"Katastrophe" in der Vorweihnachtszeit für die Erlanger Geschäfte

8.12.2020, 16:16 Uhr

© Klaus-Dieter Schreiter

So ging laut einer aktuellen Untersuchung des Hamburger Immobiliendienstleisters Engel & Völkers Commercial, international an rund 100 Standorten im Bereich der Gewerbeimmobilien tätig, die Zahl der Passanten am Samstag vor dem ersten Advent in Erlangen um 61,6 Prozent zurück. Zum Vergleich: Der Durchschnitt aller untersuchten deutschen Innenstädte lag bei 48 Prozent.

Diese Zahlen stehen dabei im krassen Widerspruch zu einer Corona-Studie der Ad Alliance, einem Dienstleister für Werbung und Marketing, wonach die Konsumlaune angesichts des nahenden Weihnachtsfests bei den Verbrauchern ungebrochen sei. Nur scheint der inhabergeführte Einzelhandel davon nicht zu profitieren. Anders als der Online-Handel, der derzeit Rekordumsätze vermeldet.

Subventionierte Einkaufsgutscheine

Dabei hat sich die Stadt einiges einfallen lassen, um Schwung ins Weihnachtsgeschäft zu bringen. Das Angebot reicht dabei von einem für Kunden und Einzelhändler kostenlosen Lieferdienst, der Waren direkt an die Haustür liefert, bis hin zu von der Stadt subventionierten Einkaufsgutscheinen.

Mehr erwartet hätte sich Christian Frank, Vorstand des City-Managements Erlangen, vom Lieferservice. Seit 1. Oktober habe dieser im Durchschnitt pro Tag gerademal drei Lieferungen abgewickelt. Frank will aber trotzdem daran festhalten. Es sei ein "guter Service, aber noch ausbaufähig".

Ein Publikumsrenner

Anders beim Stadtgeschenk-Gutschein, der sich erwartungsgemäß zu einem absoluten Publikumsrenner entwickelt hat. Innerhalb von nur zwei Tagen waren die insgesamt 15 000 von der Stadt zu 50 Prozent subventionierten Gutscheine im Gesamtwert von 200 000 Euro ausverkauft.

Mittlerweile sind über die Hälfte bereits eingelöst, berichtet Frank weiter. Das heißt, das damit bislang rund 100 000 Euro in die Kassen des Erlanger Einzelhandels gespült wurden. "Wir hören, dass viele ihn an Weihnachten erst verschenken wollen beziehungsweise in den nächsten Wochen direkt einsetzen für Geschenke", sagt der Citymanager.

"Wir sehen aufgrund der Einlösungen des Stadtgeschenkgutscheins, dass die Branchen sehr gut und unterschiedlich angenommen werden", ergänzt Wirtschaftsreferent Konrad Beugel. Welche Branchen davon letztlich profitiert haben, könne man abschließend noch nicht sagen. Die Aussagen der Händler ließen sich nicht sehr genau definieren, sagt Beugel weiter. In jedem Fall seien auch Textilien und Schuhe stark vertreten. Der Wirtschaftsreferent weiter: "Das Warenangebot stimmt also noch in der City."

Eingeschränktes Einkaufserlebnis

Der starke Einbruch der Frequenzen in der Innenstadt um fast 62 Prozent sei im wesentlichen auf den Lockdown und die geschlossene Gastronomie zurückzuführen, ist Beugel überzeugt. Auch in Erlangen gilt: Die strengen Hygiene- und Abstandsregeln schränken das unbeschwerte Einkaufserlebnis erheblich ein. "Maskenpflicht und keine Gastronomie, kein Weihnachtsmarkt, keine Eisfläche verringern das emotionale Einkaufserlebnis deutlich."

Es sei unendlich schwer so eine Emotion für Einkaufen und Bummeln zu entwickeln. "Vor dem Problem steht jede Stadt und da wir kein Oberzentrum sind wie Regensburg oder Würzburg ist die Halbierung der Frequenz besonders heftig. Für unseren örtlichen stationären Handel und sein Weihnachtsgeschäft ist das natürlich eine Katastrophe. Unsere Bemühungen von Wirtschaftsförderung und City-Management für Frequenz und Konsumneigung – bei strikter Einhaltung der Hygieneregeln – können das natürlich nicht in das Gegenteil umdrehen."

Große Hoffnungen setzt Konrad Beugel jetzt auf den am Freitag eröffneten Weihnachtsmarkt am Schlossplatz. Damit solle ein Signal gesetzt werden: "Die Innenstadt lädt zu ihrem Markte ein!"

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