FAU: Keine Fakultäten nach Nürnberg verlagern

16.11.2013, 11:42 Uhr
FAU: Keine Fakultäten nach Nürnberg verlagern

„Aus Sicht der FAU besteht kein Bedarf, null Komma null“, so Balleis zur NZ. Durch den Neubau eines Siemens-Wissenschafts-Campus in den nächsten Jahren würden vorhandene Gebäude und Flächen frei, die von der FAU genutzt werden können. „Es besteht im Moment keine Notwendigkeit mehr, etwas zu verlagern“, sagt Balleis. Im Fall von Neuansiedlungen, etwa eines Leibniz-Instituts, wäre die Situation eine andere, dann käme Nürnberg infrage. Balleis plädiert auch für eine Abrundung des Energie-Campus auf AEG, der im vergangenen Jahr seine Arbeit aufgenommen hat.

FAU-Präsident Grüske für Umzug in Himbeerpalast

Nach eigenen Aussagen ist sich Balleis mit Söder einig, dass es in diesem Bereich noch zu weiteren technischen Einrichtungen kommen wird. „Wir brauchen eine klare Bündelung dessen, was den Energie-Campus betrifft. Auf AEG muss deshalb weiter ausgebaut werden“, so Balleis. Der portugiesische Investor Sonae Sierra, der dem Freistaat 70000 Quadratmeter für eine universitäre Nutzung im ehemaligen Quelle-Versandzentrum zum symbolischen Preis von einem Euro überlassen möchte, müsse sich etwas anderes einfallen lassen

Auch Innenminister Herrmann wurde zitiert, dass er keine Notwendigkeit für eine Verlagerung von universitären Einrichtungen nach Nürnberg sieht. Ähnlich hatte sich auch FAU-Kanzler Thomas Schöck in der NZ geäußert. Im Himbeerpalast, dem Verwaltungsgebäude von Siemens in Erlangen, möchten Balleis und Herrmann die Philosophische Fakultät unterbringen, weil deren Gebäude in der Kochstraße marode sind.

Es wurde schon ein Umbau für zwei Schulen geprüft

Finanzminister Markus Söder ging gestern noch mehr als bisher auf Distanz zu Sonae Sierra. Über seinen Pressesprecher Tom Neumann ließ er mitteilen: „Die Aussagen der Investoren in der Presse lassen den Schluss zu, dass man den Freistaat Bayern offenbar nicht mehr braucht.“ Neumann wies auch die Vermutung der Investoren zurück, dass Söder die neuesten Konzepte vielleicht noch gar nicht kenne: „Die Konzeption ist bekannt, konnte aber nicht überzeugen.“ Zusammen mit dem Wissenschaftsministerium werde man sich jetzt überlegen, ob sich die Hochschulen nicht verstärkt auf dem AEG-Gelände ansiedeln können.

Schulbürgermeister Klemens Gsell erinnerte daran, dass vor drei Jahren schon einmal geprüft wurde, ob in dem ehemaligen Quelle-Versandzentrum zwei Schulen untergebracht werden können: „Beide scheiterten an den immensen Kosten. Die nötigen Eingriffe in die Bausubstanz, die energetischen Anforderungen und die Sicherheitsanforderungen für einen einfachen Schulbetrieb waren nur mit erheblichen Umbauten, Neueinrichtungen und Umgestaltungen der Infrastruktur möglich.“

Auch danach hätte man keine optimalen Räume gehabt. Finanz- und Schulreferat hätten damals zusammen mit OB Ulrich Maly das Risiko abgelehnt. „Es bleibt nichts anderes als ein Teilabriss übrig“, prophezeite Gsell. Es sei endlich an der Zeit, die Frage der Sanierungsfähigkeit seriös zu belegen. Den Erweiterungsbedarf der FAU und der TH Nürnberg könne man sicherlich in Nürnberg günstiger realisieren. „Das Erlanger Ansinnen, in die leeren Siemensstandorte zu gehen, ist daher nur aus Sicht der FAU sinnvoll, für die TH aber nicht durchführbar“, so der Schulbürgermeister.

Markus Lötzsch, Hauptgeschäftsführer der IHK Nürnberg, verwies darauf, dass die Interessengemeinschaft Hochschulen Region Nürnberg (igh) am 22. Juli diesen Jahres die Ansiedlung eines Hightech-Campus auf dem ehemaligen Quelle-Areal einhellig begrüßt hatte. Ziel sei, mit diesem Campus die Forschungsinfrastruktur in Nürnberg, Fürth und Erlangen auszubauen und Synergien zwischen Forschungseinrichtungen zu nutzen. Der Hightech-Campus soll den zum Teil schon vorhandenen Wissenschafts-Korridor („ScienceCorridor“) zwischen Nürnberg und Fürth voranbringen.

„Als integraler Bestandteil des Science-Corridors könnte das Quelle-Areal zu einem hochmodernen Wissenschafts- und Wirtschaftszentrum entwickelt werden, verknüpft mit der Ansiedlung von forschungs- und wissensintensiven Unternehmen und der Schaffung und Sicherung von bestens qualifizierten Arbeitsplätzen“, meint Lötzsch.

Auch Wirtschaftsreferent Michael Fraas arbeitet daran, den Wissenschafts-Korridor zwischen Nürnberg und Fürth auszubauen. Derzeit wird ein Konzept für EU-Fördermittel erstellt. Und was wird aus Quelle? „Ich bin pragmatisch. Man muss darüber reden, was machbar ist“, sagte Fraas.
 

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