23. Februar 1963: Ein Rhythmus aus M und N

23.2.2013, 06:30 Uhr
23. Februar 1963: Ein Rhythmus aus M und N

© Gertrud Gerardi

Es war eine Überraschung des Wettbewerbes für ein „Signet“ der Halle, daß die drei ersten Preise an Studenten fielen. Das preisgekrönte Symbol wird auf Drucksachen, Briefköpfen, Plakaten, Eintrittskarten und in Anzeigen, aber auch auf dem Geschirr und den Bestecken des Restaurants verwendet werden.

23. Februar 1963: Ein Rhythmus aus M und N

© Gertrud Gerardi

Den ersten Preis, der mit 2600 Mark dotiert ist, heimste Dieter Fuchs aus Bamberg ein, der an der Akademie der Bildenden Künste studiert. Sein stilisiertes M und N steht für „Meistersingerhalle“ und „Nürnberg“. Gerhard Fessler aus der Orffstraße in Nürnberg, der in der Abteilung Gebrauchsgraphik der Berufsoberschule lernt, bekam für seine „geometrische Komposition“ des Hallen-Grundrisses den zweiten Preis und damit 1800 Mark zugesprochen. Mit Cris Schuhmann, die wie der Sieger des Wettbewerbes die Akademie am Schmausenbuck besucht, kam eine junge Dame auf den dritten Platz, der ihr 1200 Mark einbringt; sie hatte das Thema mit viel Musikalität – fünf geschickt angeordneten halben Noten – gelöst.

23. Februar 1963: Ein Rhythmus aus M und N

© Gertrud Gerardi

Auf die Jury wartete in der Aula des Bauhofes keine leichte Aufgabe: die 202 Entwürfe, die von Graphikern des Großraumes Nürnberg eingereicht worden waren, machten die Wahl einigermaßen schwer, obwohl schon zeitig die Spreu vom Weizen getrennt werden konnte. Unter den Arbeiten war so ungefähr alles anzutreffen, was sich mit der Meistersingerhalle in Verbindung bringen ließ – vom bärtigen Hans Sachs bis zur großen Pauke. Beim ersten Rundgang durch die Aula, deren Wände mit den Entwürfen förmlich bepflastert waren, „fielen“ bereits 147 Arbeiten durch; nach der zweiten Auswahl blieben nur noch 14 Werke übrig.

Wer von ihnen die Siegespalme erringen sollte, konnte erst durch eine längere Diskussion geklärt werden. Volle Aschenbecher zeugten davon, daß es bisweilen hoch hergegangen sein muß. Der Präsident des Bundes deutscher Gebrauchtsgraphiker, Dr. Eberhard Hoelscher, als Vorsitzender, Bürgermeister Franz Haas, Baudirektor Görl, die beiden Architekten der Halle – Loebermann und Prof. Puchner –, ein Proffesor der Akademie, Kulturamtsleiter Dr. Weisel und Graphiker rangen sichtlich um die Entscheidung. Das Urteil fiel auch nicht einstimmig aus. Aber die Mehrheit der neun gestrengen Richter entschied sich doch für das preisgekrönte Symbol, dem ein moderner Zug nicht abzusprechen ist.

Wer sich Gedanken darüber macht, was es aussagen soll, muß sich hinter der Jury stellen. Das letzte Wort in dieser Sache ist freilich noch nicht gesprochen. Der Stadtrat wird darüber abstimmen müssen, ob er für die Auswahl der Jury eintritt. Es wird ihm jedoch schwerfallen, den sachkundigen Richtern zu widersprechen. Die Bevölkerung kann sich aber auch selbst ein Bild von den Arbeiten machen, die für diesen Wettbewerb eingereicht worden sind. Die Entwürfe werden vom 27. Februar bis zum 15. März in der Eingangshalle der Volksbücherei (Luitpoldhaus bei der Landesgewerbeanstalt) gezeigt. Mancher Betrachter wird sich sicherlich erst an das „M“ und „N“ gewöhnen müssen.

Aus den Nürnberger Nachrichten vom 23./24. Februar 1963

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