Maly nach Stichwahl: "Es ist auch eine Niederlage für mich"
29.3.2020, 22:06 Uhr"Es ist nicht mein Wunschergebnis! Es ist auch eine kleine Niederlage für mich, Thorsten Brehm ist mein Wunschkandidat", sagte Nürnbergs noch amtierender OB Ulrich Maly kurz vor Ende der Auszählung.
Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder freut sich über den Sieg der CSU bei den Oberbürgermeister-Stichwahlen in Nürnberg: "Toller Erfolg in Nürnberg. Seit 18 Jahren wieder ein CSU-OB in meiner Heimatstadt. Herzlichen Glückwunsch und Gratulation an Marcus König", schrieb Söder am Sonntagabend auf Twitter.
CSU-Generalsekretär Markus Blume sagte, Söders Strategie, auf jünger und weiblicher zu setzen, habe sich ausgezahlt, gerade auch in Nürnberg und Augsburg. "Der große Zuspruch für Markus Söder und der der positive Trend der CSU haben für spürbaren Rückenwind bei den Stichwahlen gesorgt", betonte Blume.
Dagmar Wöhrl schreibt auf Facebook: "Lieber Marcus, danke, dass Du den Mut hattest, Dich dem Kampf um das Amt des Oberbürgermeisters zu stellen. Danke, dass Du einen ehrlichen und unermüdlichen Willen gezeigt hast und am Ende so viele Menschen von Dir und unserer CSU überzeugen konntest. Danke an alle Wählerinnen und Wähler, die Ihr Vertrauen in Dich setzen. Ich wünsche Dir, dass Du so bleibst, wie Du bist und stets das Ohr am Bürger hast und Nürnberg zu der Stadt machst, die wir uns alle wünschen. Herzlichen Glückwunsch zur gewonnenen Wahl, viel Erfolg und Gottes Segen!"
Sebastian Brehm (CSU), Bundestagsabgeordneter aus Nürnberg, schreibt ebenfalls auf Facebook: "Ich freue mich riesig und gratuliere von Herzen. Das Wahlergebnis ist historisch und drückt den Wunsch der Bürgerinnen und Bürger aus, dass eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Bund, Freistaat und Kommune unsere Stadt voranbringt!"
Stadtratsmitglied Nasser Ahmed (SPD): Kein schöner Tag heute! Leider hat es am Stichwahltag nicht für einen Oberbürgermeister der SPD in Nürnberg gereicht. DANKE für eure großartige Wahlkampf-Unterstützung in den letzten Wochen und Monaten, nicht zuletzt in dieser außergewöhnlichen Zeit. Viel Glück dem zukünftigen Amtsinhaber der CSU, Marcus König und immer ein glückliches Händchen für die Entscheidungen für unsere tolle Stadt!"
Verena Osgyan, Grüne: "Ich gratuliere Marcus König zum Wahlerfolg – ich hoffe aber, dass er sich keine Krone aufsetzen lässt. Aus der Rückschau haben wir auf eine Wahlempfehlung verzichtet, weil SPD und CSU keine nachhaltig ökologische Politik gemacht haben. Der Ball liegt nun im Feld der Union – sie muss die Gespräche mit den anderen suchen. Wir haben gehört, dass man ein breites Bündnis aufstellen will."
IHK-Präsident Dr. Armin Zitzmann gratuliert Marcus König zu seinem Wahlsieg: "Das Steuerrad für den Kurs der Stadt liegt bei ihm in guten Händen. Bei der Diskussionsrunde vor Nürnberger Unternehmern hat er bewiesen, dass er die Themen und Anliegen der Wirtschaft kennt und sie ihm wichtig sind. Wir gehen davon aus, dass er einen engen Austausch mit uns pflegt und freuen uns auf die Zusammenarbeit."
Stephan Doll,DGB-Geschäftsführer: "Im Wahlkampf haben leider die sozialen Themen eine zu geringe Rolle gespielt, Corona war dominierend – das Thema hat alles überlagert. Für mich war klar, dass die Wahl kein Heimspiel für die SPD wird. Das Ergebnis der Stichwahl zeigt, dass der Maly-Effekt weg war."
Markus Stipp, ADFC-Vorsitzender: "Ich gratuliere Marcus König und hoffe, dass den Sprüchen auch Taten folgen werden. Er ist während des Wahlkampfs mit dem E-Bike unterwegs gewesen und hat sich für den Radentscheid ausgesprochen. Nürnberg hat, was die Verkehrswende betrifft, viel nachzuholen. Ich wünsche mir, dass er auch ein OB für Radfahrer wird."
Bayerns SPD-Generalsekretär Uli Grötsch wertet den Verlust des Nürnberger OB-Sessels als schmerzliche Niederlage - freut sich aber über andere gewonnene Oberbürgermeisterwahlen. "Nürnberg tut ungeheuer weh", sagte Grötsch am Sonntagabend der Deutschen Presse-Agentur. "Nürnberg war immer eine Zentrale der Sozialdemokratie in Bayern." Das schmerze deshalb sehr.
Für den evangelischen Stadtdekan Jürgen Körnlein ist Marcus König einer, "der auf die Menschen gut zugehen kann und ein Gespür für ihre Anliegen hat. Er ist im guten Sinn ein Macher, der das sein will und sein kann. Unsere Hand ist weit ausgestreckt, weil es gerade jetzt um Nächstenliebe und Solidarität geht. Wir werden da sein. Ich beneide ihn nicht um seinen Start, weil es besondere Herausforderungen sind, vor denen wir alle stehen. Es gilt die aufzufangen, die jetzt und nach Corona durch Fangnetze fallen. Die wegen Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit ihre Miete nicht mehr zahlen können. Da wünsche ich ihm viel Weisheit und Geschick."
Hubertus Förster, katholischer Stadtdekan: "Ich glaube, beide Kandidaten wären gut geeignet gewesen. Marcus König ist ein offener Mensch, der auf die Leute zugeht und viel Hintergrundwissen hat. Die Nürnberger haben ihm das Vertrauen ausgesprochen. Nun muss er als Bürgermeister die Menschen in der Stadt zusammenbringen, auch wenn die einen mehr Grün und die anderen Parkplätze wollen. Ich wünsche mir weiter ein gutes Verhältnis der Stadt zur Kirche."
Michael Frieser, Chef des CSU-Bezirksverbands und Bundestagsabgeordneter, hat einen kleinen "Quarantäne-Sekt" aufgemacht, wie er aufgrund seiner Corona-bedingten häuslichen Quarantäne scherzte. Für ihn war klar, dass König das Rennen macht. "Meine Gewissheit war fast unerschütterlich. Deshalb habe ich nicht so sehr gebangt", meinte Frieser. Woher er diese Gewissheit nahm? Aus der Tatsache, dass König mit Vorsprung in die Stichwahl gegangen sei. Natürlich habe auch das gute Miteinander mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eine Rolle gespielt. Er glaube auch, dass das Team aus Marcus König und Kulturreferentin Julia Lehner, die an der Seite von König in den Wahlkampf gezogen ist, erfolgreich gewesen sei, sowie die paritätische Aufstellung der Stadtratsliste. Das Ergebnis sei ein Zusammenspiel genau dieser Punkte, so Frieser weiter. Wie es jetzt weitergeht? "Als Bezirksvorsitzender der CSU bin ich natürlich selbst daran interessiert, dass es eine starke Mitte gibt", sagt Frieser und meint damit ein potenzielles Rathausbündnis aus CSU, SPD und vielleicht auch den Grünen.
Julia Lehner, Kulturreferentin, ist an der Seite von Marcus König in den Wahlkampf gezogen. Auch sie freut sich sehr über Königs Wahlsieg. "Es freut mich auch, dass der Wahlkampf nicht unter der Gürtellinie stattgefunden hat." Sie könnte jetzt Kulturbürgermeisterin werden. Mit dieser Aussage ist die CSU in den Wahlkampf gezogen. "Ich gehe davon aus, dass es so kommt", so Lehner am Telefon.
Titus Schüller, Stadrat Die Linke Nürnberg: "Am Ende hatten die CSU und Marcus König die Nase vorne. Glückwunsch. Das Ergebnis bietet für die SPD die Chance, sich jetzt neu aufzustellen - unabhängig von der CSU. Im Stadtrat gibt es eine Mehrheit aus SPD, Grünen und Linken gegen einen Durchmarsch der CSU. Es liegt an SPD und Grünen, ob diese Mehrheit jetzt genutzt wird, um dennoch eine soziale und ökologische Politik durchzusetzen, zum Beispiel für bezahlbare Tickets bei der VAG und mehr Sozialwohnungen. Wir werden die CSU immer daran erinnern: Sie stellen jetzt zwar den Oberbürgermeister, aber keinen König von Nürnberg."
"Die letzten vierzehn Tage haben alles verändert", sagt der geschlagene Thorsten Brehm. Vielleicht hat die CSU vom Krisenmanagement profitiert. Bundesweit jedenfalls haben die Konservativen in Umfragen zugelegt, so der SPD-OB-Kandidat. Im Bayerischen Rundfunk ergänzte er: "Es ist bitter für mich und die Nürnberger Sozialdemokratie", sagt der SPD-Kandidat, er habe König bereits persönlich am Telefon gratuliert. "Danke für den fairen Wahlkampf." Er hält es für möglich, dass die Corona-Krise den Ausschlag gab.
Marcus König, der Gewinner der Stichwahl, sagt: "Es ist natürlich ein tolles Gefühl, wenn man für die harte Arbeit im Wahlkampf belohnt wird". Was am Ende ausschlaggebend für seinen Sieg gewesen sei? "Ich weiß es nicht", so der 39-Jährige. "Wir werden das analysieren." Aber die Krisenzeit spiele sicher auch eine Rolle. "Die CSU hat gezeigt, dass wir auch in Krisenzeiten gute Politik machen können."
Der ehemalige Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) zu Königs Wahlsieg: "Das war ein ganz knappes Rennen." Es sei auch deshalb besonders spannend gewesen, weil der Wahlkampf wegen des Coronavirus so ungewöhnlich gelaufen sei. "Das ist für die CSU natürlich ein unglaublicher Erfolg." Er könne sich noch genau daran erinnern, "wie wir 1996 das erste Mal ausgelassen gefeiert haben", als Ludwig Scholz ins Rathaus einzog. "König wird das gut machen. Seine größte Stärke ist: Er geht auf die Leute zu. Er ist auch jemand, der im Team führt. Ich habe aber auch Respekt vor Thorsten Brehm. Beide haben einen fairen Wahlkampf geführt."
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