Baumarten im Klimawandel: Vom Kampf gegen Hitze und Trockenheit

23.8.2020, 07:57 Uhr
Baumarten im Klimawandel: Vom Kampf gegen Hitze und Trockenheit

© Foto: Thomas Weichert

Bäche trocknen aus, Quellen versiegen. Der Klimawandel macht aber vor allem dem Wald sehr zu schaffen. Einheimische Baumarten, vor allem die Fichte, aber auch Buche und Eiche, leiden unter Wassermangel und vertrocknen. Deshalb hat das Amt für Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bamberg ein Projekt "Alternative Baumarten im Klimawandel" gestartet, das Forstdirektor Michael Kreppel zusammen mit Förster David Schwarzmann und Waldbesitzer Christoph Dietsch in dessen "Versuchswald" bei Störnhof jetzt vorstellten.

In dem eingezäunten Areal wachsen und gedeihen ganz andere Bäume, wie wir sie kennen. Zum Beispiel eine Baumhasel, deren Holz bei Schreinern als "Rosenholz" sehr begehrt ist, oder Mammutbäume, die größten und ältesten Bäume der Welt, die normalerweise in Amerika wachsen. "Spätestens heuer im dritten Trockensommer hintereinander wird klar, dass einige unserer Hauptbaumarten wie Fichte und Kiefer nicht an die künftigen Wetterbedingungen des Klimawandels angepasst sind. Vor allem die hohen Temperaturen und geringen Niederschläge der Sommermonate machen diesen Baumarten zu schaffen", erklärt Kreppel. Deshalb gelte es herauszufinden, welche Baumarten möglichst klimatolerant sind.

Bayernweite Initiative

Im Rahmen der bayernweiten "Initiative Zukunftswald" wurde deshalb vorerst befristet auf zwei Jahre Förster David Schwarzmann eingestellt. Er untersucht, welche Baumarten auf welchen Standorten in den Landkreisen Forchheim und Bamberg besonders geeignet sind. Er hat sich bereits einen Überblick verschafft und viele besondere Baumartenanbauten angeschaut. "Es ist sinnvoll, möglichst mehrere Klima tolerante Baumarten auf einer Fläche einzusetzen", empfiehlt Schwarzmann.

Natürlich sollte in erster Linie auf heimische, Klima tolerante Hauptbaumarten wie Stiel- und Traubeneiche oder Bergahorn zurückgegriffen werden. Wo möglich sollte die Naturverjüngung dieser Baumarten bevorzugt werden. "Weitere seltenere heimische Baumarten mit Klimatoleranz sollten stärker beteiligt werden", fügt Schwarzmann an. "Und da gibt es ja eine hohe Anzahl: zum Beispiel Elsbeere, Feldahorn, Flatterulme, Vogelkirsche, Sommer- und Winterlinde, Walnuss, Wildapfel und Wildbirne sowie die schon seit längerem erprobte Edelkastanie."

Praktische Anbauversuche

Dann gebe es die Möglichkeit, neue alternative Baumarten durch Versuchsanbauten zu erproben, deren Anwuchserfolge zu dokumentieren und daraus Erfahrungen zu sammeln. Dazu sollen in den nächsten Jahren kleinflächige "Praxisanbauversuche" bei privaten und kommunalen Waldbesitzern angelegt und von der Forstverwaltung gefördert werden. Für diese Versuche gelten höhere Anforderungen und die infrage kommenden Baumarten wie Libanonzeder, Atlaszeder und Baumhasel sind teurer. Daher sind die Fördersätze pro Pflanze entsprechend höher. Problematisch sei aber die Verfügbarkeit der richtigen Pflanzenherkünfte. Diese werden auf wissenschaftlicher Grundlage vom Amt für Waldgenetik in Teisendorf gewählt.

David Schwarzmann wird außerdem zwei kleine Arboreten im Amtsbereich und einen Exkursionsführer zu ausgewählten Anschauungsobjekten erstellen. Bei Kursen können dort interessierte Waldbesitzer von den Erfahrungen anderer profitieren. "Das Wichtigste ist, dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen", so Schwarzmann. Gesunde Waldbestände sind naturnahe Waldbestände. Strukturreichtum in Mischwäldern spricht für besonders widerstandsfähige Waldformen. So sollten neben den Misch- und Begleitbaumarten der Buchen- und Eichenwälder, Bäume jeder Altersstufe stehen. Dann profitiert selbst eine Vielzahl heimischer Nutzinsekten.

Klimatolerante Baumarten gepflanzt

Waldbesitzer Christoph Dietsch und sein Sohn Alexander aus Veilbronn haben schon vor acht Jahren vorausschauend bei der Aufforstung einer größeren Fläche bei Störnhof eine Reihe verschiedener Klima toleranter Baumarten gepflanzt. Nebeneinander gedeihen hier Elsbeere, Vogelkirsche, Walnuss, Wildbirne, Edelkastanie, aber auch Schwarzkiefer, Baumhasel und der Riesenmammutbaum. Es gab einige Probleme bei der Kulturanlage, doch durch stetes Handeln, vorausschauendes Denken und einen grünen Daumen konnten sie eine ansehnliche Kultur schaffen.

Über 20 verschiedene Baumarten stehen in der drei Hektar großen Kultur. Vorbildlich pflegen die Waldbesitzer ihre Laubkultur, indem sie laufend durch Zwieselschnitte die Qualität der Baumpflanzen erhöhen. Der gerade Wuchs der Baumhasel überzeugt. Diese Baumart ist von der Türkei bis Afghanistan verbreitet. Das wertvolle und dekorativ gefärbte Holz eignet sich zum Möbelbau. "Durchaus vorstellbar zur Steigerung der Diversität, aber auch der Wirtschaftlichkeit unserer heimischen Waldökosysteme", so Schwarzmann.

Zwiespältige Erfahrungen

Zum Mammutbaum sind die Erfahrungen des Waldbesitzers zwiespältig. "Die Pflanzen vertragen keine Schattenkonkurrenz und sind daher für kleinere Flächen im Wald ungeeignet", erklärt Christoph Dietsch. Auch seien Frostlagen nicht geeignet. "Oft sind es auch die limitierenden Standortgegebenheiten unserer heimischen Böden, die den Riesen unter den Bäumen zu schaffen machen", wirft Schwarzmann ein. Anders hingegen bei Baumhasel, Libanonzeder und Atlaszeder. Diese sind Temperaturextreme aus ihren natürlichen Wuchsgebieten, dem vorderen Orient, gewöhnt. Oft stocken sie auf Standorten nahe der Waldgrenze. Die Böden dort sind trocken und karg.

"Wichtig ist es, diese Baumarten richtig einzusetzen und mehr über sie zu erfahren. In Form der Praxisanbauversuche möchten wir die Baumarten vorerst auf kleiner Fläche aus forstwissenschaftlicher Sicht betrachten", sagt Schwarzmann. Studiert werden Anwuchsverhalten, Wuchsdynamik und Pflegemaßnahmen. "Natürlich spielt der Ertrag und die Wirtschaftlichkeit eine wichtige Rolle für den Waldbesitzer." Aus gesellschaftlicher Sicht können diese Baumarten dem Walderhalt dienen. So können sie im Zuge des Klimawandels auch dem Erhalt von Waldflächen, der Aufforstung von Kahlflächen und zur Risikominimierung in Mischbeständen beitragen. Auch ein Lehrpfad soll angelegt werden.

Waldbesitzer, die Interesse an einem solchen Versuch haben, können sich an ihr Forstrevier oder direkt an David Schwarzmann per E-Mail David.Schwarzmann@aelf-ba.bayern.de wenden.

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