Forscher: So könnte die Zukunft der Nürnberger City aussehen

23.2.2021, 06:00 Uhr
Vor allem an verkaufsoffenen Sonntagen ist die Innenstadt oft brechend voll.

© G?nter Distler, NN Vor allem an verkaufsoffenen Sonntagen ist die Innenstadt oft brechend voll.

Rolf Monheim war bis 2007 Professor für angewandte Stadtgeografie und Stadtplanung an der Universität in Bayreuth. Bis heute ist er freiberuflich in Forschung und Beratung tätig. Nürnberg war und ist immer wieder Gegenstand seiner Studien.

Herr Prof. Dr. Monheim, in ihrer aktuellen Studie sagen Sie, eine gute Erreichbarkeit für Autofahrer und eine verkehrsberuhigte Innenstadt schließen sich nicht aus. Im Gegenteil, diese Kombination kann die Attraktivität der Innenstädte steigern. Wie sehen Sie Nürnberg in dieser Hinsicht aufgestellt?
Nürnberg ist ein Erfolgsmodell. Die Innenstadt hat eine sehr gute äußere Erreichbarkeit mit allen Verkehrsmitteln. Für Autos stehen zahlreiche Parkhäuser zur Verfügung. Aber auch für Fußgänger sind die Bedingungen gut. Es gibt keinen Durchgangsverkehr, es gilt Tempo 30 und es gibt über zehn Kilometer Fußgängerbereiche. Nürnberg hat diese Verkehrsberuhigung nicht Knall auf Fall umgesetzt, sondern über Jahre Schritt für Schritt.

Prof. Dr. Rolf Monheim war Professor für angewandte Stadtgeographie und Stadtplanung an der Universität Bayreuth. Im Ruhestand forscht er weiter - auch in Nürnberg.  

Prof. Dr. Rolf Monheim war Professor für angewandte Stadtgeographie und Stadtplanung an der Universität Bayreuth. Im Ruhestand forscht er weiter - auch in Nürnberg.   © e-arc-tmp_20160224-104105-001.jpg, NN


Viele Händler sagen, ihre motorisierten Kunden möchten möglichst direkt vor den Laden fahren. Können Sie diese Aussage teilen?
Die Behauptung, dass Autofahrer bis vor die Ladentüre fahren wollen, stimmt nicht mehr. Laufen ist heute nicht mehr eine Last, sondern eine Lust. Freilich muss das Umfeld dafür attraktiv sein. Längere Fußwege haben durchaus Vorteile für die Händler: Je weiter ein Besucher läuft, an desto mehr Geschäften kommt er vorbei. Parkhausnutzer suchten in Nürnberg im Schnitt etwa sechs Läden auf. Durchschnittlich legten sie unter der Woche 1,4 und am Samstag 1,7 Kilometer zurück. Autofahrer, die am Straßenrand parkten, besuchten weniger Geschäfte.

Welche weiteren Ergebnisse haben Ihre Forschungen ergeben?
Für die Besucher ist es oft nicht so entscheidend, wie sie in die Innenstadt kommen. Sie fragen sich vielmehr, in welche Stadt will ich eigentlich? Nur etwa zehn Prozent kommen ausschließlich, um Einkäufe zu machen. Vor allem am Wochenende sind zum Beispiel auch ein Stadtbummel, Treffen mit Freunden, Nutzung des Gastronomie- und Kulturangebots, Gründe für einen Besuch.

Sie plädieren dafür, dass Autofahrer möglichst Parkhäuser nutzen. Warum?
Die Nürnberger Parkhäuser sind nur ein paar Mal im Jahr voll. Wenn ich nicht nach einem freien Platz suchen muss, erzeuge ich auch keinen Parksuchverkehr. Außerdem ist der Flächenverbrauch im Parkhaus geringer – und die Nutzer sind zum Großteil sehr zufrieden.

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