"Regelung hoffnungslos veraltet"
Mit der gleichen Problematik haben die kleinen Brauereien bei den Flaschen zu kämpfen. Für Kronenkorken-Flaschen gilt in der Regel ein Pfand von acht Cent pro Stück, für Flaschen mit Bügelverschluss, wie sie auch die Brauerei Rittmayer verwendet, sind normalerweise 15 Cent fällig. "Im Einkauf zahlen wir für diese Flaschen aber mittlerweile 32 Cent beziehungsweise 18 Cent für normale Euro- beziehungsweise NRW-Flaschen. Die aktuelle Pfandregelung ist hoffnungslos veraltet", kritisiert Georg Rittmayer.
Für viele Kunden ist der Druck deshalb nicht besonders groß, ihre leeren Kästen zeitnah wieder zurückzubringen und so in den Mehrweg-Kreislauf zurückzuführen. Dem Hallerndorfer Unternehmer schwebt deshalb ein Pfand von acht oder neun Euro für Kasten plus Flaschen vor, um die Quote des zurückgebrachten Leerguts zu erhöhen.
Ein Vorstoß, den Udo Weingart vorbehaltlos unterstützt. "Wenn wir nicht genügend Leergut zurückbekommen, sind oft keine geordneten und effizienten Produktionsabläufe mehr möglich. Und deswegen steigen leider unsere Produktionskosten", gibt der Geschäftsführer der Stadtbrauerei Spalt zu bedenken. Im vergangenen Sommer etwa war laut Weingart der Braubetrieb tatsächlich manchmal auf Kante genäht. "Da wollten wir an einem Tag 150 000 Flaschen abfüllen, wegen des Leergut-Mangels sind es dann aber nur 110 000 Flaschen geworden", erinnert sich der Chef der mittlerweile einzigen kommunalen Brauerei Deutschlands.
Ein weiterer Punkt, der den kleinen Brauereien das Leben schwer macht, ist die immer schwieriger werdende Beschaffung von neuen Flaschen und Kästen, da es nur noch wenige Hersteller auf dem Markt gibt. "Und die nehmen bevorzugt die Aufträge der Großbrauereien an, weil die natürlich viel größere Mengen als wir bestellen", kritisiert Weingart.
Die 25 000 Biertragerl und die entsprechende Menge an Mehrwegflaschen, welche die Stadtbrauerei Spalt im vergangenen Herbst geordert hatte, sei zum Beispiel erst jetzt im Mai statt, wie ursprünglich vereinbart, im März geliefert worden. Christian Schuster wiederum, Chef der Forchheimer Brauerei Greif, hat vor einiger Zeit zwei Lastwagen-Ladungen Flaschen aus Russland gekauft und bevorratet. "Im vergangenen Supersommer war der Markt in Deutschland leergefegt", erinnert sich der oberfränkische Unternehmer.
Chaos bei der Rücknahme
Verschärft wird das Problem mit dem Leergut durch den Umstand, dass immer mehr Brauereien mit Individualflaschen arbeiten, was die Mehrfachnutzung erheblich erschwert. Wenn im Flaschenhals das Logo der jeweiligen Brauerei eingearbeitet wurde oder den Porzellankopf des Bügelverschlusses ein individuelles Logo ziert, ist das Chaos bei der Rücknahme programmiert.
Dieser Wildwuchs sorgt dafür, dass die Brauer immer mehr fremde Flaschen vom Handel zurückbekommen, die sie nicht verwenden können. Zwar gibt es Dienstleister wie ein Sortierzentrum in Coburg, das wieder Ordnung in die oft chaotisch zusammengewürfelten Kästen bringt, doch auch diese Dienste kosten die Brauereien natürlich Geld.
Georg Rittmayer ist außerdem die Praxis vieler Supermärkte ein Dorn im Auge, die auch fremdes Leergut annehmen und die Kästen im Extremfall sogar schreddern. Sein Kollege Ulrich Martin aus dem unterfränkischen Schonungen verklagte deshalb einen Einzelhandelskonzern auf Unterlassung, als der Bierkisten-Schwund in seinem Leergutlager überhandnahm, zog aber vor dem Landgericht Schweinfurt und vor dem Oberlandesgericht jeweils den Kürzeren. Inzwischen verlangt er jedoch fünf Euro Pfand für den Kasten, "denn das kostet er mich ja auch im Einkauf".
Verbandschef Rittmayer hofft nun auf den Druck von unten und dass auch die Großbrauereien bei einer einheitlichen Pfanderhöhung mitmachen. Vielleicht sperrt sich aber auch mancher Konzern und nutzt sein niedrigeres Pfand als Marketinginstrument, befürchten manche Kleinbrauer. "Das ist ein ganz sensibles Thema, denn natürlich muss der Kunde erst einmal mehr bezahlen", erklärt Udo Weingart. Das Geld fürs Pfand sei natürlich nicht weg, doch mancher Verbraucher denke in diesem Moment vielleicht gar nicht daran und gebe dann dem scheinbar preiswerteren Konkurrenzprodukt den Vorzug.
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