"Unerfüllbare" Auflagen: Frankens Kirchweihen wehren sich
1.5.2018, 10:30 UhrNach einem ersten Krisengespräch mit dem Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) hofft die Arbeitsgemeinschaft der Bürgervereine (AGBV) auf halbwegs praktikable Lösungen. Die Absage der Bamberger Sandkärwa machte Schlagzeilen. Die drastisch gesteigerten Anforderungen und Kosten zwangen die Betreiber in die Knie. Die Nürnberger Stadtteil-Kirchweihen fallen etwas kleiner aus und in einigen Punkten ist die Stadt den Betreibern in den vergangenen Jahren bereits entgegengekommen, etwa bei Absperrungen und der Werbung.
Autoscooter, Kinderschminken, zünftige Musik: Die Stadtteil-Kirchweihen sind beliebt:
Dennoch bedrohen bestimmte Sicherheitsvorschriften weiter die Kirchweihen. Michael Kraus vom Vorstadtverein Eibach und dem Vorstand der AGBV sagt, es gehe weniger um den Buden- und Zeltbetrieb als um Veranstaltungen im Rahmenprogramm. Besonders treiben ihn und seine Mitstreiter Vorschriften um, die sie für weit überzogen und in der Praxis schwer umsetzbar halten.
Wachposten am Verkehrsschild
Als eine der "Blüten" schilderte die SPD-Stadträtin Claudia Arabackij im Rechts- und Wirtschaftsausschuss des Stadtrats ein Beispiel aus Laufamholz: Dort habe ein Helfer ein "Verkehrsschild bewachen" müssen, wie sie es formuliert. Offenkundig ging es um eine "Durchfahrt verboten"-Anordnung. "Aber wenn uneinsichtige Autofahrer sie missachten, ist im Zweifel ein einzelner Posten auch machtlos." "Auf Kohlen" sitzen nun alle Verantwortlichen, die in den kommenden Wochen für Umzüge verantwortlich zeichnen.
"Unserer in Eibach ist für 23. Juni geplant, da müssen wir bald wissen, woran wir sind", drängt Kraus. Der wunde Punkt: Müssen tatsächlich neben jedem Fahrzeug zwei Helfer laufen – und zwar auf jeder Seite und pro Achse? Das werde "schon seit Jahren so praktiziert", behauptet Ulrike Goeken-Haidl, die Sprecherin des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (Sör).
Dort ist die neben dem Liegenschaftsamt zuständige Abteilung für Verkehrssicherheit angesiedelt. Da kämen leicht mehr "Aufpasser" zusammen als reguläre Teilnehmer, gibt Kraus zu bedenken. "Das würde das Aus für den Festzug bedeuten." Dass der besonders beliebte und umfangreiche Festzug zur Langwasserkirchweih im August kürzlich schon abgesagt wurde, hat allerdings andere Gründe: Wegen der Baustelle am Gemeinschaftshaus fehle schlicht der Platz für eine geordnete Aufstellung, machte der örtliche Bürgerverein geltend, und mögliche Alternativen konnten nicht überzeugen.
Für schier unerfüllbar halten die Bürgervereinsvertreter auch Erwartungen zur technischen Überprüfung der Umzugswagen. "Im Zweifel bräuchten wir jedes Mal einen Tüv-Experten", gibt Kraus zu bedenken. "Da muss es einen gesunden Mittelweg geben." Er hofft, dass sich allzu rigide Vorstellungen im Einklang mit den rechtlichen Vorschriften "etwas entschärfen" lassen.
Die Kirche im Dorf lassen
Indes drängen alle Fraktionen im Stadtrat darauf, die Stadtteilkirchweihen zu erhalten und bürokratische Vorschriften daraufhin abzuklopfen, wo Entlastungen möglich erscheinen. "Man muss die Kirche im Dorf lassen", plädiert beispielsweise Thomas Pirner im Namen der CSU für Augenmaß. Die Verwaltung zeigt sich immerhin aufgeschlossen. Und nach einer ersten Gesprächsrunde gibt sich Kraus auch optimistisch, dass sich akzeptable Lösungen finden lassen.
Doch so rasch, wie sich die Bürgervereine das wünschen, wird das nicht gelingen. "Der Vorschriften-Katalog soll abgespeckt und neu gefasst werden", kündigt Goeken-Haidl an. "Aber so kurzfristig lässt sich das nicht erreichen, dafür sind vor allem die Haftungsfragen zu kompliziert." Das "Ummodeln" soll daher im ruhigeren Herbst erfolgen.
Bis dahin müssten sich alle Beteiligten mit den bestehenden Bestimmungen arrangieren. Wobei gerade erst noch danach geforscht wird, worauf sich die umstrittene Zwei-Helfer-pro-Achse-Regelung tatsächlich stützt.
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