Rassistische Kommentare zum Christkind: Nürnberger AfD distanziert sich

Tobi Lang

Online-Redakteur

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1.11.2019, 15:01 Uhr
Bis Heiligabend muss das neue Nürnberger Christkind Benigna Munsi rund 160 Termine absolvieren, dabei unter anderem Seniorenheime und Kindergärten besuchen.

© Roland Fengler Bis Heiligabend muss das neue Nürnberger Christkind Benigna Munsi rund 160 Termine absolvieren, dabei unter anderem Seniorenheime und Kindergärten besuchen.

In exakt vier Wochen wird Benigna Munsi von der Empore der Frauenkirche den Prolog sprechen, damit den Nürnberger Christkindlesmarkt eröffnen. Die 17-Jährige wurde am Mittwoch von einer Jury einstimmig als neues Christkind der Stadt gekürt. Für zwei Jahre wird sie das Aushängeschild, das Gesicht des traditionsreichen Weihnachtsmarktes sein. Nervosität gehört da dazu, vielleicht auch ein bisschen Lampenfieber. Doch, und das ist selten der Fall, die Wahl von Munsi sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Besonders, weil Teile der Alternative für Deutschland (AfD) mit rassistischen Kommentaren auf die Kür des Christkindes reagierten.

"Eines Tages wird es uns wie den Indianern gehen", schrieb etwa der Ableger der Partei aus dem Münchner Land - eine Anspielung auf die Ausrottung der Ureinwohner Nordamerikas. Hunderte verteidigten das junge Mädchen im Netz, warfen der AfD Rassismus vor. Mittlerweile wurde der Post gelöscht.

Nun reagiert auch der Nürnberger Ableger der Partei auf den Wirbel um Munsi. "Die Aussagen und Einstellungen einiger Personen aus der Partei nach der Wahl des neuen Christkindes waren für uns entsetzlich", sagt Matthias Vogler, Vorsitzender des Kreisverbandes. "Diese Leute haben nichts von dem verstanden was wir als Werte in unserer Partei vertreten." 

"Wie kleingeistig muss man sein, um solche Positionen zu vertreten? Wie ignorant muss man aufgestellt sein, um nicht zu verstehen, dass Frau Munsi genau das darstellt, was sich eine Gesellschaft wünschen muss?"
- Matthias Vogler, Vorsitzender des Kreisverbandes Nürnberg-Schwabach

Zuvor kritisierte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) die Kommentare aus der AfD. "Hier begegnet uns die hämische Fratze des Rassismus", sagte er. "Selbst wenn die AfD-Kreisvorsitzende sich von dem Eintrag distanziert hat, macht es die Aussage nicht besser." Das Posting zeige abermals den rechtsextremistischen Wind, der bei der AfD wehe. Auch Ministerpräsident Markus Söder sprach in einem Tweet von "schäbigem Verhalten" einzelner Funktionäre. "Diese Hetze dürfen wir nicht zulassen."

"Benigna Munsi ist das Christkind unserer Stadt"

Der Migrationshintergrund, das betont der Nürnberger Ableger, sei innerhalb des Kreisverbandes kein Thema. "Benigna Munsi ist das Christkind unserer Stadt", sagt Vogler. "Wir wünschen Ihr dabei alles Gute!"

"Ihre Frische, ihre herzliche Art und Ehrlichkeit" zeichnen Benigna Munsi aus, begründet die Jury ihre Entscheidung. Die 17-Jährige spricht neben Deutsch und Englisch auch Portugiesisch und Spanisch. Die Schülerin vom Labenwolf-Gymnasium ist Ministrantin, singt im Jugendchor der Nürnberger Kirchengemeinde - und will nach dem Abitur gerne Schauspiel studieren. Während der Endrunde mussten die Bewerberinnen ein Gedicht Vortragen und Fragen beantworten. 21 Mädchen bewarben sich auf den Posten des Christkindes, zwölf von ihnen landeten nach einem Voting - unter anderem auf nordbayern.de - in der Endauswahl.

Der Christkindlesmarkt beginnt am 29. November. Er gilt als einer der größten und traditionsreichsten Weihnachtsmärkte Deutschlands, mit Strahlkraft in die ganze Welt. Bis zum 24. Dezember erwartet die Stadt bis zu zwei Millionen Besucher.  

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