Immer mehr Corona-Infizierte: Klinikum Nürnberg unter Druck

Johannes Handl

Lokalredaktion

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11.11.2020, 16:01 Uhr
Die Zahlen der Corona-Infizierten steigen im Klinikum Nürnberg kontinuierlich.

© Stefan Hippel Die Zahlen der Corona-Infizierten steigen im Klinikum Nürnberg kontinuierlich.

"Heute haben wir 94 Patientinnen und Patienten mit Covid 19 auf den Stationen, 23 von ihnen liegen auf den Intensivstationen. Davon wiederum werden 19 beatmet", sagt Sabine Stoll am Mittwoch auf Anfrage. Laut der Sprecherin des Klinikums Nürnberg sind derzeit noch genügend Bettenkapazitäten auf den Intensivstationen vorhanden. "Sollten wir an den Punkt kommen, an dem die bisherigen Intensivkapazitäten nicht ausreichen, würde die Zahl der Intensivbetten stufenweise hochgefahren", erklärt Stoll. Dafür gebe es selbstverständlich ein Konzept.

Die Konsequenz wäre, dass der Betrieb auf anderen Stationen stark eingeschränkt werden müsste, um genügend Personal speziell für die Betreuung von Patientinnen und Patienten mit Covid 19 zur Verfügung zu haben. Dafür müssten dann unter Umständen auch elektive Eingriffe verschoben werden - also Operationen, die zeitlich verschiebbar sind. Dies wird in enger Abstimmung im Krisenstab und mit den operativen Einsatzleitungen im Klinikum entschieden.

Es mangelt an Personal

Nach Angaben des Klinikums wurden bislang noch keine elektiven Eingriffe verschoben. Es laufen aber Vorarbeiten, um sie bei Bedarf geregelt herunterfahren zu können. Allerdings ist bereits die Patientenanzahl insgesamt um circa fünf bis zehn Prozent reduziert worden, um Covid-19-Patienten und -Verdachtsfälle betreuen zu können.

Die Herausforderung, die zweite Welle bewältigen zu können, sei nicht die Ausstattung mit Schutzausrüstung, mit Medikamenten oder medizinischen Geräten - zum Beispiel zur Beatmung -, sondern tatsächlich das Personal. "Da unterscheiden wir uns nicht von anderen Krankenhäusern", erklärt Stoll und betont: "Entscheidend wird sein, dass wir am Ende genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Intensivpflege haben, die sich um die Patientinnen und Patienten kümmern können."

Mitarbeiter bleiben nicht verschont

Die aktuellen Infektionslage in der Bevölkerung bringt auch eine höhere Infektionsrate bei den Mitarbeitern des Klinikums mit sich, die dann in der Patientenversorgung fehlen. Aufgrund von Beschäftigungsverboten werden alle schwangeren Mitarbeiterinnen auch weiterhin in der Patientenversorgung fehlen.


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"Jetzt geht es darum, das vorhandene Pflegepersonal in unserem Krankenhaus zusätzlich zu verstärken“, sagt Peter Schuh, Vorstand Personal und Patientenversorgung. Deshalb hat das Klinikum einen Aufruf gestartet, dass sich examinierte Pflegefachkräfte oder Pflegefachhelfer, die vielleicht sogar schon einmal im Haus tätig waren und jetzt vielleicht studieren oder schon im Ruhestand sind, beim Klinikum melden mögen.

Andere Situation

"Als im Frühjahr im Rahmen der ersten Welle allmählich immer mehr Covid-19-Patienten in die Kliniken kamen, waren diese oft nur sehr leicht erkrankt", erklärt Joachim Ficker. Der Chefarzt der Pneumologie führt das darauf zurück, dass im ambulanten Bereich eine verständliche Unsicherheit geherrscht habe und noch keinerlei Strukturen für die ambulante Covid-19-Therapie existiert hätten.

Solche Fälle gebe es in den Kliniken heutzutage allerdings kaum noch. Laut Ficker können leichtgradig erkrankte Patienten heute oftmals sehr früh in ambulante Behandlungsstrukturen entlassen werden.

Zu Beginn der ersten Welle gab es aber auch Fälle, bei denen trotz ambulanter oder auch stationärer Behandlung eine Coronavirus-Infektion erst relativ spät gestellt wurde. Zum einen, weil Ärzte die atypischen Symptome noch gar nicht auf dem Schirm hatten oder zum Teil die diagnostischen Möglichkeiten fehlten. "Auch solche Fälle sehen wir nicht mehr, da heute flächendeckend sehr frühzeitig auf eine Coronavirus-Infektion getestet wird", sagt Ficker.

Viele junge Leute betroffen

Zu Beginn der zweiten Welle nun waren auffallend viele junge Menschen von einer Covid-19-Erkrankung betroffen. "Wir führen dies vor allem auf das gelegentlich doch sehr unzureichende Risikobewusstsein jüngerer Menschen zurück", erklärt der Chefarzt.

In dieser relativ jungen Patientengruppe beobachteten Ficker und seine Kollegen erwartungsgemäß überwiegend milde Krankheitsverläufe. Gleichzeitig mussten sie aber auch bei jüngeren Patienten zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr im Einzelfall schwere und schwerste Krankheitsverläufe behandeln. Im Verlauf der zweiten Corona-Welle hat das Alter der Patienten nun aber wieder zugenommen.