Lore Marr-Bieger
Reisebuchautorin beim Michael Müller Verlag: Von Kleinseebach hinaus in die große Welt
24.10.2021, 06:00 UhrOb im eigenen Haus, in einer Kneipe oder in einem Museum, ob in der freien Natur an einem See oder in einem Biergarten - jeder Mensch hat mindestens einen Ort, an dem er oder sie sich besonders wohlfühlt. Lieblingsplätze eben. Dieses Medienhaus stellt in einer kleinen Serie solche Menschen und ihre ganz persönlichen Herzensorte vor.
Lore Marr-Bieger schickt die Menschen mit ihren Büchern in aller Herren Länder: Die Reisejournalistin selbst aber kommt immer wieder in das beschauliche Kleinseebach zurück. Ist dieser winzige Ortsteil von Möhrendorf für eine Frau, die in der ganzen Welt unterwegs ist und neben ihrem Beruf als freie Reisebuchautorin für den Erlanger Michael Müller Verlag auch noch privat gerne fremde Länder und Leute erkundet, nicht ein wenig zu eng und provinziell? "Nein", antwortet sie und lacht dabei herzlich, während sie an ihren Lieblingsplatz führt: einen wunderschöne Terrasse in einem herrlichen Garten.
Hier, in dieser Wohlfühl-Oase, entstehen ihre beliebten Bücher, neben ihrem Laptop liegen die handschriftlichen Aufzeichnungen ihrer Recherchen, daneben Fotos und Landkarten - mit dem Blick mitten hinein ins Grüne legt sie dann auf der Tastatur los und schreibt über Welten fernab der Karpfenteich-Region und Erlangen-Höchstadt.
Seit 1988 ist der Ort das "gewählte Zuhause"
Seit 1988 ist Kleinseebach ihr "gewähltes Zuhause", erzählt sie, mit riesigem naturnahen Garten und Haustieren. Für die gebürtige Nürnbergerin, die einen erwachsenen Sohn hat und geschieden ist, sind Garten und Terrasse mit das Wichtigste überhaupt: "Es ist ein Ruhepol; nach all dem Erlebten meine geliebten Menschen, Tier und Pflanzen zu sehen, ist mir sehr wichtig."
Der Garten ist eine Mischung aus gezüchteten und wilden Blumen und somit Tummelplatz für Bienen, Hummeln, Vögel, Falter, Käfer, Schlangen und Frösche, Igel und Salamander; auch die Blaue Biene fühlt sich wohl und hat genug zu fressen, berichtet die Autorin begeistert. Gerne pflanzt sie auch Blumen und Kräuter aus ihren Reiseregionen im heimischen Garten an - bringt damit südliches Flair nach Mitteleuropa.
Was stört, auch im Gemüsegarten, wo auch sehr viel wilder Majoran, Borretsch, Ruccola, Mohn und der einjährige Rittersporn in aller Farbenpracht neben Tomaten, Paprika, Bohnen, Auberginen, Zucchini wachsen, werde herausgerissen, sagt sie und läuft dabei zielstrebig auf die Beete zu, um genau das zu machen. Auch Gewässer gibt es, nicht zuletzt, wie Lore Marr-Bieger sagt, zum Hineinspringen. "Für mich ist der Garten auch Ausgleich - schnell mal vom Schreibtisch aufstehen und herumgehen und auftanken, damit der Kopf leer wird."
Recherchen ohne Heimweh
Denn der ist nach wochen- oder (wenn nicht gerade Corona vom Reisen abhält) oft sogar monatelangen Recherchen doch ziemlich voll mit Eindrücken und Erlebnissen. Da kommt ihr die Abgeschiedenheit zuhause gerade recht. Wenn sie aber erst einmal fort ist, dann hat sie kein Heimweh, erzählt sie. Doch wenn sie wieder daheim ist in ihrem Kleinseebach, dann fühlt sie sich dort sofort wieder aufgehoben.
"Mein Zuhause ist überall", sagt sie. Wenn sie heim kommt, lässt sie oft den Koffer eine Woche lang unausgepackt, weil es sie sofort (wieder) nach draußen zieht, an die frische Luft, in ihren Garten. "Ich reinige dann die Terrasse vom Staub und Schmutz der vergangenen Wochen und Monate", erzählt sie. Denn der Ort ist für sie Arbeitsplatz, Frühstücksplatz, Hauptplatz, einfach alles in einem.
"Im Winter", sagt sie, "nervt es mich immer, wenn ich hinein muss, deshalb sitze ich so lange es auch nur irgendwie geht, oft mit Mütze und Anorak da, damit ich draußen bleiben kann." Zum Beschweren ihrer Unterlagen nimmt sie dann Steine, fränkische, aber auch Mitbringsel von ihren Touren. Denn fast alles was sie (zum Glück) braucht, findet sie draußen, in der Natur - und ihrem Garten.
Draußen-Sein gehört einfach dazu
In den Ländern, die die umtriebige Autorin seit Jahrzehnten bereist und die sie den Menschen hierzulande nahebringt, gehört Draußen-Sein ohnehin dazu: Es ist beispielsweise Kroatien, das sie für die Leserinnen und Lesern des renommierten Erlanger Michael Müller Verlages quasi entdeckt hat, inzwischen ist das Land für Deutsche mit eines der Haupturlaubsziele, gerade 2021 haben viele ihre Ferien dort verbracht, wo man etwa mit Blick auf die Pandemie nicht hinfliegen muss, sondern auch mit dem Auto fahren kann.
Früher war das anders. "Anfang der 1980er Jahre wollte ich nach Kroatien, das damals noch Jugoslawien hieß, und es gab keinen Reiseführer", erinnert sich Lore Marr-Bieger, "also habe ich selbst einen geschrieben". Inzwischen liegen in der Reihe mit den bunten Buchrücken mehrere Bücher über das osteuropäische Land und seine herrlichen Landstriche vor, dazu kommt Slowenien und sogar die ferne Dominikanische Republik.
Mit der "Fränkischen Schweiz" ging alles los
Begonnen hatte sie aber mit Arbeiten ganz in ihrer Nähe, nämlich für den Fränkischen Schweiz-Führer des Michael Müller Verlages. Zu der Zeit wohnte Lore Marr-Bieger kurzzeitig in Gräfenberg im Landkreis Forchheim, sie zeichnete Straßenkarten und Stadtpläne - ein Talent, das sie von ihren künstlerisch veranlagten Eltern vererbt bekommen hat. Dann kamen mehr und mehr eigene Recherchen dazu bis sie für die ersten Kroatien bzw. Jugoslawien-Bücher loszog. Kroatien, sagt sie, liebt sie immer noch, aber auch die Berge in Slowenien haben es ihr angetan.
Reisen gehört für sie auch mit 66 Jahren noch immer dazu, ganz so locker und sorglos wie früher sei es nicht mehr, sagt sie. Damals sei alles so sicher gewesen, dass man Wertsachen ruhig im Auto liegen lassen konnte. Heute sei das ein bisschen anders. Doch fremde Kulturen, Menschen, Tiere und Landschaften erkunden, auch zu Fuß oder per Rad, das ist noch immer ganz ihr Ding. Und niemals organisiert, immer auf eigene Faust. "Reisen", sagt sie, "ist für mich noch immer wie die Luft zum Atmen, doch Heimkommen ist wichtig, sehr wichtig".
Heimische Tipps der Reisebuchautorin:
Die Reisebuchautorin Lore Marri-Bieger ist gerne draußen - auf Reisen und zuhause. Deshalb liebt sie Ausflüge rund um Kleinseebach, etwa einen Spaziergang entlang der Teiche und durch den Wald. Meist benutzt sie das Rad, wenn sie in der näheren Umgebung unterwegs ist, um freie Gedanken zu erhalten und, wie sie sagt, "um die steifen Glieder vom langen Sitzen am PC zu lüften", dabei geht es oft durch Wälder oder dem Kanal entlang. Wenn sie Besuch hat, macht sie gerne Touren, auch mal in die Fränkische. "Ein Muss ist das Walberla, das ich auch vom Kanal aus sehen kann", sagt sie. Sie geht zum (Karpfen-)Essen gerne in Dorfgaststätten wie den Landgasthof "Schuh" in Möhrendorf-Kleinseebach oder in die "Morgentau"-Wirtsstube in Möhrendorf-Oberndorf oder sie läuft/fährt hinüber zum Dechsendorfer Weiher, genießt dort die Abendsonne und kehrt im "Forsthaus" ein.