Bauplanung

Fürther Brauereigelände: Nur die Eiche soll überleben

Birgit Heidingsfelder

E-Mail zur Autorenseite

24.5.2021, 10:00 Uhr
„Ausdrücklich erhaltenswert“: Die stattliche Roteiche (Bildmitte) soll eine Zukunft haben, die Tage von Spitzahorn (gleich daneben) und Winterlinde hingegen sind gezählt.  

© Hans-Joachim Winckler „Ausdrücklich erhaltenswert“: Die stattliche Roteiche (Bildmitte) soll eine Zukunft haben, die Tage von Spitzahorn (gleich daneben) und Winterlinde hingegen sind gezählt.  

Die Genehmigung dafür steht noch aus, doch der Weg ist geebnet, seit über das Schicksal dreier Bäume entschieden wurde. Zwei von ihnen werden gefällt, einer überlebt.

Es handelt sich um eine mächtige Roteiche, deren Lebenskraft Fachleute als „mäßig“ einstufen, die aber weithin sichtbar ist und jetzt wieder frisches Grün trägt. Sie wurzelt nicht weit entfernt von der Sandsteinmauer an der Dambacher Straße, die hier einst den Brauereistandort begrenzte.

Keine Zukunft gibt es mehr für ihre zwei direkten Nachbarn: Das ist zum einen ein durchaus belaubter Spitzahorn, der sich im Schutz der Eiche windschief Richtung Himmel streckt, aber laut Gutachten als abgestorben gilt. Und das ist zum anderen eine frisch-grüne Winterlinde, über die Experten urteilen: Vitalität: mäßig, Krone: einseitig, Stamm: sehr schräg, Zustand: teilweise Totholz.

Der Grünordnungsplan, ökologische Grundlage für einen Bebauungsplan, sah an sich den Erhalt des Trios vor. Die Firma BPD Immobilienentwicklung, die auf dem früheren Tucher-Areal für knapp 27 Millionen Euro insgesamt 125 Wohnungen errichtet, aber wollte alle fällen.

Die Untere Naturschutzbehörde ließ das nicht zu, stufte speziell die Eiche als „ausdrücklich erhaltenswert“ ein und stellte klar, keine Befreiung von der Baumschutzverordnung zu erteilen.

Das war vor einem Jahr. Die Kommunalpolitiker schlossen sich dem an, der Bauantrag lief ins Leere. BPD machte sich darauf erneut an die Arbeit und legte einen Entwurf vor, auf dem die drei im betroffenen Areal geplanten, mehrstöckigen Stadtvillen mit Privatgärten, Loggien und Dachterrassen der Eiche Platz machen.

Die Naturschutzbehörde würdigt nun die „umfangreichen Umplanungen“. Die nötigen Schutzmaßnahmen vorausgesetzt, heißt es, sei davon auszugehen, dass der wertvollste der drei Bäume, die „ortsbildprägende“ Roteiche, langfristig erhalten werden könne.

13 Neupflanzungen

Auch im Baureferat erkennt man das Engagement des Investors an. Dem neuen Bebauungskonzept könne zugestimmt werden. Den nach Experteneinschätzung bereits abgestorbenen Ahorn könne man fällen. Dass auch die Linde zu entfernen sei, begründet die Behörde mit der Kompensation durch 13 neue Bäume und damit, dass sich auf dem zur Dambacher Straße hin abfallenden Gelände mit der historischen Mauer am unteren Rand nur so ein barrierefreier Zugang zu den Gebäuden schaffen lasse.

Maximilian Ammon (CSU) zeigte sich im Bauausschuss beeindruckt davon, „was wegen einem Baum gemacht wird“. Die Rede war von einem Sachverständigengutachten, das der Bauherr hat erstellen lassen.

Der Wurzelraum der Eiche wurde dabei durchleuchtet – mittels Impulstomographie, Wurzelstrangimpulswellenverfahren und Ground Penetrating Radar. Die Experten warnen davor, wie sehr Baumaßnahmen, die in den Wurzelbereich eingreifen wie die Geländeabstützung mittels Bohrpfahlwand dem Schützling zusetzen könnten.

Sie mahnen ein äußerst behutsames Vorgehen unter Aufsicht an, drängen auf eine ausreichende Bewässerung während der Bauarbeiten und „dringlichst“ auf ein ausgeklügeltes Feuchtemonitoring.


Werden in Fürth besonders viele Bäume gefällt?


„Nach diesem Kampf um einen Baum kann uns niemand mehr vorwerfen, dass wir Baumfrevler sind“, befand Ammon. Wie die große Mehrheit des Ausschusses gab er schließlich grünes Licht für den Erhalt der Roteiche und die Fällung von Ahorn und Linde. Dagegen stimmten Ulrich Schönweiß (Linke) und Felix Geismann (Grüne), der an den einst „eindrucksvollen Baumbestand“ auf dem Brauereigelände erinnerte.

Von ursprünglich 159 Bäumen hatten die FN 2012 berichtet. Eichen, Linden, Ahorne, Akazien...Sukzessive mussten sie dem Wohngebiet Platz machen. Anwohnern ging das Kreischen der Sägen durch Mark und Bein, die Rede war gar von „Mord vorm Küchenfenster“.