Event-Insel, Floating Homes, Center Parcs: BN kritisiert Verantwortliche

11.1.2021, 06:01 Uhr
 Ende des vergangenen Jahres wurden die "Floating Homes" auf dem Altmühlsee angekündigt. Jetzt spricht sich der BN dagegen aus und warnt hier, wie auch bei anderen Projekten, gegen ein Mehr beim Tourismus.

© Visualisierung: Matthäi Bauunternehmen  Ende des vergangenen Jahres wurden die "Floating Homes" auf dem Altmühlsee angekündigt. Jetzt spricht sich der BN dagegen aus und warnt hier, wie auch bei anderen Projekten, gegen ein Mehr beim Tourismus.

BN-Ortsvorsitzende Alexandra Kresse hat nach eigenen Angaben immer wieder darauf hingewiesen, dass wirtschaftliche Entwicklung und Tourismus nicht im Widerspruch zu einander stehen müssten, solange die Projekte naturverträglich geplant würden. Sie ist sich mit der Kreisvorsitzenden Brigitte Löffler und dem Kreisvorstand des BN darin einig, dass im Altmühlsee- und Brombachseegebiet "ein immer Mehr und immer Größer in puncto Tourismus" für die Natur, für die Gäste und für die Anwohner nicht zielführend sei.


Alexandra Kresse: Ein Umdenken muss her


Augenscheinlich bestehe aber seitens der Zweckverbände Altmühlsee und Brombachsee gar kein Interesse daran, gemeinsam mit Naturschutzverbänden naturverträgliche Projekte an den Seen zu entwickeln. Dabei halte die von Dietmar Herold entwickelte Kampagne der Ortsgruppe "Mehr Grün in Gunzenhausen" zahlreiche Ideen und Vorschläge bereit, die sich auch an den Seen umsetzen ließen.

Keine Event-Insel schaffen

Die Einbindung von Bürgern und Naturschutzverbänden in die Planung und Gestaltung der Seenlandschaft sei, wie häufig in der örtlichen Politik, offenbar nicht vorgesehen, bedauert Kresse. Vielmehr werde hier ein "Leuchtturmprojekt" nach dem anderen ins Spiel gebracht, ohne an die negativen Folgen für die hiesige Bevölkerung und die Natur zu denken.

Die Kapazität für Wohnmobilstellplätze am Surfzentrum in Schlungenhof solle von derzeit 80 Plätzen auf 190 mehr als verdoppelt werden. Eine kleine abgeschiedene Insel vor dem Schlungenhöfer Ufer, auf der viele Wasservögel leben und brüten, solle zu einer Eventplattform mit Steg umgestaltet werden. Für Stelzenhäuser am Abenteuerspielplatz in Wald müssten zahlreiche Bäume weichen.

Als wäre das nicht schon genug, sollten jetzt auch noch "Floating Homes" auf dem See gebaut werden. Die BN-Ortsvorsitzende kommentiert: "Ich finde es äußerst verantwortungslos, wie hier mit unseren wertvollsten Ressourcen umgegangen wird". Die Natur sei das, was das Fränkische Seenland gerade so attraktiv und sehenswert mache.

Touristen würden Naturbeobachtungen schätzen

Sie selbst habe erst vor einigen Tagen bei einem Spaziergang am Altmühlsee einen Eisvogel beobachtet. Diese Naturbeobachtungen – zum Beispiel auch einen Biber bei seinem Werk zu beobachten – seien es, die von den Touristen geschätzt würden. Wenn man die Natur immer mehr verdränge und auf Event-Tourismus setze, werde sich auch das Klientel, das einen Urlaub hier anstrebt, wandeln.

Einwände zu geplanten Bauvorhaben, die den zunehmenden Verlust von Lebensraum und den dadurch hervorgerufenen Verlust der Artenvielfalt betreffen, würden als nicht relevant abgetan. Das öffentliche Gespräch zur Findung eines Kompromisses werde gar nicht erst gesucht, bedauert der BN. "Bis in die 1970er-Jahre hinein hielt man es auch für eine gute Idee, Flüsse und Bäche zu begradigen. Die teilweise schwerwiegenden Folgen wurden erst Jahre später sichtbar, sodass man dann wieder mit erheblichem Kostenaufwand versucht hat, die Flüsse und Bäche zu renaturieren und ihren ursprünglichen Lauf wiederherzustellen," so die Vorsitzende.

Norbert Ellebracht, 2. Vorsitzender der Ortsgruppe Gunzenhausen, gibt außerdem zu bedenken, dass bei der in den letzten Jahren aufgetretenen Belastung des Sees mit Cyanobakterien eine zusätzliche Bebauung, wie sie beispielsweise durch die Eventplattform mit zugehörigem Steg erforderlich wäre, die Zirkulation im See weiter einschränken und somit die Algenproblematik verstärken würde.

Verkehr würde steigen

Die immensen Erschließungskosten für Strom, Abwasser und Frischwasser für die "Leuchtturmprojekte" seien neben der zusätzlichen Belastung der ortsansässigen Bevölkerung durch Abgase und Lärm durch das gesteigerte Verkehrsaufkommen unbedingt mit einzukalkulieren, gibt Ellebracht zu bedenken.

Die Europäische Union habe sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 30 Prozent der Landgebiete innerhalb der EU als Schutzzonen auszuweisen. Diese Quote könne aber nur erreicht werden, wenn gerade auch auf kommunaler Ebene konsequent gehandelt und beispielsweise der enorme Flächenverbrauch durch die Ausweisung von immer mehr Wohngebieten endlich begrenzt würde, sagt Kresse.


Nein zu Center Parcs: BN fordert eine naturnahe Nutzung


"Von den natürlichen Sandlebensräumen in unserer Region ist auch noch kaum etwas übriggeblieben. Gerade hier vor unserer Haustür verschwinden immer mehr Arten still und heimlich. Es sind nicht nur die Tiere des Regenwalds, die geschützt werden müssen." Während in den 1970er-Jahren im Bereich des Brombachs, in der Nähe der Scheermühle und der an die Muna angrenzenden "Grafenmühle" noch Knoblauchskröten, Kreuzkröten, Wechselkröten und Kammmolche während der Laichzeit zu beobachten waren, seien die Restbestände dieser seltenen Arten heute vom Großprojekt Center Parcs bedroht.

Natur habe sich Muna bereits zurückerobert

Event-Insel, Floating Homes, Center Parcs: BN kritisiert Verantwortliche

© Foto: Herbert Kraus

Auf einer etwa 3,5 Hektar großen Heidefläche inmitten der Muna leben nach BN-Erkenntnissen Sandwespe, Kreuzotter und Laufkäfer. Zahlreichen Fledermausarten diene diese Freifläche als Jagdmöglichkeit. Es werde suggeriert, dass ein Großteil der Muna-Fläche versiegelt und damit einhergehend "wertlos" für die Natur sei. Aber wie bereits auf mehreren Aufnahmen zu sehen sei, habe sich die Natur die Flächen bereits zurückerobert.

Gerade diese baufälligen Bunker und Baracken schafften neuen Lebensraum für Reptilien, Amphibien, Insekten und vor allem nischenbrütende Vögel. Diese fänden in den Dörfern kaum noch geeignete Nistmöglichkeiten, da die Häuser und Hallen immer seltener natürliche Nischen und Höhlen aufweisen.

Der Appell des BN: Jeder könne etwas für die Zukunft seiner Kinder und Enkelkinder tun, "indem er sich konsequent für den Erhalt der Landschaft und Schutz der Natur hier vor Ort einsetzt".

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