Bauvorhaben

Kinderhaus in Erlangen: Klimaliste setzt sich für Einbau einer Lüftungsanlage ein

Eva Kettler

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28.10.2021, 14:30 Uhr
Für Kinder in Kindertagesstätten sollen beste Bedingungen herrschen. Was ist mit der Lufthygiene?

© imago images / Stefan Trappe, NN Für Kinder in Kindertagesstätten sollen beste Bedingungen herrschen. Was ist mit der Lufthygiene?

Es könnte eigentlich Routine sein: Im Stadtteil Bruck werden mehr Plätze als bisher für die Kindertagesbetreuung benötigt, die Stadt plant den Neubau eines Kinderhauses mit Krippe und Kindergarten - Kostenschätzung: 6,8 Millionen Euro -, die Vorentwurfsplanung durchlief verschiedene Fachausschüsse des Stadtrats und wurde mehrheitlich befürwortet, nun könnte der Gesamtstadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag grünes Licht für die Entwurfsplanung geben. Doch Martin Hundhausen, Stadtrat der Klimaliste, hofft, dass genau dies in der vorliegenden Form nicht passieren wird. Aus seiner Sicht muss ein Teil grundlegend überarbeitet werden: das Lufthygienekonzept.

An der Luft also - beziehungsweise daran, wie effektiv und richtig belüftet werden sollte - scheiden sich bereits vorab die Geister. In Corona-Zeiten hat dies durchaus Brisanz - siehe die Diskussion um Raumluftfilter. Die Klimaliste hat jedenfalls einen Änderungsantrag gestellt mit dem Hinweis darauf, dass die vom Gebäudemanagement vorgesehene Belüftungsmethode fragwürdig sei.

"Natürliche Lüftung"

Das Gebäudemanagement empfiehlt ein Lüftungskonzept mit natürlicher Lüftung, das heißt mittels Fenstern und zusätzlichen Öffnungsklappen, die auf dem Dach eingebaut werden sollen. Dabei macht man sich das Prinzip zunutze, dass warme Luft nach oben steigt, wo sie dann durch die Klappen nach außen abziehen kann.

Demgegenüber stellt die Verwaltung eine Variante mit Lüftungsanlage und führt an, dass diese mehrere Nachteile habe. Zum einen die Investitionskosten in Höhe von 280.000 Euro, zum anderen später einmal laufende Kosten für Betrieb und Wartung. Der Strommehrbedarf der Anlage übersteige die Einsparung durch Wärmerückgewinnung deutlich, argumentieren die Planer.

Ein Rechenfehler?

Die Stadträte der Klimaliste meinen nun, dass hier ein Rechenfehler gemacht wurde. Die Einspareffekte durch die Wärmerückgewinnung seien viel größer als von der Verwaltung dargestellt. "Der Betrieb einer Lüftungsanlage kostet zwar Strom, aber man spart 15 Mal so viel, wie man verbraucht", sagt Prof. Hundhausen und verweist dabei auf Passivhäuser, wo Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung Standard seien.

"Die Unterlagen in der Verwaltungsvorlage, in denen die ,natürliche Belüftung' und die ,mechanische Belüftung' verglichen werden, widersprechen den wissenschaftlich anerkannten Werten, die Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung aufweisen", heißt es im Antrag der Klimaliste. Verwiesen wird darin auch auf ein Empfehlungspapier des Umweltbundesamtes, das "eindeutig für eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung plädiert".

Kosten weitaus niedriger

Keine Zugluft, verlässlicher Luftaustausch: Dies habe man bei Passivhäusern im privaten Bereich, aber beispielsweise auch im Ratssaal im Erlanger Rathaus, so Hundhausen. Und man könne diese Vorteile auch für Kitas haben. Kompakte Geräte, die für Gruppenräume und Klassenzimmer geeignet sind, gebe es von mehreren Herstellern, die Kosten würden weit unter den von der Verwaltung genannten 280.000 Euro liegen.

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