Corona-Aerosole - Welches Risiko birgt das Kettenkarussell?

Karin Winkler

Lokalredaktion Nürnberg

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8.8.2020, 11:36 Uhr

Dr. Dietrich T., selbst Arzt, war mit seiner Frau in der Stadt, um sich dem Trubel einmal aus der Nähe anzusehen. "An den Buden steht überall Desinfektionsmittel. Riesenrad, Autoscooter, das ist akzeptabel. Aber durch das Kettenkarussell entsteht für mich eine sehr bedenkliche Situation", meint der Leser. Er saß mit seiner Frau im Außenbereich eines Lokals am Hauptmarkt direkt beim Karussell. "Wir haben gesehen, dass nicht wenige Fahrgäste in der Höhe ohne Mundschutz unterwegs waren und laut kreischten."


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Durch die Geschwindigkeit und den Fahrtwind können seiner Meinung nach die Aerosole eines Corona-Infizierten weit durch die Luft geschleudert werden, andere Fahrgäste anstecken und schließlich auf die Restaurant-Tische herunterrieseln und dort Kunden ebenfalls infizieren. "Hat denn das vorher niemand bedacht? Für mich und meine Frau ist nach unseren Beobachtungen jedenfalls klar: Wir machen in der nächsten Zeit einen großen Bogen um die Nürnberger Innenstadt."

Professor Jörg Steinmann, Leiter des Instituts für Klinikhygiene, Medizinische Mikrobiologie und Klinische Infektiologie am Klinikum Nürnberg, schätzt das Ansteckungsrisiko dagegen nicht so hoch ein. "Natürlich sollen alle Fahrgäste generell einen Mund-Nase-Schutz tragen, so sind ja auch die Vorgaben", meint Steinmann.

Wenn aber doch jemand während der Fahrt die Maske abnimmt, werden die Tröpfchen, die beim fröhlichen Kreischen ausgestoßen werden, durch die Luft im Freien stark verdünnt und durchmischt, erläutert Steinmann.

"Bei der Fahrt in einem Kettenkarussell entsteht außerdem starker Gegenwind, die Aerosole werden also eher wieder zurückgedrängt. Für den Fahrgast hinter oder eventuell auch neben einem möglichen Infizierten lässt sich eine Ansteckung nicht ausschließen", meint er.


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Eine Risiko für Restaurant-Gäste, die an den Tischen im Freien sitzen, besteht seiner Ansicht nach dagegen nicht. "Bis die Tröpfchen unten ankommen, sind sie so verdünnt, dass ich da keine Gefahr mehr sehe", erklärt der Institutsleiter.

Er hat sich den Rummel bislang einmal tagsüber angesehen. "Da war es nicht so bevölkert wie sonst am Volksfestplatz." Wenn es besonders abends allerdings zu voll werden sollte, dann hält Steinmann dies mit Blick auf steigenden Infektionszahlen "nicht für optimal." Aber jeder kann sein Risiko selbst beeinflussen: Abstand halten, Maske tragen und die allgemeinen Hygieneregeln beachten. Oder eben von vorneherein größere Menschenansammlungen meiden.

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