Gerichtsprozess
Fürther Juwelier überfallen: Räuber kommt in die Psychiatrie
10.2.2021, 10:23 UhrFür einige der Mitarbeiter des edlen Juweliers in der Fürther Königstraße war der Gang zum Landgericht schwer, holte doch die Aussage im Zeugenstand die Erinnerung wieder hoch.
Doch die Angestellten haben das Verbrechen verkraftet, sie alle stehen bereits seit dem Tag nach der Tat wieder im Geschäft - und nun hat ihnen die öffentliche Hauptverhandlung am Landgericht Nürnberg-Fürth gezeigt, dass sie mit ihrer eigenen Einschätzung zu dem Überfall am 13. Juli 2020 richtig lagen: Der Räuber, der in den ersten Sekunden seines Überfalls erstmal seine Waffe zu Boden fallen ließ, nervös auf und ab lief, wüst drohte ("Ich mache euch schöne Löcher in die Köpfe!") und wirkte, als sei er von seinem eigenen Plan völlig überfordert, hat schwere psychische Probleme.
Raubüberfall auf Juwelier in Fürth: Polizei fasst Tatverdächtigen
"Wir waren danach alle überzeugt, dass dieser Mann wohl psychisch krank ist", schilderte eine Verkäuferin im Zeugenstand vor der 2. Strafkammer und diese Vermutung trifft zu.
Es war der Suchtdruck, der den 50-Jährigen zu seinem Verbrechen trieb, durch den Überfall wollte er sich Geld für Drogen beschaffen. Zur Drogenproblematik gesellt sich eine psychische Erkrankung, der Mann leidet an einer paranoiden Schizophrenie, immer wieder hört er Stimmen.
Der Fürther (50) hat sich im Gerichtssaal für den Überfall entschuldigt, die Tat nannte er selbst "dumm" - auch dies zeigt, dass er grundsätzlich zur Einsicht fähig ist. Doch zum Zeitpunkt des Überfalls war er nur begrenzt in der Lage, sich zu steuern. Dies bedeutet auch, dass er vermindert schuldfähig ist. Um zu vermeiden, dass er erneut Straftaten begeht - und dies wäre, bliebe er ohne ärztliche Behandlung - wahrscheinlich, kommt der Mann nicht in ein Gefängnis, sondern in die forensische Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses.
Damit kein Missverständnis entsteht: Dies ist nicht etwa "Gefängnis light". Auch beim so genannten Maßregelvollzug handelt es sich um eine freiheitsentziehende Maßnahme. Die forensischen Einrichtungen der Bezirkskrankenhäuser in Erlangen und Ansbach verbergen sich hinter hohen Betonmauern, es gibt Sicherheitsschleusen und Sicherheitspersonal.
Der Aufenthalt in der Klinik steht unter der Maßregel „Sicherung und Besserung“. Ziel ist es, Männer wie diesen Räuber aus Fürth, in ein eigenverantwortliches und künftig straffreies Leben zu begleiten. Schon die Ausstattung der Forensik als Hochsicherheitsbereich zeigt: Hier steht, wie in Krankenhäusern sonst üblich, nicht nur der Patient im Vordergrund, sondern auch die Sicherheit der Bevölkerung.