Nürnberger Pfarrer: Wir wollen homosexuelle Paare segnen
22.3.2021, 08:53 UhrPater Ansgar Wiedenhaus will seinen Unmut gar nicht verbergen und er findet deutliche Worte dafür: "Es ist einfach so eine Grausamkeit, so eine Herzlosigkeit, zwei Menschen, die sich lieben, zu sagen, dass das Sünde sei", sagt der Jesuitenpater von der Offenen Kirche St. Klara. Menschen, die sich zueinander bekennen wollen, diese Segnung zu gewähren, das sei keine Frage der Barmherzigkeit. "Das ist eine Frage des Rechts." Inoffiziell, auch das sagt Wiedenhaus, finden solche Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare auch in Nürnberg längst statt. "Viele von uns haben das schon gemacht", auch er selbst habe eine solche Zeremonie schon vollzogen.
Doch etliche Paare wünschen sich ein öffentliches Bekenntnis zu ihrer Liebe, und das, findet Wiedenhaus, dürfe man nicht ignorieren. "Immer, wenn in unserem Leben etwas Wichtiges passiert, hätten wir gerne eine Begleitung." Und für religiöse Menschen sei das eben die Begleitung durch die Kirche. Gemeinsam mit Stadtdekan Andreas Lurz hat der Pater deshalb eine Stellungnahme initiiert, die insgesamt 15 Priester unterzeichnet haben. Darin widersprechen sie "aus tiefster Überzeugung" der Aussage der Glaubenskongregation, dass homosexuelle Partnerschaften nicht gesegnet werden können. Auch der Papst hatte der Veröffentlichung zugestimmt.
"Theologisch unhaltbar"
Die Behauptung, dass diese Partnerschaften grundsätzlich sündhaft seien, sei theologisch unhaltbar. "Sie widerspricht unserem Auftrag als Seelsorger, Menschen an den wichtigen Stationen ihres Lebens zu begleiten und ihnen Gottes Segen zuzusprechen. Wir sind überzeugt, dass unser seelsorgerlicher Dienst uns gebietet, die Liebe zwischen Menschen zu segnen und diesen Segen auch innerhalb der Kirche zu feiern."
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Wiedenhaus ärgert sich zudem über das kategorische Nein aus Rom zu diesem Thema. Die lebhaften Reaktionen verschiedener Theologen zeigten, dass man die Diskussion damit nicht einfach beenden könne. Der Schuss sei offenbar nach hinten los gegangen und habe die Debatte erst recht befeuert.
Für einen offenen Umgang
Stadtdekan Lurz hatte eine solche Antwort aus Rom zwar erwartet, doch ärgert er sich über die theologische Begründung. "Dass da mit Sündhaftigkeit argumentiert wird, kann ich so nicht unwidersprochen stehen lassen." Menschen, die um einen solchen Segen bitten, liege sehr viel daran. Lurz wünscht sich deshalb "einen guten offenen Umgang" mit dem Thema.
Er spüre auch in Nürnberg "Unzufriedenheit und Hilflosigkeit, weil gute Lösungen auf sich warten lassen". Ein Wandel sei nötig, die kirchliche Lehre müsse sich verändern, "gut" und "schlecht" seien nicht die passenden Kategorien. "Das Menschsein ist bunt und vielfältig, das sollten wir als Geschenk Gottes akzeptieren."
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