Corona-Demo in Bamberg: "Stay Awake"-Marsch stößt auf Gegenprotest
21.11.2020, 20:15 UhrAn vielen Orten fanden heute in Deutschland Kundgebungen gegen die Corona-Maßnahmen des Bundes und der Landesregierungen statt. In Bamberg initiierte die Protestgruppe "Stay Awake" einen Marsch durch die Stadt. Dieser startete um etwa 13 Uhr vor dem Cocoon in der Nähe des Bamberger Bahnhofs und bewegte sich Richtung Innenstadt.
Die zehn Schutzkleidung tragenden Personen imitierten dabei einen Prozessionszug. Mit Worten wie "Regelbrecher an die Wand, Söder erhöre uns" oder "Selbst denken schadet dem Gemeinwohl, Spahn erhöre uns" machten die Protestierenden in der Bamberger Fußgängerzone auf sich aufmerksam. Die Polizei begleitete den Trupp.
Eine halbe Stunde zuvor, um 12.30 Uhr, trafen sich circa 110 Menschen unter dem Motto "Gegen Verschwörungstheorien - für Demokratie, Menschrechte und internationale Solidarität" gegenüber der ursprünglichen Demonstration. Der ASta e.V., ein universitätsnaher Verein, übernahm die Organisation, um den "antidemokratischen Hetzreden" Paroli zu bieten.
Fehlende Abgrenzung
Neben einigen Redebeiträgen sorgte die Sängerin Hanuta Gonzales für musikalische Unterhaltung. Leonie Ackermann trat als Rednerin auf und warf "Stay Awake" vor, sich nicht von Rechtsextremismus abzugrenzen. "Ich bin heute hier, weil es mich frustriert, dass so viele Menschen ihre Energie dafür verwenden, Hass zu schüren statt wirklich Menschen zu helfen", so die 27-Jährige.
Sie könne nicht verstehen, warum sich Menschen solchen Protesten anschließen. Allerdings übt auch sie Kritik an der Politik: "Aus meiner Sicht liegt bei der Bekämpfung der Pandemie der Fokus zu stark auf der Arbeit."
Hendrik T. kritisierte die Protestaktion von "Stay Awake" am 9. November. An diesem Abend liefen Vertreterinnen und Vertreter der Gruppe mit Lichterkerzen durch die Stadt. "Ich finde es unverantwortlich, am Abend der Reichskristallnacht so etwas zu unternehmen", so der Demonstrant. Der 9. November ist unter anderem auch der Tag des Mauerfalls (1989) und der Novemberrevolution (1918).
Verbindungen in die rechte Szene
Ferner behauptete der Aktivist, dass der damalige Protest nicht angemeldet wurde und einige Personen keine Masken trugen.
In der Vergangenheit brachten Kritikerinnen und Kritiker die Gruppierung in Verbindung mit Rechtsextremismus und Antisemitismus. So hinterfragt Hubertus Schaller vom "Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus" die Stimmungsmache von Stay Awake. Er selbst wurde bereits Opfer von Anfeindungen.
Gegenüber Medienvertretern äußerten die Experten Julia Beinder von der Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus und Uwe Pager vom Staatschutz, dass sich unter den Demos in Bamberg auch Anhängerinnen und Anhänger von Verschwörungserzählungen und Reichsbürger befänden.
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