Derzeit prüft die Staatsanwaltschaft in Bayreuth, ob weitere Spuren auf den heute 43-Jährigen hinweisen, der mit seiner Familie inzwischen im Landkreis Wunsiedel lebt. Seit er eingeräumt hatte, Peggys Leiche beseitigt zu haben, steht er unter Mordverdacht. Auch nach dem Widerruf seines Geständnisses blieb der dringende Tatverdacht bestehen, zumindest Mittäter bei der Ermordung der Schülerin gewesen zu sein.
"In zwei bis drei Monaten" wolle man entscheiden, ob das Verfahren gegen S. eingestellt werde oder ob man Anklage erhebe, sagt Bayreuths Leitender Oberstaatsanwalt Martin Dippold. Eigentlich sollte es bereits im Frühjahr soweit sein, doch die Untersuchungen kamen nicht vom Fleck. Zwischenzeitlich prüfte die Soko in Bayreuth auch, ob ein Zusammenhang zu der im Jahr 2007 in Portugal verschwundenen Madeleine McCann bestehen könne. Man habe dafür keinerlei Anhaltspunkte gefunden, dass der Verdächtige im Fall der dreijährigen "Maddie" auch etwas mit Peggys Tod zu tun habe, betont Dippold. Es gebe weder "zeitlich, örtlich noch persönlich" eine Verbindung.
"Unbelastete" Experten gefragt
Wie geht es nun weiter? Die Soko "Peggy" arbeitet vorerst bis Herbst weitere Hinweise ab. Die Kunst der Ermittler bestehe nun darin, aussagekräftige Spuren, die auch nach 19 Jahren noch verwertet werden können, weil man bei der Asservierung "Sorgfalt an den Tag gelegt hat", einer Person zuzuordnen, urteilt Kriminalist Axel Petermann. Er war zwei Jahrzehnte lang Chef der Mordkommission in Bremen. Nachdem er sich mit den Profiling-Methoden des FBI kritisch auseinandergesetzt hatte, baute er dort die Dienststelle "Operative Fallanalyse" auf, die er bis zu seiner Pensionierung 2014 leitete.
Die Mordsache Peggy verfolgt Petermann (67) interessiert aus der Distanz. Was würde er tun, wenn er morgen übernehmen müsste? Der Experte, der auch Fernsehproduktionen und namhafte Autoren berät, überlegt nicht lange: Mit "ganz neuen und unbelasteten Ermittlern" würde er die Soko besetzen. Denn ihm ist zu Ohren gekommen, dass im Bayreuther Team einige Mitglieder den geistig behinderten Ulvi K. für verdächtig halten, der im Prozess vom Mordvorwurf frei gesprochen wurde. Inzwischen wurde er aber von Manuel S. belastet (wir berichteten). Andere wiederum sehen gerade in Manuel S. den Täter.
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Man müsse in solch einem verfahrenen Fall "offen für neue Ideen" sein, sagt Petermann, und unter Umständen ganz von vorne beginnen. "Denn manchmal vergaloppiert man sich auch." Wichtig sei, sich noch einmal das familiäre Umfeld des Kindes anzusehen. "Wir wissen, dass es immer wieder Gewalt in der Familie gibt", verdeutlicht der Profiler, oftmals entstehe dort auch eine "Co-Täterschaft durch Schweigen".
Könne das "soziale Nahfeld" des Opfers aber für die Tat ausgeschlossen werden, müsse man weitergehen und Bekannte, Nachbarn, weitere Kontakte überprüfen. Petermann verfolgt den Ansatz, ein tragfähiges Ermittlungsergebnis komme durch die Interpretation der Spuren am Tatort sowie die Analyse der Persönlichkeit des Opfers zu Stande.
Ins Auto eingestiegen?
Auch, dass der "Zufall eine tragische Rolle" gespielt haben könnte, will er nicht ausschließen. Diese These vertritt auch Herbert Manhart, der im Jahr 2001 Erster Kriminalhauptkommissar bei der Polizeidirektion in Hof und Leiter der ersten Soko Peggy gewesen war. Selbst 18 Jahre nach dem Eintritt in seinen Ruhestand lässt ihn das Schicksal des Mädchens nicht los. Möglicherweise sei die quirlige Peggy in das Auto eines Fremden eingestiegen und von ihm getötet worden, überlegt Manhart im Gespräch mit unserer Redaktion.
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Ulvi K. habe er zu keinem Zeitpunkt im Visier gehabt. Der junge Mann sei damals als Nummer zwei auf der Liste der Verdächtigen eingehend überprüft worden, versichert Manhart, Beweise für seine Täterschaft habe es nicht gegeben. Gudrun Rödel, die Betreuerin von Ulvi K., kritisiert, dass die Ermittler vielen Zeugen, die Peggy auch am Nachmittag und Abend des 7. Mai noch gesehen haben wollen, keine Bedeutung zumessen. Hingegen hätten Zeugen, die Ulvi K. belasten, "ein leichtes Spiel".