"Gespensterpimmel" im Supermarkt ekeln Gastronomen an

21.12.2013, 09:00 Uhr

© Michael Matejka

Dass Drei im Weckla an den meisten Ständen deutlich teurer sind, treibt Peter Altschmied um. Vor wenigen Wochen haben mehrere Stände in der Innenstadt ihre Preis angezogen: verlangten sie vorher noch 2,50 Euro sind es heute drei Euro. Altschmied ist selbst Imbiss-Inhaber. Wer die Innenstadt kennt, kennt auch seine „Schlemmer-Ecke“ in der Brunnengasse. Der Schwabacher verlangt lediglich 1,50 Euro für Drei im Weckla.

Die Klagen der Konkurrenz, dass die Stadt zu hohe Standmieten in der Fußgängerzone verlangt, könne er nicht mehr hören. „Mir geht es nicht um Neid, das hab‘ ich nicht nötig. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.“

Altschmied, der seit 40 Jahren im Imbiss-Geschäft tätig ist, rechnet vor: Ein Kilo Wurst kostet bei seinem Metzger derzeit 5,60 Euro. „Pro Semmel zahle ich rund 14 Cent.“ Drei im Weckla wiegen laut Altschmied etwa 75 Gramm, macht also 42 Cent. „Mit der Semmel liegt der Einkaufspreis für Drei im Weckla vielleicht bei 64 Cent - und das ist vorsichtig gerechnet.“ Er schätze, dass zum Beispiel die Bude in der Karolinenstraße vor der Lorenzkirche alleine im Dezember einen Umsatz von 200.000 Euro und einen Gewinn von 70.000 mache.

Doch wie kann sich der 58-Jährige einen Preis von 1,50 Euro erlauben? Klar ist: Seine Bratwürste sind gebrüht und werden nicht über der Flamme, sondern in größeren Pfannen zubereitet. Außerdem zahlt er keine Pacht an die Stadt, seine Stände stehen auf privatem Grund. Seinem Grund. Denn vor acht Jahren kaufte er die Fläche. „Wenn ich mit meinen Würsten bloß 20 Cent niedriger liegen würde als die anderen, dann kämen viel weniger Kunden zu mir. Ich muss günstiger bleiben.“

Furcht um Qualität

In der Altstadt gehören mehrere Stände dem Süddeutschen Schaustellerverband. Alle verlangen drei Euro für Drei im Weckla. Gegen den Verband richtet sich auch Altschmieds Kritik, die Peter Lössel weit von sich weist. Der Fachberater für Imbisse im Verband moniert, dass die von Altschmied angeführten Zahlen über Umsatz und Gewinn viel zu hoch seien.

Konkret will er aber nicht werden. „Über genaue Zahlen geben wir keine Auskunft.“ Er findet es toll, wenn es viele verschiedene Preise gibt. „Der Kunde kann sich das dann aussuchen.“ Doch habe Qualität nun mal ihren Preis. Lössel bezieht seine Brötchen aus der Bäckerei Imhof. „Das sind Öko-Semmeln, die kosten mehr.“

Gastronom Martin Hilleprandt schlägt in dieselbe Kerbe. Er fürchtet um die Qualität der Rostbratwurst. Der 75-Jährige betreibt das Gasthaus „Zum Gulden Stern“, die älteste Bratwurstküche in Nürnberg. Das Anwesen in der Zirkelschmiedsgasse wurde erstmals 1419 erwähnt.

Mehrer Tausend Würste werden dort pro Tag über Buchenholz gegrillt. In seinen Augen wird das Qualitätsprodukt „verramscht“. Immer mehr Hersteller, klagt er, brühen oder frittieren ihre Würste, ehe sie in der Pfanne oder auf dem Grill landen. Abstoßend findet er auch die eingeschweißten Fingerlinge in Kühlregalen von Lebensmittelmärkten, die bezeichnet er als „graue Gespensterpimmel“.

Vier im Weckla

Die Zornesröte ist ihm kürzlich wieder ins Gesicht gestiegen, als er mitbekam, dass die Firma HoWe, die im Nürnberger Hafen ihren Sitz hat, während ihres Weihnachts-Werksverkaufs gar Vier im Weckla anbot - und das für einen Preis von einem Euro. Hilleprandt: „Damit werden die Preise kaputt gemacht.“ Und der Ruf der Nürnberger Spezialität.

Geschäftsführer Florian Hoeneß, Sohn des FC-Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß, kann die Aufregung nicht verstehen. „An zwei Tagen jeweils sechs Stunden lang haben wir die Würste unseren Kunden beim Werksverkauf angeboten“, sagt er.

Das sei eine reine Marketing-Aktion gewesen. „In die Semmel passen ja auch vier Würste - warum also nicht?“, fragt Hoeneß, dessen Firma 2012 erstmals das Produktionsvolumen von 10.000 Tonnen überschritt. Auf die Qualität seiner Ware lasse er aber nichts kommen - gute Ergebnisse beim Öko-Test und der Stiftung-Waren-Test sprächen für sich. Hoeneß: „Da gebe ich mehr darauf, als auf irgendwelche Kommentare eines Gastronomen.“

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