieferer kommen wir immer an zweiter oder gar dritter Stelle“, so auch Erwin Neidiger, Betriebsratsvorsitzender der Bolta-Werke. Immer mehr kleinen Zulieferern drohe eine Insolvenz, während große Unternehmen durch staatliche Hilfe vor der Pleite gerettet würden. Diese Ungerechtigkeit sei eine Frage, die es der Politik zu stellen gelte, so Neidiger.
Deshalb forderte die Gewerkschaft im Rahmen des „Aktionstags Transformation“ einen gerechten Strukturwandel, bei dem die Industriebetriebe zum Beispiel beim Wechsel von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien nicht auf der Strecke bleiben. Der Aktionstag ist Teil einer zweiwöchigen Aktion des Dachverbands der europäischen Industriegewerkschaften „IndustriAll Europa“.
Die Bolta-Werke als Veranstaltungsort habe man ausgewählt, um Solidarität mit den von der Insolvenz betroffenen Mitarbeitern zu zeigen, sagte Susanne Lehman, Teamassistentin der IG BCE Bezirk Nürnberg.
Wie viele Arbeitsplätze durch die Insolvenz bedroht sind, steht laut dem vorläufigen Insolvenzverwalter derzeit nicht fest: „Das ist eine Frage, die man noch nicht beantworten kann“, so Böhm. Parallel zum Investorenprozess hat er bereits „weitere Schritte zur Restrukturierung“ eingeleitet, darunter Maßnahmen zur Einsparung von Kosten.
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