Start in Egloffstein: Landkreis Forchheim organisiert Termine für Corona-Impfung vor Ort

26.1.2021, 06:00 Uhr
Start in Egloffstein: Landkreis Forchheim organisiert Termine für Corona-Impfung vor Ort

© Foto: Edgar Pfrogner

Bürgernah ist das Stichwort, unter dem das neue Angebot steht, erläuterte Landrat Hermann Ulm: Statt die Bürger der Prio-1-Gruppe, die sich gegen das Coronavirus impfen lassen wollen, ins Impfzentrum nach Forchheim einzuladen, kommt ein mobiles Impfteam in die Gemeinden. So erspare man den betagten Frauen und Männern die zum Teil längere Anfahrt nach Forchheim und zusätzlich auch noch den für die meisten beschwerlichen Weg ins Impfzentrum, das an der steilen Don-Bosco-Straße liegt.

Dabei entstand der Gedanke, Impftermine zusätzlich in den 29 Gemeinden des Landkreises anzubieten, wohl in mehreren Köpfen zur gleichen Zeit: "In der ersten Januarwoche habe ich mich mit den Mitarbeitern des Impfzentrums darüber ausgetauscht, ob so eine Aktion vor Ort stattfinden könnte", erklärte Egloffsteins Bürgermeister Stefan Förtsch. Die mobilen Impfteams des ASB, der zusammen mit dem Forchheimer Ärztenetzwerk UGeF das Impfzentrum betreibt, hatten da schon Erfahrungen mit dem Impfen in stationären Altenpflegeeinrichtungen gesammelt. Die Entscheidung fiel also relativ schnell. Und sie soll Schule machen: Inzwischen wurde mit zahlreichen weiteren Gemeinden im Landkreis Forchheim Termine vor Ort vereinbart.

In Egloffstein schrieb die Gemeinde ihre 159 Senioren, die über 80 Jahre alt sind, direkt an und lud sie zum Vor-Ort-Termin nach Affalterthal ein. Einige waren bereits geimpft. Angemeldet haben sich schließlich 117 Personen. Zusammen mit den bereits Geimpften liege damit die Quote bei über 80 Prozent, erklärte der Bürgermeister. "Die meisten sind froh und dankbar über das Impfangebot. Für sie ist es ein Schritt zurück zur Normalität", sagt er.

Parallel dazu startete die Gemeinde einen Aufruf für Fahrdienste. So brachten gestern einige Gemeinderäte, aber auch andere Freiwillige in einer Art Shuttle-System die Senioren aus den 16 Egloffsteiner Ortsteilen nach Affalterthal und wieder zurück nach Hause.

Lange Wartezeiten gab es dabei vor Ort nicht: Wer sich angemeldet hatte, erhielt zwischen 9 und 13 Uhr ein Zeitfenster von einer halben Stunde, in dem er sich im Mehrzweckhaus einfinden sollte. Dort hatte der ASB eine Art "Impfstraße" aufgebaut: Zwei Mitarbeiterinnen nahmen zunächst die Daten der einzelnen auf, fragten nach Vorerkrankungen, Allergien und vorhergegangene Impfungen. Aufklärungsbögen waren mit der Post verschickt worden.

Start in Egloffstein: Landkreis Forchheim organisiert Termine für Corona-Impfung vor Ort

© Foto: Edgar Pfrogner

Wer noch Fragen hatte, konnte diese aber Dr. Angelika Springer stellen. Sie verabreichte danach auch die Impfungen. Zu guter Letzt wurden die Seniorinnen und Senioren aufgefordert, noch einige Zeit zu warten, um allergische Reaktionen auszuschließen.

Dass der Termin in Affalterthal trotz eingeschränkter Lieferungen des Impfstoffherstellers Biontech/Pfizer überhaupt stattfinden konnte, kann als Verdienst eines sehr engagierten Teams des ASB gewertet werden. Zur Zeit werde das Forchheimer Impfzentrum nur mit etwa einem Viertel des Impfstoffs beliefert, der angekündigt worden war, erklärte dessen Leiter Sebastian Weiß.

Doch sein Team legte Termine um und bemühte sich bei der Regierung von Oberfranken um weitere Impfdosen. "Wir haben unseren Bedarf angemeldet und darum gebeten, dass Impfdosen, die andernorts nicht abgerufen wurden, uns zugesprochen werden", sagte Weiß. So erhielt das Impfzentrum zusätzlich zu den geplanten 43 Fläschchen (in jeder befinden sich sechs Impfdosen) weitere zehn Flaschen. "Das sind 60 Impfdosen, und die machen solche Termine wie hier in Egloffstein möglich."

Parallel dazu finden trotz Lieferengpässen weitere Termine im Forchheimer Impfzentrum statt und auch Vor-Ort-Impfungen in stationären Einrichtungen des Landkreises. Nach den Altenpflegeheimen sind nun Einrichtungen und Wohngruppen für Menschen mit Behinderungen an der Reihe. Auch ein Großteil der Tagespflege-Einrichtungen wird bereits von den Impfteams versorgt.

Keinen Impfstoff verschwenden

"Unser Ziel ist es, möglichst schnell so viele Personen wie möglich zu impfen", bestätigt Dr. Joachim Mörsdorf, der ärztliche Leiter des Impfzentrums. Er rechnet damit, dass bis Ende Februar/Anfang März alle Über-80-Jährigen im Landkreis, die sich impfen lassen möchten, auch geimpft sein werden.

In diese Strategie fügt sich das Vorhaben ein, keinerlei Impfstoff zu verschwenden. Aus diesem Grund hat der ASB eine Notfallliste ausgearbeitet. "Am Ende eines Impftages bleiben oft einige Impfdosen übrig", erläutert Sebastian Weiß. Manchmal, weil Leute, die angemeldet waren, kurzfristig absagen mussten oder nicht gekommen sind. Manchmal, weil es doch kleinere Reste in den Fläschchen gebe. "Ist der Impfstoff einmal zubereitet, hat er nur eine sehr begrenzte Haltbarkeit."

Um nichts wegzuschmeißen, werde auf die Notfallliste zurückgegriffen. Darauf stehen – ebenfalls geordnet nach Prioritäten – Arztpraxen, medizinisches Personal, Polizei, Feuerwehr oder THW. "Ist Impfstoff übrig, rufen wir an und fragen, wer sehr kurzfristig Zeit hat." Rund 20 Mitarbeiter/innen der Forchheimer Polizeiinspektion konnten zum Beispiel auf diesem Weg bereits geimpft werden.

Auch sonst können sich die Zahlen des Forchheimer Impfzentrums im Vergleich zu anderen Landkreisen bereits sehen lassen: Über 4300 Personen wurden inzwischen geimpft, davon alle Impfwilligen in stationären Altenpflegeeinrichtungen sowie das dortige Personal. Allein am Samstag erhielten 226 Menschen im Impfzentrum erstmals eine Spritze.

Der Impfstoff für die zweite Impfung all jener, die die erste bereits erhielten, ist gesichert und von den Lieferengpässen nicht betroffen. So wissen auch die Senioren aus Egloffstein schon jetzt: Am 15. Februar erhalten sie im Affalterthaler Mehrzweckhaus ihre zweite Impfung.


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