Bodenständig: Fürther Kunst aus Fürther Erde
30.9.2020, 21:40 Uhr"Oft fielen mir bei der Arbeit die schönen Farben und die unterschiedlichen Nuancen auf. Manchmal habe ich bunte Schichten in Gläser gefüllt und verschenkt, das kam gut an", erzählt Hettinger-Hielscher. Nun, im Ruhestand, hat sie Zeit und befasst sich eingehender mit dem Thema.
So entstanden vielfältige Werke aus fränkischer Erde, die die hiesige Gegend zeigen. Da sind zum Beispiel der Solarberg samt seinem Logo, der Main-Donau-Kanal, die Siebenbogenbrücke, die Alte Veste, das Berolzheimerianum, die Mannhofer Kirche oder die Kapellenruh.
Die Künstlerin stellt diese ur-fürtherischen Plätze aus vertrautem Blickwinkel dar, ohne dass es naiv wirkt. Klare Linien, notfalls mit Stift eingezeichnet, sorgen für einen gewissen Realismus, der jede Süßlichkeit verhindert.
Flusspferd Elsbeth grüßt
Hinzu kommen Tiere, die jeder kennt: liebevolle Porträts der Fürther Störche, der Frischlinge im Stadtwald und der Schafe in den Flussauen. Augenzwinkernd grüßen Flusspferd Elsbeth und der Goldene Schwan vom Grünen Markt, während echte Gänse für den Gänsberg stehen.
Warum aber wirken die Schattierungen derart unterschiedlich? Entstehen die über 20 verschiedenen Töne von Schwarzbraun über Ocker, Rötlich und Golden bis zu Milchkaffee durch Bestandteile wie Magnesium und Kali? "Nicht nur, sondern es kommt immer darauf an, wie viel Wasser man einsetzt, wie dick oder dünn ich zeichne", erläutert Hettinger-Hielscher.
Zuerst muss die Erde gemörsert, gesiebt und gereinigt werden. Dann kann es mit der Kunst losgehen. Dabei beruft sich die Zirndorferin auf uralte Traditionen. "Bereits in der Altsteinzeit dienten Erden als Farben für Höhlenmalereien, die wir noch heute bestaunen. Diese Pigmente begleiten die Menschen seit Jahrtausenden."
Aber bitte mit Sahne!
Auch die Haltbarmachung beherrschten schon unsere Vorfahren. Der Trick heißt Kasein, ein Bestandteil aus Milchprodukten. Hettinger-Hielscher nimmt einfach Sahne, weil die komplett ungiftig ist. Obendrauf noch etwas Lack zur Fixierung, und fertig ist ein Bild, das die Zeiten überdauert.
Auch anfassen kann man alles problemlos. Hier und da spürt man Sand und andere raue Körnchen, das ergibt einen plastischen Ausdruck. Dann wieder erinnert die schwungvoll flüssige Malweise an Wasserfarben.
Einige Arbeiten nähern sich Fürth aus der Luft und erkunden die Struktur wie eine Landkarte aus der Vogelperspektive. Hier kann wunderbar jeder Strich, jede Farbe für einen Stadtteil, ein Feld oder Straßenzug stehen. Am Rand liegen Plättchen, mit denen man toll spielen und raten kann: auf einer Seite die jeweilige Erde, auf der anderen wird der genaue Herkunftsort verraten.
Sehens- und erlebenswert.
"Erde mahlen – mit Erde malen": Volksbücherei Fürth (Fronmüllerstraße 22). Montags, dienstags und freitags 10-13 und 14-18 Uhr, donnerstags 10-13 und 14-20 Uhr. Bis 15. Oktober.
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