Nürnberger S-Bahn-Tragödie: Väter sprechen bei Stern TV
5.9.2019, 11:20 UhrMehr als 200 Mal hat sich Georg Ballmann die Aufzeichnungen der Geschehnisse angesehen, die seine Welt im Januar zum Einstürzen brachten. Tränen stehen ihm ins Gesicht geschrieben, als er versucht, zu erklären, was der Verlust seines Sohnes Luca für ihn bedeutet. Er spricht von der vertanen Chance, eine Reise, die gemeinsam begonnen wurde, zu Ende zu bringen. Von einer Zeit, die nie mehr wiederkehren wird.
Luca war 16 Jahre alt, als er starb. Gemeinsam mit seinem Freund Frederic Wilke kam er im Januar an der Nürnberger S-Bahn-Haltestelle Frankenstadion zu Tode, als zwei 17-Jährige die beiden während einer Auseinandersetzung ins Gleisbett stießen. Die beiden Tatverdächtigen sitzen seitdem in Untersuchungshaft.
Die Familien der Todesopfer trauerten zunächst im Stillen. Doch seit die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben hat, drängt es die Väter der getöteten Jungen an die Öffentlichkeit. "Körperverletzung mit Todesfolge" - eine für die beiden Männer nicht nachvollziehbare Anklage. "An einem Bahnsteig muss man immer damit rechnen, dass auch ein außerplanmäßiger Zug, der nicht zwingend hält, vorbeifährt. Und das wissen auch 17-Jährige", erklärten die beiden bereits im Juli im Gespräch mit den Nürnberger Nachrichten.
An der Seite ihrer Rechtsanwälte Wolfgang Wittmann und Benjamin Schmitt wiederholten die beiden Männer ihre Kritik an der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth am Mittwochabend bei Stern TV vor einem Millionenpublikum. Trotz aller Trauer wirkten die Väter im Gespräch mit Moderator Steffen Hallaschka gefasst. Schnell wird klar, dass es den beiden nicht darum geht, in die Öffentlichkeit zu drängen, sondern dass sie ein Anliegen haben. Man könne, so betonen sie im Gespräch, das Geschehene nicht mehr rückgängig machen. Durch ihren Gang an die Öffentlichkeit hoffen die beiden nun, dazu beizutragen, solche Fälle in Zukunft zu vermeiden.