Forschung und Gedenken: In Erlangen entstehen zwei Leuchtturmprojekte
19.10.2020, 06:00 UhrJetzt geht es dem Kopfbau der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt (HuPfla) an den Kragen, aber nur zum Teil. Zwar fällt ein großer Teil des 160 Meter langen Gebäudes dem Abrissbagger zum Opfer. Der Mittelteil mit Teilen des Ost- und Westflügels aber werden stehen bleiben. Darin soll, wie bereits mehrfach ausführlich berichtet, ein authentischer Erinnerungsort an die Medizinverbrechen der Nazis entstehen. Auch die ehemalige Direktorenvilla, die sich südlich des Kopfbaus befindet, soll in das Konzept miteinbezogen werden.
Im Kopfbau ist ein musealer Dokumentationsort vorgesehen, während in der ehemaligen Direktorenvilla Besucherzentrum entstehen soll. Ein Lern- und Bildungsort – in "Kopfbau" und Direktorenvilla – soll sich dabei sowohl an die breite Öffentlichkeit als auch an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Medizinberufe richten.
Unterstützung zugesagt
Der Bereich der Forschung soll in mehrfacher Hinsicht bedacht werden: Zum einen mit der Schaffung einer Dokumentationsstelle für die derzeit in unterschiedlichen Archiven untergebrachten Akten der NS-Medizinverbrechen.
Zum anderen durch den Ausbau der Interdisziplinären Forschung und Lehre im Hinblick auf medizinhistorische und medizinethische Fragestellungen – hier hat die Friedrich-Alexander-Universität bereits eine W2-Professur zugesichert. Auch Freistaat und Bund haben eine finanzielle Unterstützung signalisiert.
Anlässlich des ersten Transports von Patientinnen und Patienten aus der Heil- und Pflegeanstalt Ansbach, in die Tötungsanstalten der Nationalsozialisten, hat der Bezirk Mittelfranken eine Veranstaltungsreihe konzipiert. Auftakt ist am Sonntag, 25. Oktober, um 14 Uhr mit einer Führung über das Gelände der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt in Ansbach. Die Veranstaltung wird am Sonntag, 28. März 2021, um 14 Uhr wiederholt. Ebenfalls am Jahrestag des ersten Transports findet am Sonntag, 1. November, um 14 Uhr ein Rundgang über das Gelände der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen statt.
Während am Kopfbau die Abrissbagger Löcher in Dach und Fassade rammen, haben in direkter Nachbarschaft Oberbürgermeister Florian Janik und Vertreter des Universitätsklinikums Erlangen, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) sowie des Max-Planck-Instituts für die Physik des Lichts den symbolischen Spatenstich zum Bau des neuen Max-Planck-Zentrums für Physik und Medizin (MPZPM) begangen.
Auf dem Gelände der Uniklinik an der Schwabachanlage investiert der Freistaat Bayern knapp 57 Millionen Euro in das Vorhaben. Rund 180 Beschäftigte sollen hier ab 2024 arbeiten: Forscherinnen und Forscher aus Physik, Mathematik, Biologie und Medizin werden in dem Zentrum gemeinsam nach neuen innovativen Wegen suchen, Krankheiten wie Krebs oder Querschnittslähmung zu behandeln.
Große Ausstrahlung
Professor Jochen Guck, Direktor am Max-Planck-Institut in Erlangen und Mitglied des Leitungsgremium des neuen Zentrums, erklärte bei dem Spatenstich: "Das MPZPM hat das Zeug dazu, ein Leuchtturm zu werden, der weit über Erlangen und Deutschland hinaus strahlt."
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