Gebühren und Freiflächen: So hilft Fürth den Gastronomen in der Krise
22.10.2020, 06:00 UhrDie Prognose von Horst Müller für Fürths Gastro-Szene ist höchst unerfreulich, aber sie deckt sich mit den Vorhersagen des Hotel- und Gaststättenverbands fürs ganze Land: "Ein Drittel der Betriebe", sagt der städtische Wirtschaftsreferent, "wird ernsthafte Probleme haben, den Winter zu überleben".
Und das gilt auch nur für den Fall, dass angesichts steigender Infiziertenzahlen keine neuen Beschränkungen ins Haus stehen. Sollte es anders kommen, das weiß auch Müller, könnten noch viel mehr Lokale in Schieflage geraten.
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Umso mehr ist der Stadt daran gelegen, den Gastronomen auch weiterhin unter die Arme zu greifen, wo es mit ihren Mitteln möglich ist: bei der Erweiterung von Freiflächen, die im Zuge der Pandemie unbürokratisch möglich gemacht wird, und bei den Sondernutzungsgebühren für Warenauslagen, Werbeschilder und Außenbestuhlungen. Sie waren den Wirten von der Kommune bereits rückwirkend für 2020 erlassen worden.
Auch 2021 sollen beide Ausnahmeregelungen beibehalten werden – dafür sprach sich nun der städtische Wirtschaftsausschuss aus, nachdem die Grünen in puncto Freiflächen nachgehakt hatten. Doch auch ohne diesen Vorstoß habe man das in seinem Ressort bereits auf dem Zettel gehabt, versichert Müller.
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"Wir waren bisher sehr großzügig, wir werden es auch weiterhin sein", beteuert er. Auf rund 80.000 Euro Gebühren verzichte die Stadt, 30 bis 40 Betriebe profitieren von dem Erlass. Zustimmen muss nächste Woche noch der Stadtrat, doch das gilt als Formsache.
Zusätzliche Einnahmen möchte man der Fürther Gastronomie, wie berichtet, durch die Genehmigung von Heizpilzen ermöglichen. Dank der wärmenden Geräte könnten Gäste, denen der Aufenthalt in Innenräumen nicht geheuer ist, auch in der kalten Jahreszeit im Freien verköstigt werden.
Inzwischen hat sogar der Bund angekündigt, die Anschaffung der wegen ihrer kläglichen Energiebilanz eigentlich längst geächteten Heizpilze finanziell zu fördern – was die Nachfrage anfachen dürfte. Einige Interessierte hätten sich bei der Stadt bereits gemeldet, heißt es.
Auch Heizpilze mit Gas erlaubt
In Fürth, so Müller, habe man sich entgegen erster Überlegungen inzwischen dazu durchgerungen, neben den elektrischen Varianten auch die mit Gas befeuerten Exemplare durchzuwinken. Die sind zwar noch umweltschädlicher, haben aber den Vorteil, dass sie billiger kommen, zudem kann auf relativ aufwendige Verkabelung verzichtet werden.
Und ein weiteres Zugeständnis zieht man im Rathaus in Erwägung: Überdachungen und Pavillons, die bisher tabu waren, weil sie zu weniger luftiger Atmosphäre führen, könnten nun doch erlaubt werden – in Einzelfällen und wenn die Feuerwehr keine Einwände wegen des Brandschutzes hat, so Müller.
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