Novum bei der Bundestagswahl
Nürnbergerin Tessa Ganserer zieht als erste geoutete Transgenderfrau in Bundestag ein
27.9.2021, 07:13 Uhr
Ganserer stand auf Listenplatz 13 der bayerischen Grünen, die nach Hochrechnungen 14,1 Prozent eingefahren haben. Die Grünen-Politikerin sitzt seit 2013 im bayerischen Landtag. Im November 2018 outete sie sich öffentlich als transsexuell.
Im Wahlkreis Nürnberg-Nord lieferte sich Ganserer am Sonntag ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der SPD-Kandidatin Gabriela Heinrich um Platz zwei hinter Sebastian Brehm (CSU). Ganserer kam schließlich auf 22,6 Prozent der Erststimmen, Heinrich auf 21,9 Prozent. Ganserer sagte dem BR, sie habe ein "super Ergebnis" eingefahren, das sei ein Zeichen für eine offene und tolerante Gesellschaft.
Im Bundestag gab es bisher nur eine Transperson, die sich aber erst nach ihrer Amtszeit outete. "Die Bundestagswahlen 2021 sind in dieser Hinsicht ein historischer Moment", hatte Gabriel_Nox Koenig vom Bundesverband Trans* e.V. im Vorfeld der Wahl erklärt. Denn mit Tessa Ganserer, ihren Parteikolleginnen Victoria Broßart (Bayern) und Nyke Slawik (NRW) sowie der SPD-Politikerin Ria Cybill Geyer (Brandenburg) waren laut Verband zum ersten Mal offen lebende Transmenschen auf den Wahllisten vertreten.
Die Försterin Ganserer steht für urgrüne Themen wie Umwelt- und Naturschutz, für die sie sich bisher im Landtag einsetzte, dem sie seit 2013 angehört. Ganserer hat sich Ende 2018 als transgeschlechtlich geoutet und lebt seither als Frau. Weil die Personenstandsveränderung noch nicht abgeschlossen war, musste auf den Stimmzetteln noch ihr abgelegter männlicher Vorname - der sogenannte Deadname - erscheinen, den Ganserer eigentlich nicht mehr lesen will. Die 44-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder. Im Bundestag will sie sich unter anderem für die Rechte und die gesellschaftliche Akzeptanz transgeschlechtlicher Menschen einsetzen.