"Architektonisch toll"
Offizielle Eröffnung für alle: Zukunftsmuseum begeistert die ersten Besucher
18.9.2021, 20:08 Uhr
Wie wird die Welt sein, in fünfzig oder hundert Jahren? Werden wir im Altenheim von einem Roboter gefüttert, mit Nahrung, die aus Raupen gewonnen wurde, mit dem Flugtaxi zum Einkaufen fliegen und mit einem einzigen Gerät den kompletten Körper medizinisch analysieren können?
Es sind viele Visionen, die im neuen Zukunftsmuseum im Herzen der Altstadt zu erleben sind. Ob sie wahr werden, weiß niemand. Bei den ersten Besuchern, die am Samstag das Haus erkundeten, rief die Umsetzung aber schon einmal Begeisterung hervor.
Susanne Tischer lacht, gerade hat sich die Erlangerin vor einen großen Scanner gestellt. Dieser erfasst die Person und spuckt die Daten aus, die er daraus abliest: Größe, Geschlecht – und das Alter. "Ich seh aus wie 35, sagt die Maschine!" Susanne Tischers Alter soll an dieser Stelle nicht verraten werden, aber da sie mit ihrer 18-jährigen Tochter (die die Maschine auf 21 schätzt) da ist, dürfte klar sein, dass ihr das Ergebnis etwas schmeichelt.
Die Scanner am Beginn des ersten Stocks sind eine Spielerei, die bei Groß und Klein gut ankommen. Das neue Museum hat bei Susanne Tischer schon nach den ersten Eindrücken überzeugt. "Ich finde es architektonisch toll und dass man so viel ausprobieren kann." "Wir waren schon im Futurama in Berlin und fanden das super", sagt ihre Tochter Emilia. "Dass es so ein Museum jetzt hier auch bei uns gibt, ist großartig."
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Erwachsene sind eigentlich nur groß gewachsene Kinder – und sie entdecken im Zukunftsmuseum ihren Spieltrieb wieder. Es werden Arme in eine Schiene gelegt und die Unterarmmuskeln angespannt, um eine Armprothese zu steuern. Es werden kleine Teller mit möglichen Nahrungsquellen der Zukunft auf virtuelle Tische gestellt, um zu sehen, was der Koch da zubereitet hat. Es werden Tablets auf die Oberkörper der Museumsmitarbeiter gehalten, um dann (natürlich als Simulation) deren innere Organe in 3 D zu sehen.
Oder man steht staunend vor dem Lufttaxi, an dessen Rotor unten ein Miniauto angedockt werden könnte. Ob das sinnvoll ist? Walter Vogel ist skeptisch. Der Wendelsteiner hat die Chance genutzt und sich eines der Gratistickets gesichert, die innerhalb einer halben Stunde vergriffen waren. "Ob ich in das Lufttaxi einsteigen würde? Mmmh, also nur, wenn es richtig getestet ist." Ihm gefällt das Museum sehr. "Ich war erstaunt, dass man es hinbekommen hat, hinter einer scheinbaren Wohnhausfassade dieses futuristische Innere zu gestalten."
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Georg Jung ist mit seinen 87 Jahren vermutlich einer der ältesten Besucher an diesem Tag. "Ich wohne hier schon mein Leben lang gleich nebenan. Und jetzt wollte ich mal sehen, wie es geworden ist. Auch wenn mich diese Visionen nicht mehr betreffen, muss ich ja wissen, was es hier gibt." Es sei alles interessant, aber "der Sprung ist bei manchen Dingen doch etwas weit. Die neuen Museen wandeln sich. Ich bin eher klassische Museen gewohnt, in denen man etwas anschaut. Sehr gerne mag ich das Verkehrsmuseum. Aber meinen Enkeln und Urenkeln wird es hier sehr gefallen, gerade weil man hier so viel anfassen und ausprobieren kann".
Ausprobieren ist auch das Stichwort für Familie Raschke. Philipp, 3 Jahre, und seine Bruder Julian, 6, versuchen sich gerade an den Experimenten im freien Fall. "Wir finden es ganz toll", sagt Mama Doreen. Sie ist Berufsschullehrerin und testet das Museum auch auf seine Schulausflugstauglichkeit. Als sie gehört habe, dass das Zukunftsmuseum ein Ableger vom Deutschen Museum ist, habe sie gehofft, dass es mit dem Haupthaus in München mithalten kann. "Ja, das kann es", findet sie.
Dass es keine Gastronomie im Haus gibt, ist etwas herausfordernd für die Besucher, denn man kann zwei, drei Stunden und mehr in der Ausstellung zubringen. Es gibt zwar viele Cafés und Restaurants im Umfeld, aber das Museumsticket verliert bei Verlassen seine Gültigkeit. Man prüfe derzeit noch, wie man diese Situation verbessern kann, verspricht Pressesprecher Sebastian Linstädt. Auch warum das Ticketsystem anfangs nicht ganz rund lief, werde man analysieren.
Die Eröffnung war ein Kraftakt – auch Corona- und wahlkampfbedingt (am Freitag eröffnete Ministerpräsident Markus Söder die Schau).
Von den kleinen Stellschrauben, an denen die engagierten Museumsmitarbeiter – die überall für Erklärungen bereitstehen – noch drehen müssen, merken die Besucher nichts. Sie lassen lieber Roboter laufen oder basteln selbst an der Zukunft mit. So wie Michael Krebsbach und Celina May.
Die beiden 23-Jährigen studieren in Würzburg, er im Bereich Quantencomputing, sie im Bereich Biochemie. "Es ist schön zu sehen, wie hier im Robotik-Sektor Quantencomputer in der Realität Anwendung finden", sagt Krebsbach. "Und ich bekomme einen Eindruck von den aktuellsten Entwicklungen und Ideen aus anderen Bereichen", sagt seine Freundin. Sie war von den Exponaten aus dem medizinischen Bereich angetan. "Vor allem das Interaktive daran gefällt mir sehr."
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