70 Jahre: Paar aus Fürth feiert Gnadenhochzeit
22.08.2020, 11:00 UhrNach dem verheerenden Krieg war der Alltag zumeist grau und von allerlei Entbehrungen gekennzeichnet. Wärme, Licht und Liebe taten Not. Ein Ort, der nach und nach all das vereinen sollte, war der Liederkreis in Burgkunstadt. Denn in der behaglichen Stube eines Gasthauses liefen sich eines Tages Frieda und Anton über den Weg.
Was beide nicht wussten: Ihre zufällige Begegnung sollte auch weit über 70 Jahre später noch ihr Leben bestimmen. Frieda und Anton sind nämlich eines der wenigen Paare in ganz Bayern, die das Fest der Gnadenhochzeit begehen können. Vor sieben Jahrzehnten läuteten die Glocken der katholischen Kirche im Nürnberger Stadtteil Zabo und verkündeten das freudige Ereignis. Aber der Reihe nach.
Nach der ersten Begegnung im Liederkreis fanden die junge Sopranistin und der Bass-Bariton – sie war 21 Jahre alt und gebürtige Nürnbergerin, er stammte aus dem Sudetenland – schnell Gefallen aneinander. Beinahe jedes Wochenende kam der angehende Jurist fortan vom Studienort Bamberg ins über 50 Kilometer entfernte Burgkunstadt. "Wenn es sein musste, auch per Anhalter und teilweise zu Fuß", erinnert sich der heute 96-Jährige.
Wirtschaftlich ging es für das Paar aufwärts
1948 fasste sich Anton Kaufmann – das erste juristische Staatsexamen war geschafft – ein Herz und verlobte sich mit seiner Frieda. In den Räumen des Nürnberger Rathauses besiegelte gut zwei Jahre später der Standesbeamte ganz offiziell den Bund fürs Leben. "Wir haben große Hochzeit gefeiert für damalige Verhältnisse und hatten gut 60 Gäste", erinnert sich die Jubilarin noch heute.
Wirtschaftlich ging es nach der Währungsreform stetig aufwärts und der frisch gebackene Volljurist wusste, was er kann. Nicht nur, dass er noch seinen "Doktor" machte, auch gelang ihm von Anstellung zu Anstellung stets ein Karriereschritt. Bamberg kehrten die beiden bald den Rücken und im Laufe der Jahre zog die Familie, die inzwischen stolz auf die Kinder Horst (1954), Ute (1955) und Monika (1959) blickte, mehrfach um.
Reisen war eine Leidenschaft
"Ich glaube, in 16 Jahren sind wir acht Mal umgezogen", rechnet Anton Kaufmann vor. Quer durchs gesamte Bundesgebiet fuhren die Speditionsfirmen den Hausstand der Familie. Dazwischen gingen die Jubilare aber immer wieder ihrem Hobby, dem Kegeln, und der großen Passion, dem Reisen, nach. "Wir waren fast auf der ganzen Welt", erzählt Frieda mit fester Stimme.
Nicht nur, dass nahezu jeder Anrainerstaat des Mittelmeeres in Augenschein genommen wurde, auch ging es zu einer Zeit über den großen Teich, als kaum einer an einen Urlaub in den USA dachte.
Das Geheimnis ist die Geduld
Aber auch die damalige Sowjetunion und große Teile Südostasiens erkundete die Familie. Das Leben meinte es zumeist gut mit den Kaufmanns und inzwischen hat sich der Familienkreis um sechs Enkel und fünf Urenkel erweitert.
Das Geheimnis ihrer langen Ehe sehen beide in der Geduld und dem gegenseitigen Verzeihen. "Ich sage immer, es braucht Geduld, Geduld und nochmals Geduld, dann klappt das auch", gibt Frieda Kaufmann den anwesenden Gästen bei der kleinen Feier in der Fürther Seniorenresidenz Förstermühle mit auf den Weg.
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