Historischer Lokschuppen als Zentrum: Junge Fürther beklagen Stillstand
14.2.2021, 10:00 UhrIm September waren sie alarmiert: "Nach unserer Einschätzung ist das Projekt Lokschuppen im Moment extrem gefährdet und kaum noch realisierbar", schrieben die jungen Aktivisten des Vereins Soziokultur damals besorgt.
Unterstützt vom Rathaus hatten sie ihre Hoffnungen auf den leerstehenden Lokschuppen in der Nähe der U-Bahn-Station Stadtgrenze gerichtet: Liebend gerne würden sie hier das von ihnen ersehnte selbstverwaltete, soziokulturelle Zentrum verwirklichen – es soll Jugend- und Subkultur Raum geben und als Veranstaltungsort regelmäßig bis 5 Uhr genutzt werden können. Ein erstes Lärmschutzgutachten allerdings brachte das Vorhaben ins Wanken.
Seitdem erleben sie: Stillstand. "Trotz all unserer Bemühungen ist nun wieder seit Monaten nichts passiert", schildern sie empört in einer Pressemitteilung, mit der sie jetzt Bewegung in die Sache bringen wollen. Weder von der Stadtspitze noch vom Unternehmen P & P, dem die denkmalgeschützte Immobilie gehört, hätten sie Neues gehört. Ihre Anfragen seien mehrfach ins Leere gelaufen.
"Wir alle arbeiten in unserer Freizeit für dieses Projekt – neben Arbeit, Studium oder auch beidem zugleich. Mittlerweile gewinnen wir immer mehr den Eindruck, dass ehrenamtliches Engagement in der Stadt Fürth gerne gesehen wird, wenn es der politischen Außendarstellung dient. Wirklich ernst genommen wird es jedoch augenscheinlich nicht", heißt es enttäuscht in dem Schreiben.
Ein Beispiel: Das von ihnen ausgearbeitete Konzept sei im ersten Gutachten gar nicht berücksichtigt worden. Dort sei davon ausgegangen worden, dass die Gäste das Zentrum nachts in Richtung Jakobinenstraße verlassen; die Aktivisten indes wünschen sich mit Blick auf die Nachtruhe der Anwohner, dass ein Zugang zum U-Bahn-Halt Stadtgrenze geschaffen wird. Am Eingang des Lokschuppens planen sie eine "Lärmschutzschleuse"; auch einen Architekten haben sie zurate gezogen.
Nur Wahlkampf?
Alles in allem, so der Verein, habe man sich die Zusammenarbeit mit der Verwaltung einer Großstadt und dem bekannten Immobilienentwickler "professioneller" vorgestellt. Inzwischen frage man sich, ob die "anfängliche Euphorie seitens der Stadtspitze" nur dem Wahlkampf vor der Kommunalwahl geschuldet war.
Was die Mitglieder nun fordern, ist ein Grundsatzbeschluss des Stadtrats: Er soll garantieren, dass es innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre ein soziokulturelles Zentrum gibt.
Ohne ein positives Lärmgutachten könne es so einen Beschluss nicht geben, sagt Oberbürgermeister Thomas Jung auf FN-Nachfrage. Er betont: Auch er finde, dass Fürth so ein Zentrum braucht. Aber es in Innenstadtlage zu realisieren, sei sehr schwierig. "Die Lärmvorschriften sind extrem hart, wie wir es vor allem im Fall der Gustavstraße schmerzlich erfahren mussten."
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Inzwischen sei er sehr skeptisch, ob sich das Zentrum an dem Standort einrichten lasse. Das Rathaus unterstütze die Initiative aber weiter, man werde P & P nach dem neuesten Stand fragen.
Er habe Verständnis dafür, dass der Verein enttäuscht ist, dass es so lange dauert, sagt P & P-Chef Michael Peter im Gespräch mit den FN und bittet um Geduld. Es scheine nur von außen so, als passiere nichts. "Im Rahmen unserer Möglichkeiten tun wir, was wir können."
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Man habe Spezialisten mit einem zweiten, genaueren Gutachten beauftragt, aber zum einen habe Corona Prozesse verlängert, zum anderen handle es sich um eine "komplexe Gemengelage": Man müsse den Denkmalschutz beachten, die Nähe zur Bahn, die Wohnbebauung im Umfeld. "Wir dürfen keine Fehler machen, sonst haben wir eine Situation wie in der Gustavstraße und damit ist niemandem geholfen."
"Die Bedenken wachsen", gesteht Peter, "aber wir haben noch Hoffnung." Mit Ergebnissen rechnet er in drei, vier Wochen. Den Austausch mit dem Verein empfindet er als "sehr gut".
Zu bedenken gibt Peter: Es sei relativ normal, dass ein solches Vorhaben Zeit in Anspruch nimmt. Im Fall des City-Centers, das P & P zurzeit ins Flair verwandelt, habe es fünf Jahre gedauert, bis Baurecht bestand.
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