Freude für alle: Folge 12 - Leben am seidenen Faden

Claudia Freilinger

Nordbayerische Nachrichten Herzogenaurach/Höchstadt

E-Mail zur Autorenseite

27.11.2020, 06:00 Uhr
Michael Emrich mit seiner Freundin Barbara bei einer der ersten Touren hinaus an die frische Luft.

© Kerstin Emrich, NN Michael Emrich mit seiner Freundin Barbara bei einer der ersten Touren hinaus an die frische Luft.

Tags darauf bekommt er Fieber, am Montag so starke Bauchschmerzen, dass seine Freundin ihn ins Krankenhaus bringt. Die Mutter tippt noch auf eine Blinddarmentzündung. Als sie ihn nachmittags besuchen will, ist ihr Sohn schon auf der Intensivstation. „Keiner konnte sich erklären, warum ein bis dahin gesunder 24-Jähriger so plötzlich fast verstorben wäre“, erinnert sich die Mutter.

Die Mediziner hatten ihm ein Stück Darm entfernt. Michael erlitt einen septischen Schock mit Multiorganversagen. Der Anästhesist, selbst erschüttert, konnte ihn nur mit höchstdosierten Kreislauf-Medikamenten retten. Ein Alptraum. Michael Emrich wird in die Uniklinik Erlangen verlegt, wo sich eine schlimme Befürchtung bestätigen sollte: Gasbrand. Der behandelnde Arzt ruft in München an, wo Kollegen diesen Erreger erforschen. „Sie sahen kaum eine Überlebenschance“, erinnert sich die Mutter.

Trotzdem beginnen die Ärzte mit der Therapie. Emrich wird an die Herz-Lungen-Maschine und die Dialyse angeschlossen. Außerdem folgten in kürzester Zeit viele weitere OPs um das infizierte, abgestorbene Gewebe in ihm zu entfernen. Doch bald gibt es nichts mehr „wegzuschneiden“, eine Ärztin rät, Abschied zu nehmen. Urplötzlich aber geht es, nach weiteren Operationen, doch bergauf: Anfang März erwacht der Patient aus dem Koma.


Freude für alle - Fall 11: Kletterprojekt unterstützt Drogen-Ausstieg


„Ihm wurde seine Situation nun auch bewusst“, erinnert sich die Mutter. Am 11. März ein Moment des Glücks: Weil er wegen eines Luftröhrenschnitts nicht sprechen kann, nimmt Michael Emrich eine Buchstabentafel – und macht seiner Freundin einen Heiratsantrag. Es folgen lange Monate mit vielen Komplikationen – sein linkes Bein muss amputiert werden. Es kommt ein multiresistenter Keim hinzu, der die Antibiotika-Gabe nicht leichter macht.

Mitte April kann der Patient zum ersten Mal seit langem wieder raus an die frische Luft. Phasenweise hat er Panikattacken und Halluzinationen, depressive Episoden, aber auch gute Tage. Freilich betonen die Ärzte, „dass er noch lange nicht über den Berg ist“. Tatsächlich gehen die Schicksalsschläge weiter: Hirnblutung, Sprachstörung. Nach einer Besserung im Sommer wird er Ende September in eine Rehaklinik bei Dresden verlegt. Er kommt zwischenzeitlich von den Antibiotika, der Beatmung und sogar von der Dialyse los.

Doch dann müssen die Zehen am rechten Fuß amputiert werden. Anfang 2020 gibt es immer mehr Lichtblicke. „ Das Essen und Trinken klappt nach einiger Zeit auch wieder normal. Er begann selbstständig mit dem Rollstuhl zu fahren.“ Im Mai – die erste Corona-Welle ist gerade halbwegs überstanden – wird Michael Emrich aus der Reha entlassen.

Die gemeinsame Wohnung mit seiner Verlobten befindet sich im Dachgeschoss seines Elternhauses. Die Familie installiert einen Treppenlift, organisiert ein Pflegebett, einen Rollstuhl und einiges mehr, um ihm das Leben zu erleichtern. Doch es stehen noch wichtige Umbauten an in Schlafzimmer, Küche und vor allem im Bad. Die Kosten gehen insgesamt in die Zehntausende. Michaels Verlobte ist gelernte Krankenschwester und versorgt ihn privat.


Freude für alle - Fall 10: Wenn das Geld für Essen nicht reicht


Und wieder müssen der 24-Jährige und die Familie schwere Rückschläge hinnehmen, wieder wegen eines multiresistenten Keim. Aber er kann nicht adäquat operiert werden wegen seinen vielen Vernarbungen. „Seither geht es bergauf und bergab“, fasst Kerstin Emrich zusammen. Mal ist er in der Klinik, mal kann er nach Hause. Die letzten zwei Jahre gehen längst an die Substanz.

Die „Freude für alle“-Spendenkonten:

Spk. Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11;

Spk. Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72;

Spk. Erlangen: DE28 7635 0000 0000 0639 99;

Postbank Nürnberg: DE83 7601 00850400094854.

Für zweckgebundene Spenden genügt die Angabe der Fallnummer (bitte keine Namen!). Alle Spendernamen werden veröffentlicht (außer bei dem Vermerk „anonym“). Barspenden sind in den Geschäftsstellen der Zeitung in der Nürnberger Mauthalle, in Fürth (Schwabacher Straße 106) und Erlangen (Hauptstraße 38) möglich.

Verwandte Themen


Keine Kommentare