26. November 1969: Straße sackte ab
26.11.2019, 07:00 UhrUnter dem gewaltigen Wasserdruck wurde das Erdreich unter der Fahrbahn fortgespült, die Asphaltdecke sank einen Meter tief ab. Der Sachschaden wird auf mehr als 100.000 Mark geschätzt. Da etwa 300 Quadratmeter der B 14 unbefahrbar sind, mußte der gesamte Verkehr umgeleitet werden.
Die Nürnberger Wasserversorgung war, obwohl aus der Ranna-Leitung annähernd die Hälfte des gesamten Wasserbedarfs gedeckt wird, in keiner Minute gefährdet. Die großen Reserve-Wasserbehälter waren wohlgefüllt und bald wurde auch das Spitzenwasserwerk Mühlhof eingeschaltet, das Wasser aus der Pegnitz entnimmt.
Lange Gesichter machten die Bäckermeister in Behringersdorf. Als sie in den Backstuben den Wasserhahn aufdrehten, blieb der Wasserstrahl aus. Aber bald war auch dort die Versorgung wieder intakt.
Gegen 1.45 Uhr hielt mit kreischenden Bremsen ein Autofahrer auf der Bundesstraße zwischen Rückersdorf und Behringersdorf. Im Licht der Scheinwerfer hatte er die ungewöhnlichen Straßenschäden erkannt. Während die Fahrbahn an der einen Stelle abgesackt war, hatte sie sich an anderer Stelle durch den Wasserdruck hoch aufgewölbt. Die Teerdecke war erst vor wenigen Monaten aufgetragen worden.
Der Autofahrer verständigte die Polizei. Der Leiter der Städtischen Wasserwerke, Betriebsdirektor Kurt Müller, wurde aus dem Bett geholt und hörte sich an Ort und Stelle auch gleich die Klagen der Bäckermeister aus Behringersdorf an.
Obwohl zwei Bagger die Straßendecke aufrissen, gelang es gestern vormittag noch nicht, die Rohrbruchstellen zu finden. Immer wieder tauchten die Baggerschaufeln in sprudelnde Wassermengen, die sich auf die Pegnitzwiesen neben der Bundesstraße ergossen.
Die Schieber auf der 45 Kilometer langen Leitungsstrecke erwiesen sich als wasserdurchlässig, die Wassermengen verhinderten jede klare Sicht und erschwerten die Bauarbeiten außerordentlich. Etwa 180 Zentimeter tief unter der Straße verlaufen die Wasserrohre, die einen Durchmesser von 90 Zentimetern haben.
In Tag- und Nachtarbeit soll der Schaden behoben werden. Doch bei den Städtischen Wasserwerken weiß man nicht, welche Schäden außer dem vermuteten Schalenbruch noch entstanden sind und rechnet mit vier Tagen Arbeit.
Auch das Staatliche Straßenbauamt ist vorsichtig. Oberbaurat Ludwig Hurler: möglicherweise kann wenigstens eine Fahrspur von Lauf in Richtung Nürnberg schon am Wochenende wieder befahren werden.
Aus der Wasserleitung Ranna bezieht Nürnberg rund 45.000 Kubikmeter Wasser pro Tag. Die Versorgungslücke wird vom Flußwasserwerk Mühlhof geschlossen. Weitere Wasserlieferanten sind das Brunnenfeld Erlenstegen (45.000 cbm) und das Wasserwerk Krämersweiher.
Und hier die Umleitungen des Straßenverkehrs: Autofahrer mit Ziel Lauf fahren ab Behringersdorf über Schwaig und Röthenbach a. P. Autofahrer mit Ziel Nürnberg biegen am Ortsrand Rückersdorf zum Bahnhof ab, fahren etwa 300 Meter am Bahnkörper entlang und kehren auf die B 14 zurück.
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