Bahn-Ärger: Škoda-Züge kommen wohl noch später
14.5.2019, 18:10 UhrVerspätungen, überfüllte Kurzzüge, alte Garnituren: Seit Monaten läuft es im Nürnberger S-Bahnnetz alles andere als rund. So kommen sowohl auf der Linie 1 zwischen Bamberg und Hartmannshof als auch auf der Linie 4 Nürnberg–Ansbach und zwischen Nürnberg und Neumarkt (S 3) immer wieder und auch in der morgendlichen Hauptverkehrszeit nur einteilige Garnituren zum Einsatz, was für viel Unmut bei Pendlern und Reisenden sorgt. Statt der Talent-2-Züge von Bombardier fahren zudem oft betagte und lokbespannte Wagen. Das bedeutet zum Beispiel auf der S 4, dass der Einstieg nicht mehr barrierefrei ist, was für Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen und gehbehinderte Reisende ein großes Problem ist.
Überfüllte Züge: Ab wann darf ich in die Erste Klasse?
Der Nürnberger SPD-Landtagsabgeordnete Arif Tasdelen hat sich jetzt speziell wegen der Zustände auf der Linie 3 schriftlich an den DB-Konzernbevollmächtigten für Bayern gewandt. "Der ÖPNV in Bayern muss attraktiver werden, wenn die Verkehrswende gelingen soll." Unter den Anwohnerinnen und Anwohner, die täglich mit der S3 aus Richtung Neumarkt nach Nürnberg pendeln, herrsche großer Unmut "über die Situation des täglichen Pendelns mit der S3", heißt es in dem Brief an Klaus-Dieter Josel.
Hoffnungslos überfüllt
Oft seien die Züge Richtung Nürnberg bereits ab Ochenbruck derart hoffnungslos überfüllt, dass sich die Türen nicht mehr schließen lassen, weshalb es auch regelmäßig zu Verspätungen komme. Ein Sprecher der Bahn wollte zu dem Schreiben keine Stellung nehmen. Er entschuldigte sich aber im Namen des Unternehmens für die derzeit schlechte und unbefriedigende Betriebsqualität.
"Bei den Fahrzeugen der Baureihe 442, die bei der Nürnberger S-Bahn im Einsatz sind, steht im Rahmen der regulären Instandhaltung der Austausch der Drehgestelle an. Die Durchführung ist jedoch komplexer als erwartet und es fallen zusätzliche Arbeiten an", erklärte die Bahn auf Anfrage der NN.
Zum Austausch der Drehgestelle kämen weitere "reguläre Wartungsarbeiten an anderen Fahrzeugen" hinzu, die nicht aufgeschoben werden könnten. "Deshalb kommt es zu Verzögerungen und in Folge leider auch noch bis mindestens Jahresende vereinzelt zu Fahrzeugengpässen", so die DB. Um gegenzusteuern seien zum 1. April zusätzliche Fahrzeuge bei der S-Bahn Nürnberg in Betrieb genommen worden. Vom 9. Juni an komme ein weiteres zusätzliches Fahrzeug dazu.
Über drei Jahre Verspätung
Daneben verzögert sich auch der Einsatz der neuen Škoda-Züge auf der Strecke Nürnberg-München weiter. Seit Deutschlands schnellster Regionalverkehr mit bis zu 200 Kilometern pro Stunde schnellen Zügen im Jahr 2006 auf die neuen Gleise zwischen Nürnberg, Ingolstadt und München gesetzt wurde, strömen die Reisenden und selbst an einem durchschnittlichen Werktag herrscht oft drangvolle Enge an Bord der alten InterCity-Garnituren.
Drei Jahre zu spät: Neue Škoda-Züge bieten wenig Komfort
2013 bestellte die Bahn deshalb neue Fahrzeuge beim tschechischen Fahrzeugbauer Škoda Transportation. Ursprünglich sollten die sechs Garnituren, die jeweils aus sechs Doppelstockwagen und einer Lok bestehen und 676 Menschen Platz bieten, bereits Ende 2016 an den Start gehen. Bei der Vorstellung des ersten Zugs Ende Oktober 2018 in München hieß es, dass die Züge erst in diesem Sommer nach und nach an die DB übergeben werden sollen.
Doch jetzt gibt es zur Verärgerung der DB immer noch Schwierigkeiten mit der Zulassung der Garnituren durch das zuständige Eisenbahn-Bundesamt. "Ich erwarte von Škoda größtmögliche Anstrengungen, den Lieferverzug zu begrenzen", so der bayerische Regiochef Hansrüdiger Fritz. Bei Škoda rechnet man zwar damit, "innerhalb weniger Wochen" die Genehmigungen zu erhalten. Doch vor Ende 2019 wird es in keinem Fall zu einem Einsatz im Linienbetrieb kommen.
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