Jörg Volleth will Oberbürgermeister von Erlangen werden

Stefan Mößler-Rademacher

Redaktion Erlanger Nachrichten, Leiter der Kulturredaktion

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15.2.2020, 12:47 Uhr
Jörg Volleth will Oberbürgermeister von Erlangen werden

© Stefan Mößler-Rademacher

"Ich bin nicht mit dem Ziel auf die Welt gekommen, Oberbürgermeister von Erlangen zu werden." Seit 12 Jahren ist Jörg Volleth Mitglied im Stadtrat, doch so richtig intensiv mischt er erst im kommunalpolitischen Geschehen mit, seit er vor zwei Jahren den Vorsitz der CSU-Fraktion übernommen hat. Nun, mit 48 Jahren, ist es doch so weit: Der sportliche Polizist aus dem Stadtteil Hüttendorf möchte Oberbürgermeister von Erlangen werden.

Bei Volleth hing im Gegensatz zum Parteifreund und amtierenden Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder auch in der Pubertät kein Franz-Josef-Strauß-Plakat im Jugendzimmer. Eine Junge-Union-Karriere kann Volleth ebensowenig vorweisen – obwohl er aus einer politischen Familie kommt. Bereits sein Vater saß für die CSU im Stadtrat. Der Beruf hatte zunächst Vorrang – und die Familie. Volleth – als Polizist oft nachts im Einsatz (heute ist er "Koordinator für polizeiliches Einsatzverhalten") – lebte damals am Tag vor, was heute den "modernen Mann" mit ausmacht: die drei Mädels in den Kindergarten bringen und Essen vorbereiten. Die Kinder sind nun erwachsen, Kochen ist immer noch sein großes Hobby. Und Radfahren. Regelmäßig unternimmt er große Touren mit der Ehefrau.

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Die Nachteile der fehlenden Frühfixierung auf einen Vollzeit-Politiker-Job sind manchmal zu beobachten, wenn Volleth das Wort ergreift. Im direkten Vergleich mit seinem eloquentenKontrahenten Florian Janik – der vermutlich als Juso-Aktivist jede Rhetorik-Schulung der Friedrich-Ebert-Stiftung besucht hat – hat Volleth manchmal das Nachsehen. Ein Beispiel: Als Volleth beim Neujahrsempfang der CSU mit Verbal-Attacken auf den OB die heiße Phase des Kommunalwahlkampfes eröffnet, drückt er manchmal zu sehr aufs Tempo, hudelt, vergeigt Pointen. Doch gerade in seiner entschleunigten Partei-Karriere sieht Volleth auch Vorteile: "Ich stehe mit beiden Füßen auf dem Boden und sehe vieles aus einem anderen Blickwinkel als manch andere Bewerber um den Posten. Ich habe eher die Sicht des Bürgers." Gefragt nach seinen Stärken, antwortet Volleth: "Ich kann gut zuhören, gut vermitteln und moderieren sowie Menschen überzeugen." Und seine Schwächen? "Einiges geht mir manchmal zu langsam. Ich habe eine hohe Antriebskraft in mir und handle gern."

Dass er den Dialog mit den Erlangern sucht, ist beim Straßenwahlkampf zu beobachten. Viele Begegnungen finden am CSU-Stand statt. Espresso wird verteilt und zwischen den Wahlkämpfern wuselt Volleths Hund Spiky als gern fotografierte Attraktion hin und her. Für Gespräche nimmt sich Volleth viel Zeit – und wird dabei regelmäßig auf die Stadt-Umland-Bahn (StUB) angesprochen. Zumindest am CSU-Stand ist wenig von einer StUB-Begeisterung zu spüren. "Auch ich bin eher skeptisch", gibt Volleth zu. Als Oberbürgermeister würde er deshalb zunächst die tatsächlichen Kosten abwarten und vor Baubeginn nochmals die Bürger "ins Boot holen". Volleth: "Das kann per Bürger- oder per Ratsentscheid passieren." Ohnehin müsse für die Stadtentwicklung ein "Masterplan 2040" her, der Fragen klärt wie: "Wo und wie wollen wir uns als Stadt weiterentwickeln? Welche Größe ist für Erlangen verträglich?" Volleth ist aber mit Blick auf den Klimawandel klar, dass sich die Verkehrspolitik ändern muss. Seine Alternativen: bessere Busverbindungen, bessere Taktungen, Fahrrad-Schnellwege, Shuttle-Busse für die Innenstadt, Anschaffung von Elektro-Bussen und die Vergrößerung des Großparkplatzes. Volleth: "Hier müssen wir Geld in die Hand nehmen."

Und die Haltung von Volleth und der CSU Erlangen zur AfD? "Das ist für mich ein klares No-Go. Wir streben keine Zusammenarbeit mit der AfD an!" Welche Koalitionen und Kooperationen für die CSU jenseits dieser Grundsatzposition in Frage kommen, sei aber offen: "Das hängt von der Stadtrat-Zusammensetzung ab. Zu politischen Positionen kommt in der Kommunalpolitik auch das Zwischenmenschliche hinzu."

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