Fürther Lokschuppen: Aus für das geplante Jugendzentrum

Andreas Dalberg

FN-Redakteur

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30.4.2021, 16:07 Uhr
Der sanierungsbedürftige Lokschuppen liegt direkt an den Bahngleisen. Aber in unmittelbarer Nachbarschaft sind auch Wohnhäuser – aus Lärmschutzgründen wird nachts nun kein Kulturbetrieb erlaubt.  

© Tim Händel Der sanierungsbedürftige Lokschuppen liegt direkt an den Bahngleisen. Aber in unmittelbarer Nachbarschaft sind auch Wohnhäuser – aus Lärmschutzgründen wird nachts nun kein Kulturbetrieb erlaubt.  

Zuletzt hatte es ja noch Hoffnungen gegeben, es könnte eine technische Lösung gefunden werden, um die Lärmbelastung für Anwohner in Grenzen zu halten. Ein Gutachten jedoch kam zu einem anderen Schluss. Knackpunkt: „Die Lärmgrenzwerte zur Nachtzeit werden an der nördlich gelegenen Wohnbebauung durch das Kommen und Gehen der Gäste überschritten“, erklärt Gudrun Hopfengärtner, die im zuständigen Ordnungsamt das Sachgebiet „Technischer Umweltschutz“ leitet.

Das Problem bestünde weniger im Konzertlärm aus dem Inneren des Lokschuppens. Vielmehr wäre die Geräuschkulisse im Außenbereich, die bis zu 200 Gäste zur Nachtzeit (ab 22 Uhr) verursachen, zu groß. Da der Verein Soziokultur, der unter der Bezeichnung „Aktion Protestgarten“ bekannt wurde, bis 5 Uhr morgens feiern möchte, sieht man hier bei der Stadt keinen Spielraum. „Das soziokulturelle Zentrum kann in den Lokschuppen nicht einziehen“, sagt Oberbürgermeister Thomas Jung. Das stehe jetzt fest.


Hat die Politik Jugendliche zu wenig im Blick?


Die Stadt will nach den Erfahrungen mit dem Lärmstreit in der Gustavstraße kein Risiko eingehen. Damit hängen die jungen Leute weiter in der Luft. „Natürlich ist uns der Schutz der Anwohner wichtig. Andererseits: Eine Stadt lebt von Kultur – und die findet auch nachts statt“, sagt Florian Lippmann vom Verein Soziokultur, der nun Unterstützung von den Stadtheimatpflegern erhält.

Karin Jungkunz und Lothar Berthold spendeten aus dem Reinerlös des Verkaufs ihres Kalenders „Versteckte Kunst in Fürth“ 750 Euro an den Verein, weil sie wollen, dass endlich Leben in den Lokschuppen einzieht. Die Immobilie „ist das älteste Baudenkmal der Fürther Eisenbahngeschichte“, betont Karin Jungkunz und kritisiert daher umso mehr den schlechten Zustand des Lokschuppens. „Man muss verhindern, dass er zerfällt. Aber seit 2018 geht hier nichts voran.“

Heimatpflegerin will Klarheit

Jungkunz möchte, dass das Denkmal „erhalten bleibt, saniert und sinnvoll genutzt“ wird – vorstellen könnte sie sich etwa Gastronomie samt einer Ausstellung zur Bahngeschichte. An den Eigentümer der Immobilie (P & P) gerichtet, sagt sie: „Wie lange soll der Lokschuppen noch in diesem Zustand bleiben? Ich will endlich eine konkrete Aussage haben, wie es weitergeht.“ Die FN fragten diesbezüglich bei P & P an, doch bis Redaktionsschluss lag noch keine Stellungnahme vor.

Und die jungen Leute? Die Stadtheimatpflegerin bringt eine Zwischennutzung von Räumen der Kofferfabrik ins Spiel. Damit stößt sie beim Verein Soziokultur durchaus auf offene Ohren – allerdings befürchtet man dort, dass auch in der Koffer „Nachtkultur bis 5 Uhr morgens“ nicht möglich sein werde.

Die Stadt jedenfalls sucht schon nach anderen möglichen Standorten für das Zentrum. „Wir prüfen vier Objekte, die aber alle nicht die Qualität des Lokschuppens haben, leider“, sagt Jung. Er möchte dem Verein möglichst noch vor der Sommerpause eine Alternative aufzeigen. Der OB versichert: „Es scheitert weder am Geld noch am guten Willen, sondern einfach an der Lärmproblematik.“

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