Uni Erlangen braucht sich nicht zu verstecken
8.9.2020, 11:00 UhrHerr Prof. Hornegger, die FAU gilt laut einem aktuellen Ranking als innovativste Hochschule in Deutschland und belegt in dieser Kategorie Platz 2 in Europa. Noch vor Cambridge und der TU München. Macht Sie das stolz?
Natürlich macht mich das stolz. Es ist ja das Ergebnis harter und erfolgreicher Forschungsarbeit, die wir hier an der FAU leisten. Darauf kann man zurecht stolz sein. Und es ist – neben den selbstverständlich ebenfalls wichtigen akademischen Rankings – auch einmal eine andere Perspektive auf den Erfolg von Universitäten. Innovation ist die Grundlage für unseren Wohlstand. Und dass die FAU gerade unter diesem Aspekt so weit vorne mitspielt – ja, das macht mich stolz.
Stört es Sie, dass trotz dieser Top-Platzierung, Unis in München, Heidelberg, Aachen oder Berlin bekannter und bei Studienanfängern vielleicht auch beliebter sind als die FAU?
Ach, stören… was wäre ich für ein Präsident, wenn es mich nicht stören würde? Aber eher im Sinne eines gesunden Wettbewerbs. Die FAU ist eine sehr leistungsfähige Universität, die sich in vielen Forschungsbereichen deutschlandweit – und international – im Spitzenfeld befindet. An anderen Themen müssen wir noch arbeiten. Aber wir brauchen uns sicherlich nicht zu verstecken – dass es Unis gibt, die noch beliebter sind, nehmen wir sportlich. Und: Man "kauft" ja als Studi in der Regel nicht nur die Forschungsleistung einer Uni. Man kauft den Standort, die Umgebung mit.
Was tun Sie, um die FAU noch beliebter und bekannter zu machen?
Nur eine erfolgreiche Universität ist attraktiv. Wir bauen also unsere Erfolge in Forschung und Lehre weiter aus. Und an den Schwächen arbeiten wir. Das ist das Einzige, was funktioniert. Denken Sie an Themen wie KI in der Gesundheit – über Jahre haben wir hervorragende Vorarbeit im Bereich Medizintechnik, Digital Health und moderner Bildverarbeitung geleistet. Das Ergebnis: Erlangen ist zum KI-Gesundheitsknoten in der Hightech-Agenda ernannt worden und konnte zwölf KI-Professuren hinzugewinnen. Auch in den Geisteswissenschaften haben wir hart gearbeitet – der Erfolg mit einem Leibnizpreis für die Kollegin Heike Paul und einer Humboldt-Professur für Ewa Dabrowska hat uns recht gegeben.
Wie wird Innovation eigentlich gemessen?
Unter Innovation verstehen wir den Transfer aus der Grundlagenforschung in die Anwendung. Das heißt, wir überlegen uns, inwieweit wir mit unserer Forschung einen Beitrag leisten können, die großen Fragen der Menschheit zu beantworten, Mehrwert für die Gesellschaft schaffen. Konkrete Parameter sind zum Beispiel die Anzahl unserer erfolgreichen Patentanmeldungen, die Zahlen von Patenten mit der Industrie, wie häufig unsere Grundlagenforschung in Patenten aufgegriffen und zitiert wird oder wie viele Publikationen wir gemeinsam mit Industrievertretern haben. Innovation an der FAU heißt aber auch den Innovationsbegriff etwas weiter zu fassen: Innovation in der Lehre, Innovation in der Governance Struktur, Innovation in der Art und Weise, wie wir an einer Universität mit unseren Studierenden interagieren – all das sind auch Aspekte, die für uns Innovation ausmachen.
In welchen Bereichen sehen Sie noch Luft nach oben?
Luft nach oben gibt es immer. Aber alles in allem haben wir im Augenblick wirklich einen guten Lauf. Es ist uns in den vergangenen Jahren immer wieder gelungen, namhafte Förderungen und Preise einzuwerben – und zwar in ganz unterschiedlichen Fachbereichen. Drei Humboldtprofessuren in drei Jahren. Eine hohe Zahl an Sonderforschungsbereichen und Graduiertenkollegs und mehrere ERC Grants. Aber natürlich gibt es auch an der FAU besondere Stärken: etwa im Bereich der Medizintechnik, der KI in der Gesundheit, der Immunologie und der Krebsforschung oder in der Energie- und Klimaforschung.
Was kann die Hochschulleitung tun, um Innovationen an der FAU speziell zu fördern?
Wir schaffen ein starkes Innovationsklima an der FAU. Forschung und Innovation müssen wir immer gemeinsam denken, in der Forschung wie in der Lehre. Wir ermutigen unsere Studierenden durch forschungsorientierte Lehre von Anfang an, sich und ihre Ideen in die Forschung mit einzubringen. Wir bringen dem Nachwuchs bei, unabhängig zu denken und ohne Vorbehalte an praxisrelevante Forschungsfragen heranzugehen. Dazu gehört beispielsweise, bei einer Masterarbeit nicht nur eine Literaturrecherche, sondern gleichzeitig auch eine Patentrecherche einzufordern. Wir fördern die enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern, mit den unabhängigen Forschungseinrichtungen ebenso wie mit den forschenden Unternehmen. So bekommen unsere Nachwuchstalente ein Gefühl dafür, wie Grundlagenforschung und Anwendung Hand in Hand gehen können. Und wir stellen selbstverständlich eine Infrastruktur und die Beratungsleistung bereit, die junge Innovatoren und Gründer brauchen, um erfolgreich zu sein, etwa die Beratung und Co-Finanzierung bei Patentanmeldungen.
Ein innovatives Klima zu schaffen, kostet Geld. Sind Sie mit dem, was die Staatsregierung an Mitteln für die FAU zur Verfügung stellt, zufrieden?
Es wird Sie überraschen: So kostspielig es ist, unseren Studierenden gute Lehre und unseren Forschenden eine gute Forschungsinfrastruktur zu bieten – in Sachen Innovation sind Geldsorgen die geringste Herausforderung. Natürlich halten wir Infrastruktur vor, wie etwa unseren Tech-Inkubator Zollhof oder das Medical Valley – aber was beim Thema Innnovation am meisten zählt, ist Unternehmergeist, Mut, Querdenkertum. Die Grundlage jeder Innovation ist der unabhängige Geist. Dieser Spirit ist unbezahlbar – aber vermittelbar.
Wann schätzen Sie, wird die FAU im Ranking der innovativsten Hochschulen in Europa den ersten Platz einnehmen?
Ich weiß gar nicht, ob das mein Ziel ist. Rankings sind nur Indikatoren. Platz eins oder Platz zwei ist da manchmal nicht entscheidend. Natürlich freuen wir uns, wenn wir auf Platz eins sind, und natürlich erwähnen wir das immer gern – aber entscheidender ist es, in der Spitzengruppe zu sein. Insofern ist es mir wichtiger, dauerhaft unsere Top-Platzierung zu behaupten und ein klares Profil für unser FAU auszubilden.
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