Literatur aus der Region
"Dietfurt in Mittelfranken": Ein Buch über das Dorf an der Altmühl
8.12.2021, 05:23 UhrWann Stanka mit der Arbeit daran begonnen hat, kann er gar nicht mehr so genau sagen. "Richtig konkret wurde es so ab 2015, 2016", versucht er sich zu entsinnen. Es entstand durch Zuarbeit und gemeinsame Recherche mit zahlreichen Einwohnern des heute rund 400 Seelen umfassenden Dorfes.
Etliche Bürgerinnen und Bürger lieferten alte Fotos aus ihren Privatalben und schrieben Texte zu einzelnen Themen rund um das Dorf. So etwa Dieter Hörauf, Christian Früh und Siegfried Stadelbauer. Mehrere Male hatte Stanka in Bürgerversammlungen zur Mitarbeit an dem Werk aufgerufen. Einen maßgeblichen Grundstock lieferten außerdem das Archiv des einstigen Dorfchronisten Ferdinand Pfeiffer sowie der Weißenburger Ulf Beier mit seiner sprachwissenschaftlichen Expertise.
Hubert Stanka lebt seit 1998 mit seiner Familie in Dietfurt und war von jeher im Dorfleben engagiert. Seit seiner Gründung im Februar 2016 ist Stanka der Vorsitzende des Dietfurter Dorfvereins. Die Erforschung der Heimatgeschichte reizte ihn schon lange, und wurde in seinem Fall flankiert von seiner Tätigkeit als Redaktionsleiter des Treuchtlinger Kuriers, für den er über 25 Jahre lang tätig gewesen ist.
Zum schreiberischen Können gesellte sich dann sein ausgeprägtes Interesse für Geschichte – sowie der Umstand, dass es über Dietfurt bislang noch kein vergleichbares Werk gab. Anlässlich der 1200-Jahr-Feier von Dietfurt ist im Jahr 1995 lediglich eine kleine Broschüre entstanden. Diese hatte ebenfalls Hubert Stanka, gemeinsam mit Ferdinand Pfeiffer erarbeitet. In dem nun erschienenen Buch wird Dietfurt zunächst kurz beschrieben und über die Entstehung und Entwicklung – gesellschaftlich und politisch – des Dorfes informiert.
Dabei geht es auch um nicht endgültig bestätigte, aber umso spannendere Aspekte in der Vergangenheit, wie etwa der Legende um die einstige Siedlung Setuacotum, die auf der Dietfurter Flur gelegen haben könnte. Freilich wird auch auf die Themen, die jedermann mit Dietfurt in Verbindung bringt, eingegangen: Die Bedeutung des Steinabbaus, die B 2 als "geliebte und gehasste" Hauptstraße durch das Dorf, und die Historie der Jurahäuser.
Beleuchtet werden auch die einstige Dorfkultur und Struktur des Zusammenlebens: Etwa dann, wenn es um die Geschichte der Dietfurter Vereine oder die Schule und den Kindergarten als einstige Anker im Dorf geht. Spannend sind auch die Einblicke in die Bedeutung zahlreicher Familiennamen in Dietfurt sowie die Geschichten und Legenden rund um das Dorf.
Lektionen für die Zukunft
Die Intention des Autors war es, die Geschichte des Dorfes in seiner Gesamtheit festzuhalten und somit für die Nachwelt erlebbar zu machen, bevor diese "im Nebel der Zeit verschwindet". Jenseits seiner Funktion als Nachschlagewerk soll das Buch aber auch zum Nachdenken über die Zukunft des Dorfes anregen.
Es gibt etliche Kapitel, die den Leser aufmerken lassen, ob der Entwicklung des Dorfes zum schlechteren. Sie stimmen nachdenklich und erinnern zugleich daran, dass sich Geschichte auch wiederholen kann, wenn man ihrer nicht immerzu mahnend gedenkt. Ein Beispiel hierfür ist das Unterkapitel "Vergessene Vereine", in dem es um den Militär- und Männerverein geht, der einst großen Zuspruch fand, zunehmend politisiert wurde und in den stark nationalistisch und militaristisch geprägten Zeiten des vergangenen Jahrhunderts eine unrühmliche Rolle spielte.
Dietfurter Sommerhaus wird Lokal und Kulturstätte
Wie der Buchautor in seinem Vorwort schreibt, solle sein Werk einen Grundstock an Vergangenheitswissen vermitteln, welches bei der ein oder anderen Zukunftsentscheidung vielleicht wegweisend sein kann. Eine klare Leseempfehlung ergeht hier an das Kapitel "Dietfurt und die Gebietsreform", in dem es um die Eingemeindung und ihre Folgen für das Dorf geht.
Darin wird ein Licht darauf geworfen, wie wichtig eine Förderung des Gemeinwesens ist und wie sehr dies eine politische Aufgabe sein muss. "Langsam keimt in der Gesellschaft die Erkenntnis auf, dass das ständige Schneller, Höher, Weiter nicht die alleinigen Glücksspender sind", sagt Hubert Stanka dazu.
Das Land und die Dörfer würden heute, nach einer jahrelang gegenteiligen Tendenz, wieder mehr Wertschätzung erfahren. "Es wäre wünschenswert, wenn auch die Infrastruktur diesem Trend angepasst werden könnte. Man sollte Kindergärten, Schulen, Datenverkehr und Mobilität auch dezentral denken, um in der Folge ein starkes demokratisches Gemeinwesen, Identifikation, Zusammenhalt und Toleranz zu fördern."
Im Grunde genommen verweist das Buch somit auf eine ungemein wichtige, gesamtgesellschaftliche Frage: Wie gestaltet man ein zukunftsfähiges Dorf? Um Antworten darauf zu finden, reicht eine Lektüre des Buches zwar nicht aus. Sie hilft aber dabei, die Perspektive eines Dorfes einzunehmen, das ungemein reich an Kultur und Geschichte ist, und in der heutigen Zeit erblühen will.
Kaufen kann man das Buch bei der Buchhandlung Korn in Treuchtlingen (Luitpoldstraße 2). Es kostet 29 Euro. Der Kaufpreis kommt komplett dem Dorfverein für die Sanierung der Dorfschule zugute.
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