Deutschlandtakt
So profitiert Treuchtlingen von besserer Erreichbarkeit
14.7.2021, 06:00 UhrDie Veranstaltung fand am Montagabend, 12. Juli, statt und wurde zusätzlich via Live-Stream übertragen. Insgesamt 88 Zuschauer folgten virtuell dem Vortrag, während rund ein Dutzend Versammelte in die Stadthalle kamen.
Eingangs sei gesagt, dass die Projektarbeit „Impulse für die Stadtentwicklung durch Erreichbarkeit“ nur der Beginn einer tiefer gehenden Forschung ist: Schon im Herbst, so kündigte der Leiter des Lehrstuhls für Raumentwicklung, Prof. Dr. Alain Thierstein, an, werden sich 20 bis 25 Master-Studenten verschiedenster Fachrichtungen noch tiefer in die „Vision Treuchtlingen“ einarbeiten. Sie wollen dann weitere 30 Jahre in die Zukunft schauen und unterschiedliche Aspekte der Raumentwicklung beleuchten.
Die aktuellen Impulse der drei bislang mit der Forschung betrauten Studenten waren aber bereits ebenso innovativ wie interessant. Demnach habe die Stadt Treuchtlingen als Bahnknotenpunkt von jeher einen Standortvorteil gehabt. In der aktuellen Zeit, in der die Menschen insgesamt mobiler und williger sind, zu reisen, ist der Deutschlandtakt nun aber eine noch größere Chance für die Zukunft der Stadt.
Wenn künftig einmal pro Stunde Züge Richtung Nürnberg, Augsburg und München unterwegs sind, könnte Treuchtlingen für zahlreiche Menschen zu einem günstig gelegenen und kostengünstigen Wohnort werden. Die Rolle der Stadt sei es nun, auf diese und andere möglichen Entwicklungen zu reagieren und die Stadt in den kommenden Jahren – vor allem im Bereich rund um den Bahnhof – attraktiv zu gestalten.
Ein Areal mit großem Potenzial
Nötig seien demnach Nachverdichtung, ein Ausbau von Parkmöglichkeiten in Bahnhofsnähe, aber auch die Akquise von Räumlichkeiten in guter Lage und deren Umgestaltung zu interessanten sogenannten innerstädtischen Zentren. Als Filetstück wiesen die Studenten hier die beiden Areale von Altmühltaler westlich des Bahnhofs und das Firmengelände in der Kernstadt aus, bei dem die Stadt schon länger das Interesse an einem Zugriff kundtut.
Aber was könnte dann aus den beiden Standorten werden? Ein Raum für Gewerbe, Ausstellungen, den Wochenmarkt, Gastronomie, Pop-Up-Events und Open-Air-Veranstaltungen, erklärte ein Master-Student. Ideal wäre etwa im Quartier West die Ansiedlung von Dienstleistungsunternehmen, diese würden nämlich „platzsparend wachsen und agieren“, sodass man in den Hallen von Altmühltaler einige auf einmal unterbringen könnte. Wie der Urbanistik-Student erörterte, habe man in Treuchtlingen ohnehin einen Mangel an Dienstleistern im Vergleich zum Bundesdurchschnitt festgestellt, den es zu beheben gelte.
Eine Brücke über die Gleise
Das Altmühltaler-Gelände der Zukunft könnte gemäß der Vision der drei Studenten künftig eines von mehreren innerstädtischen Zentren sein, das durch eine vielseitige Nutzung belebt würde. Zugleich könnte man im Westen das Problem der Bahngleise als Trennlinie beikommen: Indem man eine Brücke errichtet, die über die Gleise führt.
Im Anschluss an den Vortrag erkundigte sich eine Zuhörerin, wie realistisch es denn tatsächlich sei, eine Umsiedlung von Altmühltaler in die Vision der Stadt mit einzubeziehen. Laut Bürgermeisterin Kristina Becker sei es aufgrund aktueller Entwicklungen „nicht ganz unrealistisch, da weiterzudenken“.
Eine TUM-Studentin verwies darauf, dass man so mehrere Probleme auf einmal angehen könnte: Der LKW-Verkehr würde nicht mehr direkt durch den Stadtkern verlaufen, zudem könnte man den Wochenmarkt aus seiner aktuell beengten Lage befreien. Und nicht zuletzt wäre die Brücke für zahlreiche Einwohner westlich des Bahnhofs eine zusätzliche Querungsmöglichkeit für den täglichen Weg von und zum Bahnhof.
Im Rahmen der Projektarbeit wurden die Effekte, die andere Städte durch bessere Erreichbarkeit erfuhren, mit berücksichtigt. Diese verzeichneten ein Einwohnerwachstum, Zuwachs an Gewerbe und Arbeitsplätzen, sowie mehr Touristen. Ähnliche Effekte erhofft sich Kristina Becker nun auch für die Altmühlstadt. „Wir wollen nicht bloß ein Ankunftspunkt für Autos aus den Nachbargemeinden sein“, erläuterte sie. „Sondern auch etwas von der Erreichbarkeit haben“.