Corona in Asylunterkunft: So sieht die Quarantäne aus
18.11.2020, 05:55 UhrAuch in Nürnberger Gemeinschaftsunterkünften für Asylbewerber ist Corona ausgebrochen: Aktuell wurde in elf Einrichtungen Quarantäne ausgesprochen, erklärt Nürnbergs Gesundheitsreferentin Britta Walthelm auf Anfrage. Die größte betroffenen Unterkunft ist das Anker-Zentrum in der Beuthener Straße mit rund 200 Bewohnern: 16 Menschen waren in den Grundig Türmen bei einer ersten Reihentestung Covid-19-positiv, die Ergebnisse der zweiten Testung werden Mitte dieser Woche erwartet. Hier wurde komplett Quarantäne verhängt.
Kritik vom Flüchtlingsrat
Der bayerische Flüchtlingsrat übt Kritik an der Situation in der GU: Bewohner berichteten, dass es unmöglich sei, Abstand zu halten und es zu wenig Platz für zu viele Personen gebe. So teilten sich knapp 30 Personen zwei Toiletten und zwei Duschen.
Corona: Diese Nürnberger Asylunterkünfte stehen unter Quarantäne
Die Regierung von Mittelfranken, die die Unterkunft betreibt, nennt andere Zahlen: In jedem Stockwerk mit durchschnittlich 18 Bewohnern stünden zwei Duschräume mit mehreren Duschen und zwei Toilettenräume mit mehreren Toiletten und Waschbecken zur Verfügung; zusätzlich befinde sich in den Wohnräumen jeweils ein Waschbecken.
„In allen Einrichtungen, so auch in der Dependance Beuthener Straße, existiert ein spezielles Corona-Hygiene-Konzept“, betont Martin Hartnagl, Sprecher der Regierung. Sanitärräume würden mehrmals täglich durch eine Reinigungsfirma desinfiziert. Gemeinschaftsräume seien entweder geschlossen oder der Zugang sei beschränkt. Die Kantine sei geschlossen, das Essen werde einzeln ausgegeben und auf den Zimmern eingenommen. Masken und Desinfektionsmittel für die Bewohner stünden in ausreichendem Umfang zur Verfügung. Eigentlich seien in der Dependance Beuthener Straße 700 Bettenplätze verfügbar, davon seien aktuell nur 200 belegt.
Regelmäßige Information
Gleichzeitig würden alle Bewohner regelmäßig ausführlich und mehrsprachig über das pandemische Geschehen allgemein, die Hygienemaßnahmen, das notwendige persönliche Verhalten („AHA-Regeln“) und die Quarantänemaßnahmen aufgeklärt und informiert. Ein Sicherheitsdienst überwache die Einhaltung der Regeln, insbesondere das Tragen von Masken und das Einhalten der Mindestabstände. „Natürlich kommt es wesentlich auch auf die Einsicht und Eigenverantwortlichkeit der Bewohner an“, sagt Sprecher Hartnagel.
Britta Walthelm, Nürnbergs Gesundheitsreferentin betont, letztlich sei es wie im Durchschnitt der Bevölkerung: Manche befolgten die Anweisungen sehr genau, andere hingegen nicht. Da gebe es keinen Unterschied zu anderen Quarantäneanordnungen. Die Regierung betont , es sei immer möglich, zueinander Abstand zu halten. Eine Vielzahl der Bewohner lebe in der Anschlussunterbringung in abgeschlossenen Wohneinheiten mit eigenen Küchen und/oder Sanitärräumen.
Auch wenn es sich bei Unterkünften um klassische Wohnheime mit Gemeinschaftsküchen und –sanitärräumen handelt, seien schon vor der Pandemie Mindeststandards eingehalten worden, so dass sich selbst bei Vollauslastung eine Dusche bzw. eine Toilette maximal 10 Bewohner teilen mussten. Bereits zu Beginn der Pandemie habe außerdem eine Entzerrung der Belegung erfolgt, wo immer dies möglich war, so dass die Unterbringungssituation eine abwechselnde Nutzung der Gemeinschaftsküchen und Sanitäranlagen gleichzeitig nur durch einen Hausstand möglich macht.
Wie im Rest der Bevölkerung
Prinzipiell seien in den vergangen zwei Wochen die Zahl der Covid-19-Infektionen in Gemeinschaftsunterkünften stark gestiegen, sagt Nürnbergs Gesundheitsreferentin Walthelm. Das sei aber analog zum allgemeinen Ausbruchsgeschehen. Ein signifikant höhere Zahl an Infektionen sei nicht zu beobachten.
Hier können Sie Ihre Meinung zur Corona-Krise kundtun oder sich mit anderen Usern zum Thema austauschen. Alle Artikel zu Corona haben wir zudem für Sie auf einer Themenseite gesammelt.