Corona trifft den Tourismus besonders hart - auch in Nürnberg
2.10.2020, 05:54 UhrIm ersten Halbjahr haben rund 374 000 Gäste Nürnberg besucht. Das sind 58 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Übernachtungen sank um 55 Prozent auf etwa 722 000.
Auch wenn die Sommermonate ein paar mehr Besucher gebracht haben, reißt das nichts raus. Im Juli gab es 180 000 Übernachtungen von Gästen in Nürnberg. Im gleichen Monat des Vorjahres waren es 366 000. Die Gesamtzahl der Übernachtungen lag im Jahr 2019 bei 3,56 Millionen, bei 1,99 Millionen Ankünften.
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Während Regionen wie das Fränkische Seenland oder die Alpenregionen im Sommer regelrecht überrannt wurden, sei man in den großen Städten weit vom Normalzustand entfernt, so Arnold. Das größte Problem ergebe sich aus den fehlenden Geschäftsreisenden. In der Vor-Corona-Zeit machten sie 75 Prozent bei den Übernachtungen aus. Dazu gehörten etwa drei gleich große Segmente: Messen und Tagungen, Kongresse sowie klassische Geschäftsbesuche. Weil alle drei Bereiche seit Ausbruch der Corona-Pandemie quasi tot sind – bis auf ein paar vereinzelte Geschäftsreisende – bricht dem Hotel- und Gaststättengewerbe eine entscheidende Einnahmequelle weg.
"Und es geht ja auch nicht nur um das Business-Geschäft aus Deutschland", so Arnold. Es fehlt auch das internationale Geschäft. Aus den USA (vor Corona Platz 1 auf der Liste der internationalen Geschäftsreisenden), Italien, Großbritannien, China und so fort reist kaum jemand ein. Wenn überhaupt, kämen in bescheidenem Maß ein paar Schweizer und Österreicher.
Große Angst vor dem Winter
Um Touristen anzulocken, fehlt es auf der anderen Seite an kulturellen Angeboten, die zum Großteil ebenfalls abgesagt wurden. "Die Menschen wollen zudem mehr unter sich bleiben", so Arnold. Wohnmobil-Reisen und Ferienwohnungen sind so gefragt wie nie. "Dabei braucht man in Hotels keine Angst zu haben, sie erfüllen alle die hohen Hygieneanforderungen." Manche haben darüber hinaus investiert, in elektronische Speisekarten oder Online-Check-ins.
Für die Hotellerie und das Gastgewerbe ist die Corona-Pandemie eine Katastrophe. "Dort ist man längst am Limit angekommen", so Arnold. Die Folge der ausbleibenden Buchungen sind Entlassungen von Mitarbeitern oder den Verzicht auf bisher zugekaufte Dienstleistungen, Kurzarbeit.
"Die Pandemie hat zu einer beispiellosen Krise im heimischen Gastgewerbe geführt. Erst mussten Hotels, Gastwirtschaften, Biergärten und Restaurants über viele Wochen ganz zusperren. Und nach dem Lockdown läuft der Betrieb unter Auflagen nur langsam wieder an", sagt auch Regina Schleser, Geschäftsführerin der Region Nürnberg-Fürth der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, NGG.
Unter der Situation litten aber nicht nur die Unternehmen. "Die Folgen sind auch für Köche, Kellner und Hotelangestellte dramatisch. Als Kurzarbeiter mussten sie deutliche Lohneinbußen in Kauf nehmen – in einer Branche, die ohnehin nur geringe Löhne zahlt", betont Schleser. Nach Angaben der Arbeitsagentur beschäftigt das Hotel- und Gaststättengewerbe in Nürnberg rund 14 800 Menschen. Und die blicken mit Grausen auf die kommende Herbst- und Wintersaison. Nur dank staatlicher Hilfen und Kurzarbeit (verlängert bis Ende 2021) sei bisher eine Entlassungswelle ausgeblieben.
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Die Gewerkschaft fordert die Gastronomie-Unternehmen auf, die Zeit der Unterbeschäftigung für Qualifizierungen zu nutzen. Doch wer soll das bezahlen? Die Angestellten in Kurzarbeit haben kein Geld, und die Hotels und Gaststätten schrammen knapp am Konkurs vorbei. "Es gibt Fördermöglichkeiten", so Schleser. Unter anderem über die nationale Weiterbildungsstrategie des Arbeitsministeriums und das "Arbeit-von-morgen-Gesetz". "Das ist auch für kleine Unternehmen interessant, denn für sie gibt es mehr Geld."
Keinerlei Planung möglich
Bei der Nürnberger Kreisstelle des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, Dehoga, rennt die NGG damit offene Türen ein. "Wir haben für unsere Mitglieder in den vergangenen Monaten Webinare, also Online-Weiterbildungen, angeboten", sagt der Kreisvorsitzende Robert Horka. Er findet, die NGG mache es sich zu einfach: Nur fordern reiche nicht, sie solle selbst Weiterbildungsangebote auf die Beine stellen.
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Horka selbst betreibt das "Hotel Elch" und weiß, wie dramatisch die Lage ist. "Wenn Leute buchen, dann nur noch ad hoc, oft von heute auf morgen", sagt er. "Es ist überhaupt keine langfristige Planung mehr möglich." In manchen Hotels gebe es überhaupt keine Buchungen für November und Dezember. Natürlich hoffe man auf den Christkindlesmarkt, aber es fehlten vor allem Geschäftsreisende. Und all diese Umstände wirken sich auch auf die Preisgestaltung der Übernachtungspreise aus. "Und nach einer kurzen sonnigen Phase zittert auch die Gastronomie vor schlechtem Wetter", so Horka. Manche Wirte machen dann gar nicht mehr auf, weil ihre Innenräume für die Abstandsregeln zu klein sind.
Lange könnten die Hoteliers nicht mehr durchhalten, so Horka. Lediglich Kredite, Hilfsfonds und ein paar Rückstellungen helfen beim Überleben. Dabei seien inhabergeführte Häuser fast noch besser dran. "Große Hotels sind oft in Gebäuden, die sie von Immobilienfonds gemietet haben, das geht finanziell nicht lange gut." Denn die Mieten müssten ja weiter gezahlt werden, auch wenn keine Gäste kommen. Horka fordert die Regierung auf, zu handeln: "Der Gast entscheidet, aber die Politik muss den Weg ebnen."
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