25. Juli 1969: Nach 75 Jahren ein Hitzerekord

C. P.

25.7.2019, 07:00 Uhr
25. Juli 1969: Nach 75 Jahren ein Hitzerekord

© Polit

Einen Rekordbesuch meldeten gestern auch vier der fünf Freibäder. Die Wassertemperaturen schwankten um die Mittagszeit zwischen 22 und 25 Grad. Die Schulkinder hatten Glück. Immerhin fiel der Rekordtag auf den ersten Tag der großen Ferien. Und das wurde auch nach allen Regeln der Kunst ausgenutzt: kein Brunnen der Stadt, kein Rasensprenger, kein laufender Wasserhahn wurde übersehen, wo man herumplanschen und sich erfrischen konnte.

Nachdem schon der Mittwoch mit Temperaturen von 31,6 Grad aufgewartet hatte, kletterte das Quecksilber an manchen Stellen der Stadt gestern bis auf 36 Grad im Schatten. Die amtliche Messung aber lautet auf 33,1 Grad. Aber das reichte schon, die Nürnberger unter der drückenden Hitze stöhnen zu lassen. Zu bedauern waren die Leute, die keinen Urlaub hatten und den Tag in Büros verbringen mußten. Viele von ihnen nutzten aber die Mittagszeit zu einem Sprung in das Wasser eines der Freibäder, die zwischen 12 und 14 Uhr von einem Stoßbetrieb berichten.

1.200 Menschen im Freibad West Interessant vielleicht eine kleine Rückschau auf die heißesten Tage der vergangenen Jahre. Fest steht, daß der gestrige Donnerstag der heißeste Juli-Tag in Nürnberg seit vier Jahren war. Am 24. Juli 1965 wurde noch etwas mehr gemessen: 33,3 Grad. Den bisher heißesten Juli-Tag registrierte die Nürnberger Wetterwarte seit ihrem Bestehen am 29. Juli 1947 mit 37,7 Grad Celsius. Der heißeste Tag des zurückliegenden Jahres war der 1. Juli mit nur 30,8 Grad, die 1968 nie mehr erreicht wurden.

Hinzu kam gestern, daß die Hitze um so stärker empfunden wurde, als kaum ein Wind die Luft bewegte. In Autos sah man immer wieder Männer „oben ohne" fahren, weil die Belüftung nur die warme Luft von außen in den Wagen brachte, ebenso wie offene Fenster.

Fußgänger schlichen nur langsam die Straßen entlang, immer bedacht, keinen hastigen Schritt zu tun, der einem wieder die Schweißperlen auf die Stirn treiben könnte. Wer sich in einem der Freibäder aufhielt, hatte diese Sorgen nicht. Allein im Freibad West versammelten sich rund 12.000 Menschen. Nur am Himmelfahrtstag hatte in diesem Jahr das Bad mehr Besucher: 13.000 – und das war an einem Feiertag.

Rekordbesuche, wie sie in diesem Jahr noch nicht erreicht wurden, verzeichneten auch das Naturgartenbad mit 4.100, das Stadionbad mit über 7.000 und schließlich das Bayern-07-Bad mit rund 3.000 Badelustigen. Einsichtige Eltern, die ihre kleinen Kinder nicht in den Trubel der Freibäder schicken wollten, stellten Plastikbadewannen oder ähnliches im Hinterhof für ihre Sprößlinge auf. Innerhalb weniger Minuten aber herrschte auch in diesen Minibädern Hochbetrieb.

Hochkonjunktur hatten schließlich die Eisdielen, vor denen sich nicht selten richtige Menschenschlangen bildeten, ebenso wie die Getränkevertriebe, die mit dem Liefern oft gar nicht mehr nachkamen. Während sich gestern allgemein der Konsum an nichtalkoholischen Getränken in Nürnberg um rund 15 bis 20 Prozent erhöhte, erklärte uns eine Großbrauerei, der Bierabsatz sei bei der Hitze sogar geringfügig zurückgegangen.

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