18. November 1969: Wellensalat im Äther

K. N.

18.11.2019, 07:00 Uhr
18. November 1969: Wellensalat im Äther

© Fischer

„Trotz eines hohen Aufwandes an Personal und Meßgeräten konnten wir nicht feststellen, daß die Studenten schwarz gesendet haben“, versicherte gestern während einer Pressekonferenz Oberpostdirektor Dipl.-Ing. Kurt Klimpel. Und das bedeutet eigentlich, daß der Sender überhaupt nicht funktionierte.

18. November 1969: Wellensalat im Äther

© Fischer

Gleichzeitig verteidigte Vizepräsident Hugo Krauß das Vorgehen der Post. „Der Wellensalat im Äther muß halbwegs in Grenzen gehalten werden, die Frequenzen sind restlos ausverkauft.“ Nicht selten arbeiteten die Amateur-Sender auf ganz anderen Wellenlängen als vorgesehen. „Die Flugsicherung oder der Polizeifunkdienst, deren Frequenz dem UKW-Tonrundfunkbereich sehr benachbart sind, hätten gestört werden können.“ Schon aus diesem Grund sei die Post verpflichtet gewesen, dem Phantom-Sender nachzuspüren, den sie schließlich nicht ausmachen konnte.

Stolz präsentierte der Vizepräsident die neuen modernen Einrichtungen für den Fernsprechauftragsdienst, der jetzt allen Telefonbesitzern im Ortsnetz Nürnberg-Fürth (bisher nur 65 Prozent), zur Verfügung steht. Bis zu 2.400 Teilnehmer können gleichzeitig auf diesen hilfreichen Dienst geschaltet werden. Bei Bedarf werden die Einrichtungen noch weiter ausgebaut. Die neue Technik hat viele Vorteile zu bieten. Der Anruf geht gleichzeitig zum Telefon des Auftraggebers als auch zum Platz des Fernsprechauftragsdienstes. Wer zuerst abhebt, nimmt das Gespräch entgegen.

Dem Anrufer bleibt also jetzt ein zweites Gespräch erspart. Beim früheren Verfahren wurde der Teilnehmer an diesem Dienst auf Hinweis geschaltet; sein Anschluß war außer Betrieb. Wer ihn anrufen wollte, hörte die automatische Ansage „Bitte rufen sie den Fernsprechauftragsdienst“.

Ein weiterer Pluspunkt der Modernisierung: von einem auf Auftragsdienst geschalteten Apparat können jetzt auch abgehende Gespräche geführt werden. Das war bei der bisherigen Schaltung nicht möglich. Trotz dieser Verbesserungen bleiben die Gebühren in diesen Dienst unverändert.

Nicht ganz glücklich sind viele Fernsprechteilnehmer über den neuen automatischen Weckdienst. Sie hören nicht mehr die freundliche Stimme des Fräuleins vom Amt, das ihnen einen guten Morgen wünscht, sondern schlicht die automatische Zeitansage. Den Beamtinnen allerdings gefällt die neue Lösung; denn einige unausgeschlafene Auftraggeber reagierten auf den morgendlichen Weckruf ausgesprochen grantig.

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